Erschienen in:
10.05.2023 | Psychoanalyse | SCHWERPUNKT: ERINNERN UND VERGESSEN
Erinnerungsorte und das Eingedenken der Psychoanalyse
verfasst von:
Benedikt Salfeld, M.A.
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert einen Vortrag von Georg Augusta zum Thema Erinnerungsorte im Spannungsfeld von Erinnern und Vergessen. Einzelne Aspekte werden hervorgehoben und teilweise in einen anderen theoretischen Kontext gestellt. So zentrale Fragen wie die nach der Möglichkeit, historischer Wahrheit habhaft werden zu können, oder nach dem Stellenwert einer auf das Hier und Jetzt fokussierten Behandlungstechnik werden vor dem Hintergrund psychischer Verarbeitungs- und Erinnerungsprozesse beleuchtet. Es wird die These entwickelt, dass eine geschichtliche Faktizität schlechthin zwar nicht rekonstruiert werden kann, dass durch die Auseinandersetzung mit psychischen Abwehrprozessen, Wünschen und Ängsten eine iterative Annäherung an historische Wahrheit gleichwohl möglich ist. „Erinnerungsorte“ können diesen Prozess befördern. Dabei sind es nicht so sehr bewusste Erinnerungen, die zu einem veränderten Geschichtsbild in der psychischen Realität beitragen, sondern die Auseinandersetzung mit bisher abgewehrten schmerzhaften Gefühlen und Sehnsüchten, wodurch sich ein realistischeres Verständnis der Vergangenheitsobjekte entwickelt. Diese Überlegungen werden am Vortrag Augustas, an psychoanalytischen Konzepten wie Nachträglichkeit und Deckerinnerung sowie an Freuds bemerkenswertem Brief an Romain Rolland ausgearbeitet.