Bislang ist ein Screening auf Bauchaortenaneurysmen nur bei älteren Männern eine Kassenleistung. Frauen erkranken zwar seltener daran, wenn doch, ist ihr Sterberisiko allerdings höher.
Auch wenn Männer häufiger Bauchaortenaneurysmen (AAA) haben, vergrößern sich diese bei Frauen schneller und haben ein vierfach erhöhtes Rupturrisiko. Eine neue Studie zeigt: Bei Patientinnen platzen AAA schon bei kleineren Durchmessern und ihre Überlebenschancen nach einer Ruptur und anschließender Aortenreparatur sind kurz- und langfristig schlechter.
Dr. Ben Li von der Universität Toronto und sein Team analysierten für die Studie Registerdaten der US-amerikanischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie von knapp 1.200 Frauen und gut 4.100 Männern, die sich einer Aortenreparatur unterzogen hatten. Verglichen mit den männlichen Teilnehmern waren die Frauen älter (median 76 vs. 72 Jahre), hatten häufiger chronische Nierenerkrankungen (62% vs. 53%) und kleinere Durchmesser der rupturierten AAA (median 68 vs. 78 mm). Die Anzahl der endovaskulären und chirurgischen Eingriffe war in beiden Gruppen ähnlich.
Unterschiede unabhängig von Alter und Verfahren
Die Krankenhausmortalität war bei Frauen gegenüber Männern mit 34% vs. 27% signifikant höher. Diese Unterschiede blieben auch in einer Subanalyse mit über 70-Jährigen bestehen und waren unabhängig davon, welches Reparaturverfahren angewandt worden war. Die Studie umfasste einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten: In dieser Zeit sank die Krankenhausmortalität insgesamt, sie war jedoch in jedem Zeitraum bei Frauen höher.
Auch im Laufe von acht Jahren überlebten signifikant weniger Frauen als Männer (37% vs. 50%). Dieser Unterschied bestand sowohl in den USA als auch in Kanada und war ebenfalls unabhängig vom Alter oder der Methode der Aortenreparatur. Männer und Frauen hatten bessere Überlebenschancen, wenn sie sich einem endovaskulären statt einem offenen Eingriff unterzogen. Zu den Faktoren, die mit dem langfristigen Sterberisiko bei Frauen assoziiert waren, zählten höheres Alter und chronische Nierenerkrankungen.
Muss die Versorgung verbessert werden?
Li et al. plädieren für weitere Studien, um die Gründe für die geschlechtsspezifischen Unterschiede zu untersuchen. „Sie wären auch hilfreich, um festzustellen, ob es Möglichkeiten gibt, die Versorgung von Frauen mit AAA zu verbessern, einschließlich häufigerer Screenings, besserer Risikostratifizierung bei Rupturen und Strategien, um geschlechtsspezifische Diskriminierung zu verringern“, ergänzen die Forschenden.
In Deutschland haben Männer ab 65 Jahren einen gesetzlichen Anspruch auf ein Screening zur Früherkennung von AAA, Frauen bislang nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) empfiehlt Risikopatientinnen ab 65 eine einmalige Ultraschalluntersuchung der Bauchaorta. Dazu zählen aktuelle und ehemalige Raucherinnen sowie Frauen mit Bluthochdruck oder Gefäßerkrankungen – oft werden in diesem Fall die Kosten übernommen.