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Thoraxchirurgie
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Publiziert am: 30.12.2022

Lungenkarzinom

Verfasst von: Niels Reinmuth und Hans Hoffmann
Bei jedem Patienten mit lokoregionär begrenztem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom sollte die chirurgische Therapie in Erwägung gezogen werden. Die radikale Resektion ist bei allen operablen Patienten im Stadium I, bei der Mehrzahl der Patienten im Stadium II und bei Patienten mit resektablen T3- oder T4-Tumoren ohne mediastinalen Lymphknotenbefall die primäre Therapie der Wahl. Patienten mit Tumoren im klinischen Stadium IIIA und resektabler N2-Metastasierung sollten einer multimodalen Therapie unter Einschluss der Chirurgie zugeführt werden. Bei Patienten mit ausreichender funktioneller Reserve sind die Standardresektionsverfahren die Lobektomie, die Lobektomie mit bronchplastischer und/oder angioplastischer Erweiterung, die Bilobektomie oder die Pneumonektomie. Nichtanatomische oder atypische Lungenresektionen sind nur in Ausnahmefällen bei Hoch-Risiko-Patienten gerechtfertigt. Die komplette ipsilaterale Lymphknotendissektion (interlobär, hilär und mediastinal) ist integraler Bestandteil der chirurgischen Therapie mit kurativer Zielsetzung. Dominierender prognostischer Faktor für das Langzeitüberleben ist die Radikalität der Resektion sowie das Tumorstadium. Die Letalität nach Lungenresektionen korreliert mit der Fallzahl der jährlich durchgeführten Eingriffe und ist in erfahrenen Zentren signifikant geringer als in Kliniken mit niedrigen Fallzahlen. Die chirurgische Therapie von Patienten mit Lungenkarzinom sollte deshalb in zertifizierten Lungenkrebszentren erfolgen.

Lungenkarzinom

Das Lungenkarzinom ist die häufigste zum Tode führende Krebserkrankung in Deutschland mit einer Inzidenz von über 50.000 Neuerkrankungen pro Jahr (Institut 2021; Bundesamt 2019). Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 69 (Frauen) bzw. 70 (Männer) Jahren. Lungenkrebs ist bei Männern die mit Abstand häufigste und bei den Frauen die zweithäufigste Krebstodesursache. Hauptrisikofaktoren sind anhaltender Nikotinabusus, Passivrauchen, Radon und ionisierende Strahlung sowie Asbest und andere Schadstoffe. Aufgrund des Fehlens von Frühsymptomen wird der Mehrzahl der Patienten mit Lungenkarzinom im fortgeschrittenen oder bereits metastasierten Stadium diagnostiziert. Charakteristische Frühsymptome fehlen. Die Entwicklung von Symptomen wie Husten, Hämoptysen, Gewichtsverlust, Dyspnoe, thorakalen Schmerzen, Heiserkeit oder Fieber weist meist auf ein fortgeschrittenes Tumorstadium hin.
Die histopathologische Typisierung von Lungentumoren wird anhand der WHO-Klassifikation durgeführt, die zuletzt 2021 überarbeitet wurde (Nicholson et al. 2022). 15–20 % der Tumoren werden histopathologisch als kleinzellige Lungenkarzinome diagnostiziert (small cell lung cancer, SCLC) und 80–85 % als nichtkleinzellige Lungenkarzinome (non-small cell lung cancer, NSCLC). Bei letzteren werden wiederum squamöse (Plattenepithelkarinome) von nichtsquamösen (insbesondere Adenokarzinomen) histopathologisch unterschieden. Die Korrelation zum inhalativen Nikotinkonsum ist für den jeweiligen histopathologischen Subtyp etwas unterschiedlich; Adenokarzinome kommen zu 20 % auch bei Nie- oder Nichtrauchern vor, während das Plattenepithelkarzinom als der klassische „Raucherkrebs“ gilt. Darüber hinaus gibt es Tumoren, die entweder unterschiedliche histologische Anteile aufweisen oder so undifferenziert sind, dass sie kein eindeutiges morphologisches oder immunhistochemisches Muster aufweisen. Neben histologischen Charakteristika können Lungentumoren auch nach molekularen Veränderungen und stromalen Faktoren (wie Infiltration von spezifischen Leukozyten) weiter differenziert werden. Diese Entwicklung hat die Therapie bereits heute grundlegend verändert und erheblich diversifiziert.

