Erschienen in:
26.05.2023 | Pflege | Leitthema
Wandel der neonatologischen Versorgung
Implikationen für die augenärztliche Versorgung
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. Eva Mildenberger, Dr. Dirk Wackernagel, Prof. Dr. Alexander K. Schuster, PD Dr. Achim Fieß, Dr. Julia Winter
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 6/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Unreife Frühgeborener setzt sie dem Risiko charakteristischer, zum Teil lebensbedrohlicher Erkrankungen und Entwicklung von Defiziten aus. Hinsichtlich des Sehens sind strukturelle (z. B. Retinopathia praematurorum [ROP]) Erkrankungen und Anomalien sowie funktionelle (Einschränkung des Sehens) Defizite zu nennen. In den Industrienationen überleben immer unreifere Frühgeborene.
Fragestellung
Welche Implikationen hat die zunehmende Anzahl überlebender sehr unreifer Frühgeborener auf die augenärztliche Versorgung in Deutschland?
Material und Methoden
Es erfolgten eine Literaturrecherche und Faktenanalyse öffentlich zugänglicher Qualitätsindikatoren und Kennzahlen.
Ergebnisse
In Deutschland kommen aktuell pro Jahr rund 60.000 Frühgeborene zur Welt. Darunter werden rund 3600 extrem unreife Frühgeborene eines Schwangerschaftsalters von < 28 Schwangerschaftswochen mit kurativem Ansatz stationär aufgenommen. Von diesen überleben rund 80 %. Die Rate an Frühgeborenen, die eine höhergradige ROP entwickelt haben, ist in den letzten Jahren in Deutschland nicht angestiegen. Die Angaben zu Inzidenzen weiterer struktureller oder funktioneller visueller Einschränkungen variieren in den Industrienationen zwischen 3 und 25 %.
Diskussion
Auch wenn die Inzidenz der ROP als charakteristische Erkrankung des unreifen Frühgeborenen in Deutschland nicht weiter steigt, müssen zusätzliche spezifische Besonderheiten der Struktur und Funktion des visuellen Systems dieser Patient*innengruppe berücksichtigt werden. Für Deutschland sind pro Jahr rund 70.000 ambulante Kontrolluntersuchungen von frühgeborenen Säuglingen und Kleinkindern, die sowohl ophthalmologische als auch entwicklungsneurologische Expertise voraussetzen, zu veranschlagen.