Die Ursachen für ein Therapieversagen nach bariatrischer Operation sind meist multifaktoriell. Mögliche Prädiktoren für einen geringeren Erfolg der bariatrischen Operation sind ein hoher initialer BMI, präoperativ vorhandene und therapierte
Essstörungen, ein
Diabetes Mellitus Typ 2 sowie ein höheres Alter bei der Operation. Postoperative Ursachen für einen nicht ausreichenden Gewichtsverlust können unter anderem ein falsches Essverhalten, persistierende
Essstörungen, aber auch Mangelerscheinungen sein (Cambi et al.
2021).
Diagnostik
Eine Evaluation des Essverhaltens durch eine Ernährungsberatung sowie eine psychologische Evaluation sollten immer erfolgen.
Zudem sollte eine Evaluation von Mangelerscheinungen und Körperzusammensetzung mittels Bioimpedanz-Analyse durchgeführt sowie die körperliche Aktivität erfasst werden.
Daran kann sich eine bildgebende Diagnostik mittels Endoskopie, Breischluck und ggf. CT des Abdomens mit oraler Kontrastierung anschließen, um eine Vergrößerung des Schlauchmagens oder des Pouches bzw. eine erweiterte Anastomose zu detektieren.
Therapie
Die initiale Therapie sollte immer konservativ erfolgen und umfasst eine Ernährungstherapie, eventuell eine begleitende
Verhaltenstherapie sowie eine Steigerung der körperlichen Aktivität.
Bei weiterem Therapieversagen kann eine interventionelle oder operative Therapie erwogen werden. Alternativ stehen off-label medikamentöse Therapien zur Verfügung. Die Entscheidung hierfür und Auswahl des Verfahrens sollten immer individuell erfolgen.
Gezeigt werden konnte eine Effektivität von GLP-1-Agonisten
(Liraglutid und Semaglutid) für die Therapie des nicht ausreichenden Gewichtsverlusts nach bariatrischer Operation (Ingelfinger und Rosen
2021; Wharton et al.
2019).
Eine endoskopische Therapie mit dem Ziel einer Verkleinerung des Magenpouches, der Anastomose oder des Schlauchmagens kann versucht werden, die Datenlage hierzu ist jedoch unserer Meinung nach nicht ausreichend.
Eine weitere Option stellt eine erneute bariatrische Operation dar. Auch hierzu fehlen bislang randomisierte Studien.
Nach einer Schlauchmagenoperation steht die Umwandlung in einen RYGB, einen OAGB, einen SADI-Bypass (Single-anastomosis-duodeno-ileal-Bypass) oder einen SASI-Bypass zur Verfügung. Wird eine Umwandlung in einen RYGB durchgeführt, so sollte eine längere biliäre Schlinge angelegt werden. Nach Abwägung des Risikos einer Malnutrition legen wir einen biliären Schenkel von 150 cm an. Die Umwandlung in einen distalisierten RYGB empfiehlt sich vor allem bei vorhandenem Reflux. Liegt kein Reflux vor, kann eine Umwandlung in einen SADI-Bypass oder alternativ einen OAGB erfolgen. Die Datenlage zum SASI-Bypass ist noch sehr dünn, sodass hierzu keine eindeutige Empfehlung gegeben werden kann.
Nach einem RYGB kann zum einen eine Verlängerung des biliären Schenkels in Kombination mit einem Verkürzen des Common Channels erfolgen, hierdurch wird eine höhere Malabsorption erreicht. Eine weitere Option stellt das Resizing des Pouches dar, eventuell in Kombination mit der Einlage eines Silikonrings, um eine erneute Pouch-Dilatation zu vermeiden.