Lungenkrebsfrüherkennung

Aufgrund des Fehlens charakteristischer Frühsymptome werden Lungenkarzinome zumeist im späten Tumorstadium diagnostiziert, was für die hohe Sterblichkeit dieser Erkrankung mitverantwortlich ist. Daher wird schon seit Jahrzehnten an geeigneten Möglichkeiten und Programmen einer Früherkennung geforscht. So wurde beispielsweise die Rolle der Sputumzytologie in Verbindung mit konventionellem Röntgen-Thorax-Screening und der eigenständige Beitrag der Sputumzytologie in klinischen Studien untersucht, wobei bisher keine Studie einen Überlebensvorteil durch das Screening zeigen konnte. Auch die Messung von Tumormarkern im Blut erwies sich als zu gering positiv prädiktiv für eine Routineuntersuchung von Risikopatienten. Aktuell sind in Deutschland keine Screeningprogramme für das Lungenkarzinom etabliert. Die Untersuchung zur Früherkennung von Lungenkrebs ist daher gegenwärtig nach den Regelungen des Strahlenschutzgesetzes außerhalb der medizinischen Forschung nicht zulässig. Bei den anderen häufigen Tumorinzidenzen (Mammakarzinome, kolorektale Karzinome und Prostatakarzinome) konnten dagegen erfolgreich Screeningprogramme etabliert werden, die deutlich zur Reduktion der Mortalität beigetragen haben. Aufgrund des bekannten und eindeutigen Hauptrisikofaktors – des Nikotinabusus – ist eine Konzentration auf Risikogruppen naheliegend.
Jüngere Studien konnten zeigen, dass in definierten Hoch-Risiko-Populationen mittels Durchführung von Niedrig-Dosis-CTs (LDCT) Frühkarzinome grundsätzlich detektiert werden können und dies die Lungenkarzinommortalität senken kann. Zwei aktuelle Meta-Analysen von Hunger et al. 2021 und Passiglia et al. 2021 errechneten auf der Basis der 8 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 87.876 eingeschlossenen Risikopersonen (LDCT vs. kein LDCT oder LDCT vs. Röntgen-Thorax) eine Risikoreduktion bezüglich der lungenkarzinombedingten Mortalität von 12 % respektive 13 % (Passiglia et al. 2021; Hunger et al. 2021). Auf dieser Basis haben bereits mehrere insbesondere US-amerikanische Fachgesellschaften Empfehlungen für ein flächendeckendes Lungenkarzinom-Screening ausgesprochen. Auch in Deutschland wurde die bisher ablehnende Haltung gegenüber eines Lungenkrebs-Screenings neu bewertet. Da neben der Reduktion der Lungenkrebsmortalität zahlreiche weitere Faktoren wie Überdiagnostik, Schäden durch die Screeningmaßnahmen, einschließlich strahlentoxischer Schäden und Beeinträchtigung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, berücksichtigt werden müssen, wird derzeit über einen klar definierten Rahmen wie Risikopopulation sowie Art und Methodik eines möglichen Screening-Programmes diskutiert. In einem Positionspapier der Europäischen Fachgesellschaften wurden notwendige Eckpunkte für ein qualitätsgesichertes Früherkennungsprogramm für das Lungenkarzinom beschrieben (Kauczor et al. 2020). Mit der Einführung eines nationalen (oder europaweiten) LDCT-basierten Lungenkrebsfrüherkennungsprogramms ist nach derzeitigem (Juli 2022) Sachstand nicht vor 2024 zu rechnen.

Abklärung eines zufallsbefundlich entdeckten Lungenrundherdes

Lungenrundherde sind ein häufiger Befund bei einer Computertomografie(CT)-Untersuchung des Thorax. Bei etwa 20–40 % der CT-Thoraxuntersuchungen wird mindestens 1 Lungenrundherd beschrieben. In der weit überwiegenden Zahl sind diese Herde benigne, eine kleine Anzahl entspricht jedoch einem Lungenkarzinom im Frühstadium. Lungenrundherde werden nach ihrer Radiomorphologie als solide oder subsolide Herde klassifiziert, wobei die subsoliden Herde wiederum in reine Milchglasherde (pure ground-glass, GG) und gemischt-solide (part-solid, PS) Herde unterschieden werden (Bankier et al. 2017; Callister et al. 2015; MacMahon et al. 2017). Anamnestisch wichtige Befunde sind ältere Röntgenbilder und CT-Untersuchungen. Sie geben erste wichtige Hinweise auf Zeitdauer und Größenwachstum des Rundherdes (MacMahon et al. 2017{Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, 2022 #6622). Risikofaktoren für maligne Rundherde sind Alter, Raucherstatus, Anamnese eines extrapulmonalen Tumors, Rundherdgröße, Radiomorphologie und Lokalisation im Lungenoberlappen.
Bei Nachweis eines Lungenherdes muss zunächst die Malignitätswahrscheinlichkeit der Läsion unter Berücksichtigung anamnestischer, klinischer und morphologischer Kriterien abgeschätzt werden. Extern validierte Online-Wahrscheinlichkeitsrechenmodelle können bei der initialen Beurteilung der Malignität eines pulmonalen Rundherdes helfen (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Anschließend sollten die Befunde interdisziplinär besprochen und eine Handlung abgeleitet werden mit insbesondere der Frage, ob der Rundherd zunächst mittels CT-Kontrollen beobachtet oder direkt weiter abgeklärt werden soll. Entsprechende Empfehlungen hierzu finden sich z. B. in der S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“ (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022).

Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom

Die Behandlung des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) hat sich in den letzten Jahren fast vollständig gewandelt, insbesondere im metastasierten Stadium. Aufgrund der raschen Entwicklung mit stetig neuen Studienergebnissen werden die Empfehlungen in der S3-Leitlinie zum Lungenkarzinom, die im Leitlinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. erstellt wird, als auch die Therapieempfehlungen z. B. der DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V.) oder der ESMO (European Society for Medical Oncology) regelmäßig aktualisiert (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Jeder neu diagnostizierte Patient mit Lungenkarzinom sollte in einem thoraxonkologischen Tumorboard unter Beteiligung aller relevanten Fachdisziplinen vorgestellt werden. Therapieempfehlungen für Patienten mit einem Lungenkarzinom sollten immer in einem interdisziplinären Konsens erfolgen.

Klinisches Staging

Eine Stadieneinteilung soll zur prognostischen Abschätzung, zur Therapieplanung und aus Gründen der Qualitätssicherung bei allen Patienten erfolgen. Aktuell ist die 8. Auflage der TNM-Klassifikation gültig, die von IASLC, AJCC und UICC erarbeitet wurde (Kap. „Staging bei thorakalen Malignomen“).
Das klinische Staging (cTNM), d. h. die Beurteilung der lokalen Tumorausdehnung und der Ausschluss von Fernmetastasen resultiert aus einer logischen Abfolge von klinischer Untersuchung, bildgebender Diagnostik und invasiven diagnostischen Prozeduren. Die klinische Untersuchung umfasst den kompletten somatischen Status unter besonderem Augenmerk auf obere Einflussstauung mit Umgehungskreisläufen, Rekurrensparese, Horner-Syndrom, palpable supraklavikuläre, zervikale oder axilläre Lymphknoten, Pleuraerguss, Retentionspneumonie, Atelektase. Die bildgebende Diagnostik (Kap. „Bildgebende Diagnostik in der Thoraxchirurgie“) dient der Beurteilung der lokalen Tumorausdehnung (T-Status) sowie des Lymphknotenbefalls (N-Status) und dem Ausschluss von Fernmetastasen (M-Status). Bei allen Therapieentscheidungen auf der Basis des klinischen Tumorstadiums (cTNM) muss bedacht werden, dass jedes cTNM mit einer großen Ungenauigkeit belastet ist. Die Indikation zur weiteren invasiven Abklärung (Kap. „Endoskopische invasive Diagnostik in der Thoraxchirurgie und Thoraxpunktion“ und Kap. „Chirurgisch-invasive Diagnostik in der Thoraxchirurgie“) aller fraglichen Befunde sollte daher großzügig gestellt werden, insbesondere zur sicheren Beurteilung des N-Status. Sowohl einzelne signifikant vergrößerte Lymphknoten (>1 cm) als auch eine ungewöhnlich große Zahl an grenzwertig großen mediastinalen Lymphknoten sollten Anlass für eine invasive Abklärung sein.

Funktionelle Operabilität

Bei jedem Patienten vor geplanter Lungenresektion ist neben der notwendigen Diagnostik zur Beurteilung der allgemeinen Operabilität, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, zur Abschätzung der funktionellen Operabilität eine Lungenfunktionsdiagnostik mit einfacher Spirometrie (Vitalkapazität, Einsekundenkapazität [FEV1]) und arterieller (kapillärer) Blutgasanalyse (pO2, pCO2) obligat. Eine respiratorische Globalinsuffizienz bedeutet in der Regel funktionelle Inoperabilität. Grenzbefunde sind eine Indikation zu weiterer Funktionsdiagnostik (Ergospirometrie, Diffusionskapazität). Die FEV1 hat sich als der wichtigste Parameter zur Abschätzung des operativen Risikos und der späten postoperativen Lungenfunktion erwiesen und erlaubt zusammen mit der quantitativen Perfusionsszintigrafie der Lunge eine Beurteilung der regionalen Lungenfunktion nach der Formel: postop FEV1 = präop FEV1 x % Perfusion der verbleibenden Lunge. Die postoperative FEV1 muss in jedem Fall größer als 800 ml sein, um einen resezierenden Eingriff zuzulassen. Die erforderliche Abklärung richtet sich nach dem Ausmaß der geplanten Lungenresektion und sollte sich immer an dem größten denkbaren Eingriff orientieren (Kap. „Präoperative Lungenfunktionsdiagnostik in der Thoraxchirurgie“).

Stadienabhängige Therapie des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms

Prinzipien der kurativen chirurgischen Therapie

Bei jedem Patienten mit lokoregionär begrenztem NSCLC sollte die chirurgische Therapie in Erwägung gezogen werden Die radikale Resektion ist bei allen operablen Patienten im Stadium I und bei der Mehrzahl der Patienten im Stadium II die primäre Therapie der ersten Wahl. Patienten im klinischen Stadium IIIa sollten einer multimodalen Therapie gegebenenfalls unter Einschluss der Chirurgie zugeführt werden. Nur in Ausnahmefällen hat die Chirurgie im Stadium IV mit palliativer Indikation ihren Platz. Die chirurgische Therapie des NSCLC mit kurativer Zielsetzung geschieht unter folgenden Prinzipien:
  • Die komplette, d. h. radikale Resektion des Tumors ist das Ziel der chirurgischen Therapie bei NSCLC. Dies erfordert immer eine anatomische Lungenresektion. Standardresektion ist die Lobektomie, bei peripher gelegenen Tumoren kleiner als 2 cm Durchmesser ist gegebenenfalls die anatomische Resektion des/der tumortragenden Lungensegmente(s) ausreichend.
  • Eine Tumoreröffnung intraoperativ ist peinlichst zu vermeiden, um eine Tumorzellverschleppung zu verhindern. Die En-bloc-Resektion aller infiltrierten Strukturen ist daher obligat.
  • Ist die Tumordiagnose präoperativ nicht bekannt, wird diese intraoperativ mittels Schnellschnittdiagnostik nach vollständiger Resektion oder Stanzbiopsie des Lungenrundherdes gestellt.
  • Alle Resektionsränder (Bronchus, Gefäße, periphere Absetzungsränder) sollten intraoperativ mittels Schnellschnittdiagnostik mikroskopisch auf Tumorfreiheit überprüft werden. Gegebenenfalls ist – soweit funktionell und technisch möglich – eine Nachresektion vorzunehmen.
  • Nicht befallene Lungenlappen sollten erhalten und gegebenenfalls reanastomosiert werden (bronchoplastische Operationen). Es gibt keinen Überlebensvorteil durch eine Resektion, die über die radikale Entfernung des makroskopisch und mikroskopisch sichtbaren Tumors hinausgeht.
  • Die komplette ipsilaterale Lymphknotendissektion (interlobär, hilär und mediastinal) vervollständigt jede chirurgische Therapie mit kurativer Zielsetzung.

Lokales begrenztes Stadium I und II

Die radikale Resektion ist bei allen operablen Patienten im Stadium I und bei der Mehrzahl der Patienten im Stadium II die primäre Therapie der Wahl, wenn keine Kontraindikationen vorliegen (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Das Stadium I umfasst Lungenkarzinome ohne Lymphknotenbefall mit Tumoren im größten Durchmesser kleiner als 3 cm (Stadium IA) bzw. 4 cm (Stadium IB). Stadium II umfasst Lungenkarzinome mit lokal begrenztem intrapulmonalem und/oder hilärem Lymphknotenbefall oder große (5–7 cm) nodal negative Tumoren. Die Standardresektion ist die einfache Lobektomie oder Manschettenlobektomie (bei infiltrativem N1-Lymphknotenbefall am proximalen Lappenbronchus) mit systematischer interlobärer, hilärer und mediastinaler Lymphknotendissektion.
Limitierte Resektion
Bei peripher gelegenen Tumoren bis maximal 2 cm Durchmesser ist die anatomische Segmentresektion eine Alternative zur Lobektomie. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich die Tumoren in der präoperativen CT-Diagnostik milchglasartig darstellen (sog. GGOs, ground glas opacity) und es sich damit mit hoher Wahrscheinlichkeit um präinvasive oder minimalinvasive Adenokarzinome handelt. Die Erkenntnisse basieren wesentlich auf Untersuchungsergebnissen japanischer Studien, die das Langzeitüberleben von Patienten mit NSCLC und klinischer T1N0M0-Situation nach Lobektomie im Vergleich zur sublobaren Resektion untersuchten. Aktuell liegen die Daten der japanischen JCOG0802-Studie vor, in der n = 1106 Patienten mit einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom im Stadium IA randomisiert eine Lobektomie oder anatomischen Segmentresektion erhielten. Das rezidivfreie 5-Jahresüberleben war mit 87,9 % bzw. 88,0 % nicht unterschiedlich zwischen den Gruppen. Im -5-Jahresgesamtüberleben zeigte sich jedoch mit 94,3 % gegenüber 91,1 % ein signifikanter Vorteil für die Segmentresektion. Dieser Vorteil war überwiegend durch eine geringere Mortalität an Zweitmalignomen und eine höhere Rate an kurativen Therapien für Zweitmalignome in der Segmentgruppe bedingt. In beiden Gruppen zusammen starben im Beobachtungszeitraum (Median 7,3 Jahre) 4,9 % der Patienten an ihrem primären Lungenkarzinom und 7,8 % an einer anderen Todesursache, überwiegend an einem Zweitmalignom (Saji et al. 2022). Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Untersuchungsergebnisse auch in aktuell laufenden prospektiv randomisierten nordamerikanischen und europäischen (SevLoT1a-Studie) Studien bestätigen werden.
Minimalinvasive Operation (VATS-/RATS-Lobektomie)
Als operativer Standard für Tumoren im Stadium I hat sich die videothorakoskopisch durchgeführte Lobektomie (VATS-Lobektomie) etabliert und wurde in den letzten Jahren durch den Einsatz roboterassistierter Verfahren (RATS) weiterentwickelt. Die VATS oder RATS – als minimalinvasive Verfahren – sind aufgrund deutlich kleinerer Inzisionen und Verzicht auf eine Spreizung der Rippen für den Patienten deutlich weniger belastend als eine offene Thorakotomie. Dies wurde kürzlich in einer in Großbritannien durchgeführten multizentrischen Studie für die VATS-Lobektomie mit über 500 Patienten bestätigt (Lim et al. 2022). Allerdings ist der Vorteil der geringeren operativen Belastbarkeit nach 3 Monaten bereits egalisiert. Signifikante Unterschiede im Schmerzmittelbedarf oder in der Hospitalisierungsdauer zeigten sich in dieser Studie nicht. Onkologisch ist die VATS-Lobektomie der offenen Lobektomie nicht unterlegen, sofern keine Kompromisse in der onkologischen Radikalität und insbesondere bei der Lymphknotendissektion gemacht werden (Yan et al. 2009). Prinzipiell ist jede anatomische Lungenresektion minimalinvasiv und onkologisch korrekt durchführbar. Bei interlobärer Lymphknotenmetastasierung im Stadium II oder mediastinaler Lymphknotenmetastasierung sollte zu einer offenen Thorakotomie konvertiert werden, um Kompromisse in der onkologischen Radikalität zu vermeiden.
Adjuvante und neoadjuvanteTherapie im Stadium I/II
Nach vollständiger onkologischer Tumorresektion (R0-Status) mit systematischer Lymphadenektomie besteht im Stadium I keine Indikation für eine adjuvante Chemo- oder Radiotherapie. Empfohlen wird eine regelmäßige onkologische Nachsorge. Ab dem Stadium IIA besteht bei positiven N1-Lymphknoten nach erfolgter R0-Resektion die Indikation zur adjuvanten platinbasierten Chemotherapie. Auch bei einem Tumordurchmesser über 5 cm (T2b) und negativen N1-Lymphknoten wird bei gutem Allgemeinzustand die Durchführung der adjuvanten Chemotherapie empfohlen. Als Standard gelten derzeit 4 Zyklen einer Kombinationstherapie aus Cisplatin und Vinorelbin (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Weder im Stadium I noch im Stadium II ist nach erfolgter R0-Resektion die Indikation für eine adjuvante Strahlentherapie gegeben. Bei lokaler R1-Situation besteht, sofern technisch keine Nachresektion möglich ist, die Indikation zur adjuvanten Radiatio, um die Lokalrezidivrate effektiv zu senken.
Alternativ zur adjuvanten Therapie kann auch eine neoadjuvante Chemotherapie im Kontext einer kurativen Resektion im Stadium II zur Verbesserung der Gesamtprognose empfohlen werden. Vorteile sind in der besser zu applizierenden Dosisintensität (keine postoperativen Einschränkungen) und einer möglichen präoperativen Verkleinerung zu sehen, ein möglicher Nachteil in der eingeschränkten pathologischen Bewertung der primären Tumorausdehnung/des Lymphknotenbefalles.
Weitere adjuvante und neoadjuvante Therapieverfahren im Stadium II
Der Wert einer adjuvanten Systemtherapie mit molekular zielgerichteten und Immuncheckpoint-Inhibitoren ist derzeit Gegenstand zahlreicher Studien. Erste Daten deuten an, dass eine neoadjuvante Checkpoint-Inhibitor-Therapie, die über einen begrenzten Zeitraum (z. B. 4 Wochen) durchgeführt wird, gut vertragen wird und bei einem Teil der Tumoren zu einem ausgeprägten histopathologischen Ansprechen führt (major pathological response, MPR). Dieses ist definiert als maximal 10 % vitale Tumorzellen im Resektat. Laufende Studien werden zeigen, inwieweit eine hohe MPR-Rate das Gesamtüberleben und die Resektionsrate verbessern und ob durch die neoadjuvante Therapie manche Patienten auch nicht operiert werden können (Forde et al. 2018). Aktuell wird der Einsatz einer neoadjuvanten oder auch adjuvanten Checkpoint-Inhibitor-Therapie allein oder in Kombination mit Chemotherapie in klinischen Studien untersucht. In der CheckMate-816-Studie führte die neoadjuvante Gabe einer Chemotherapie in Kombination mit Nivolumab im Vergleich zu einer alleinigen Chemotherapie zu einer signifikanten Verbesserung der kompletten pathologischen Remissionsrate (24,0 % vs. 2,2 %) und des ereignisfreien Überlebens (EFS; Hazard ratio 0,63) (Forde et al. 2022). Aufgrund der signifikanten Verbesserung des EFS in der Impower-010-Studie ist bereits die adjuvante Therapie mit Atezolizumab bei Patienten mit einer hohen PD-L1-Exposition >50 % nach stattgehabter platinhaltiger Chemotherapie und bei Ausschluss von EGFR- oder ALK-Alterationen zugelassen (Felip et al. 2021).
Die ADAURA-Studie untersuchte als Phase-III-Studie den Einsatz des Tyrokinase-Inhibitors (TKI) Osimertinib als adjuvante Therapie bei Patienten mit EGFR-mutierten NSCLC nach kompletter Resektion und optionaler adjuvanter Chemotherapie im Stadium IB–IIIA. (Wu et al. 2020) Die adjuvante 3-jährige Behandlung mit Osimertinib führte gegenüber Placebo zu einer signifikanten Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens (2-Jahre DFS = 89 % vs. 53 %; HR = 0,21; 95 % KI: 0,16–0,28; p<0,0001). Da die Studie frühzeitig unverblindet wurde, müssen zur endgültigen Bewertung weitere Datenanalysen abgewartet werden. Belastbare Daten zum Gesamtüberleben liegen aktuell noch nicht vor. Andere Studien mit anderen TKIs zeigten ebenfalls eine (allerdings geringere) Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens, die jedoch nicht zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens geführt hatte. Dennoch wird die ADAURA-Studie die Diskussion über den Einsatz zielgerichteter Therapien im frühen Stadium prägen.
Stereotaktische Radiotherapie in den Stadien I und IIA
Etwa 12–25 % der Patienten mit NSCLC sind auf Grund von Komorbiditäten oder funktionell inoperabel und eine kleine Zahl von Patienten lehnt die Operation ab. Die Lungenstereotaxie (SBRT) ist für diese Patienten eine Alternative zur Operation und kann – wenn sie an spezialisierten Zentren durchgeführt wird – in den frühen Stadien I und IIA eine gute lokale Kontrolle und ein progressionsfreies Überleben nach 5 Jahren von 77 % erreichen (Chang et al. 2021). Im Vergleich zwischen chirurgischem Ansatz und SBRT zeigen mehrere, nichtrandomisierte Studien eine Unterlegenheit der stereotaktischen Therapie (Khorfan et al. 2020; Khakwani et al. 2020; Ijsseldijk et al. 2021). Bei 1.359 retrospektiv identifizierten Patienten mit Stadium I/II N0 NSCLC, die für operabel befunden worden waren, jedoch eine SBRT gewünscht hatten, wurde ein 5-Jahresüberleben von 38,1 % beschrieben, was im Vergleich zu einer ausgewählten Vergleichsgruppe operierter Patienten aus der gleichen Datenbank deutlich unterlegen war (57,2 %) (Khorfan et al. 2020). Auf Grund ihrer therapeutischen Überlegenheit im Vergleich zur hoch dosierten, konventionell fraktionierten 3D-konformalen Radiotherapie stellt die SBRT nun den Therapiestandard für die inoperablen frühen Stadien dar.

Lokal fortgeschrittenes Stadium III

Tumoren im Stadium III sind durch ein lokal fortgeschrittenes Wachstum (T3/T4) und/oder einen positiven N2/N3-Lymphknotenbefall charakterisiert. Die Unterteilung in Stadium IIIA und IIIB/IIIC trennt prinzipiell technisch resektable Tumorausbreitungen im Stadium IIIA von meist inoperablen Erkrankungsausdehnungen im Stadium IIIB/C.
Therapie im Stadium IIIAN2
Die 5-Jahresgesamtüberlebensrate liegt bei klinisch diagnostiziertem Stadium IIIA bei ca. 36 % (Goldstraw et al. 2016) mit jedoch hoher Variabilität. Vor allem Ausmaß und Lokalisation der mediastinalen Lymphknotenmetastasen sind prognostisch relevant und werden in der Klassifikation nach Robinson erfasst (Robinson et al. 2007). Die Klassifikation unterscheidet zwischen postoperativ (IIIA1) oder intraoperativ (IIIA2) diagnostizieren N2-Lymphknotenmetastasen (inzidentelles N2). Hiervon werden potenziell resektable präoperativ diagnostizierte Lymphknotenmetastasen in ein oder mehreren Positionen (IIIA3) sowie nichtresektable Lymphknotenmetastasen mit einer Größe über 2–3 cm mit extrakapsulärer Infiltration („bulky disease“) (IIIA4) abgegrenzt.
Bei Patienten im Stadium IIIA1–2 (inzidenteller N2-Status) ergab das präoperative klinische Staging eine falsch-negative N2-Situation, sodass die Patienten unter der Annahme eines maximal vorliegenden IIB-Stadiums primär operativ therapiert werden. Im Anschluss an die Operation ist eine adjuvante platinbasierte Chemotherapie indiziert. Bei hohem lokalem Rezidivrisiko sollte auch eine zusätzliche adjuvante mediastinale Radiatio multidisziplinär diskutiert werden.
Insbesondere das bestmögliche Behandlungskonzept und der Stellenwert der chirurgischen Therapie im Stadium IIIA3 werden international kontrovers diskutiert. Die Therapiestrategien reichen von der primären onkologischen Resektion über multimodale Therapieverfahren mit neoadjuvanter (Radio-)Chemotherapie bis hin zur primär definitiven Radiochemotherapie oder Radiochemotherapie mit Immuntherapie. In Europa wird im Gegensatz zum amerikanischen Raum der chirurgischen Therapie im Stadium IIIA tendenziell ein größerer Stellenwert eingeräumt, während in den USA die Durchführung einer definitiven Radiochemotherapie bei der Indikationsstellung favorisiert wird. Patienten im Stadium IIIA3 und mit technisch resektabler Tumorausdehnung werden in Deutschland nach Möglichkeit mit einem Induktionsprotokoll (neoadjuvante Chemotherapie oder simultane neoadjuvante Radiochemotherapie) vorbehandelt. Eine Phase-III-Studie bei 232 Patienten mit Stadium IIIA/N2 NSCLC konnte allerdings keinen Überlebensunterschied zwischen einer Induktions-Radiochemotherapie und einer alleinigen neoadjuvanten Chemotherapie aufzeigen (Pless et al. 2015) Voraussetzung für die Durchführung der anschließenden Operation ist die im Restaging CT-morphologisch mindestens nachgewiesene Progressionsfreiheit. Eine Überlegenheit des multimodalen Therapiekonzeptes mit Operation gegenüber einer definitiven Radiochemotherapie konnte aus bislang vorliegenden Studienergebnissen hinsichtlich des Gesamtüberlebens nicht sicher abgeleitet werden (Pottgen et al. 2017; McElnay et al. 2015). Allerdings zeigen ältere Studien bei primär resektablem N2-Befall einen Überlebensvorteil für die komplette Resektion durch eine Lobektomie nach neoadjuvanter Vorbehandlung (Albain et al. 2009). In der schon erwähnten CheckMate-816-Studie konnte zudem in der Subgruppe von Stadium-IIIA-Patienten durch die neoadjuvante Immunchemotherapie eine Verminderung des Operationsausmaßes sowie eine deutlich höhere komplette pathologische Remissionsrate gezeigt werden, was mit einer sehr vorteilhaften Prognose korreliert (Forde et al. 2022). In Einzelfällen – bei Befall lediglich einer mediastinalen Lymphknotenstation ohne Anhalt für Kapseldurchbruch – kann im Stadium IIIA3 die Operation auch am Anfang der multimodalen Therapiesequenz stehen mit anschließender adjuvanter Chemo(radio-)therapie.
Therapie der Wahl im Stadium IIIA4 ist die definitive simultane Chemoradiotherapie. Lediglich für ausgewählte Patienten ist die Induktionstherapie gefolgt von Operation eine Option. Voraussetzungen hierfür sind jedoch ein guter Allgemeinzustand und ein sehr gutes Ansprechen auf die Induktionstherapie.
Therapie in den Stadien T3N1 und T4N0–1
Die Operation ist die Therapie der Wahl, wenn keine Kontraindikationen vorliegen und der Lokalbefund als operabel beurteilt wird. Gelingt eine radikale Resektion, haben diese Patienten eine sehr gute Prognose mit 5-Jahresüberlebensraten von bis zu 70 %. Aufgrund der lokalen Tumorausdehnung sind häufig erweiterte Resektionen und sog. Manschettenresektionen mit broncho- und/oder angioplastischer Rekonstruktion erforderlich.
Radiochemotherapie im Stadium III
Alternativ zur chirurgischen Resektion kann die Kombination von Chemotherapie und einer definitiven Strahlentherapie des Primärtumors und des befallenen Lymphabflusses angestrebt werden. Patienten, die für kurative Therapiekonzepte nicht geeignet sind (beispielsweise aufgrund von Komorbiditäten), erhalten zumeist eine alleinige thorakale Strahlentherapie (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022).
Nach kombinierter Radiochemotherapie sollte bei NSCLC-Tumoren mit Nachweis einer PD-L1-Expression von mindestens 1 % bei Fehlen von Kontraindikationen eine 1-jährige additive Therapie mit dem PD-L1-Antikörper Durvalumab angeschlossen werden. In der Phase-III-Studie PACIFIC führte die konsolidierende immunmodulatorische Therapie durch Gabe des PD-L1-Antikörpers Durvalumab (10 mg/kg alle 2 Wochen) über bis zu 1 Jahr bei 709 Patienten mit nichtresezierbarem NSCLC im Stadium III nach abgeschlossener simultaner, definitiver Radiochemotherapie (54–66 Gray zu einer signifikanten Verbesserung der beiden primären Endpunkte PFS (HR = 0,55) und Gesamtüberleben (HR = 0,72) (Spigel et al. 2022). Das Risiko einer schwergradigeren Pneumonitis (Grad 3/4) war durch die Checkpoint-Inhibitor-Therapie nicht deutlich erhöht (3,4 % versus 2,6 %). Da in einer nicht geplanten Subgruppenanalyse Patienten mit PD-L1-Expression <1 % keinen Überlebensvorteil von der additiven Therapie mit Durvalumab zeigten, wurde dieses Kollektiv von der Zulassung der EMA ausgenommen. Nach sequentieller Chemostrahlentherapie ist der Einsatz von Durvalumab aktuell schlecht untersucht, dennoch erlaubt die Zulassung die Therapie auch dieser Patienten bei PD-L1-Expression von mindestens 1 %. Aktuelle Studien untersuchen unter anderem den Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren auch während der Chemoradiotherapie-Phase sowie nach sequentieller Chemostrahlentherapie (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022).
Pancoast-Tumoren
Als Sulcus superior oder Pancoast-Tumoren werden apikale T3- bzw. T4-Lungenkarzinome bezeichnet, die sich durch ihr invasives Wachstum in den Plexus brachialis, die Wirbelkörper oder V. bzw. A. subclavia auszeichnen. Entscheidend für die Therapieplanung ist die optimale lokale Bildgebung mittels CT und MRT zur Beurteilung der Operabilität, insbesondere die Beziehung zum Plexus brachialis, gegebenenfalls zu den Neuroforamina und Wirbelkörpern. Prospektiv randomisierte Studien zur Therapie von Pancoast-Tumoren fehlen. Eine präoperative Radiochemotherapie verbessert als Induktionsbehandlung die lokale Kontrolle und damit die Möglichkeit der kompletten Resektabilität und gilt heute als fester Bestandteil des trimodalen Behandlungskonzeptes bestehend aus neoadjuvanter Radiochemotherapie mit anschließender Tumorresektion. Der Stellenwert einer Bestrahlung mit Kohlenstoffionen im Rahmen der neoadjuvanten Radiochemotherapie wird derzeit in einer klinischen Studie bei Patienten mit Pancoast-Tumoren geprüft (INKA-Studie, Universität Heidelberg) (Hauswald et al. 2015)
Salvage-Operationen
Salvage-Thoraxoperationen sind eine immer häufigere Indikation bei Patienten mit Lungenkrebs geworden (Van Schil 2010). Grundsätzlich lassen sich drei unterschiedliche Indikationen für eine Salvage-Chirurgie bei Patienten mit Lungenkrebs unterscheiden: a) die operative Resektion eines persistierenden oder rezidivierenden primären Lungentumors nach stereotaktischer Strahlentherapie, b) die Salvage-Lungenresektion nach definitiver Radiochemotherapie bei nichtkleinzelligem Lungenkarzinom oder c) palliative Chirurgie bei z. B. massiven Hämoptysen oder Bronchialobstruktion mit therapieresistenter Retentionspneumonie. Allen Indikationen ist gemeinsam, dass es sich immer um Einzelfallentscheidungen handelt. Die veröffentlichten Serien sind alle retrospektiv, umfassen nur eine kleine Patientenzahl und beziehen sich auf einen langen Zeitraum an einer einzelnen Einrichtung. Alle Studien zeigen, dass diese Operationen oft chirurgisch herausfordernd und anspruchsvoll sind und eine sorgfältige Berücksichtigung individueller patientenbezogener Faktoren erfordern.
SBRT ist eine zunehmend angewandte Therapie bei Patienten mit Lungenkrebs im Stadium I. Während die SBRT in der Vergangenheit typischerweise als Alternative zur Operation bei Patienten angesehen wurde, die für eine Operation nicht geeignet sind oder ein hohes Risiko aufweisen, wird diese Therapie zunehmend häufiger auch bei gesünderen, potenziell operablen Patienten eingesetzt. In einer retrospektiven Analyse aus dem MD Anderson Cancer Center von 21 Patienten mit Lungenresektionen nach lokalem SBRT-Versagen konnten die Autoren zeigen, dass eine Resektion nach lokalem Versagen der SBRT bei hoch selektierten Patienten mit akzeptabler Morbidität und Mortalität machbar und sicher ist. Das Resektionsverfahren war bei 12 Patienten eine Lobektomie, bei 8 Patienten eine sublobare Resektion, bei einem Patienten wurde eine Pneumonektomie durchgeführt (Antonoff et al. 2017).
Lokalrezidive werden bei 20–35 % der Patienten nach definitiver Radiochemotherapie bei nichtkleinzelligem Lungenkrebs im Stadium III beobachtet. In ausgewählten Fällen kann eine sekundäre Resektion im Sinne einer Salvage-Operation in Betracht gezogen werden. Eine Studie aus Italien identifizierte 35 Fälle, die nach einer definitiven Radiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkrebs über einen Zeitraum von 10 Jahren einer Salvage-Operation unterzogen wurden, was 1,2 % aller Lungenresektionen bei Lungenkrebs entspricht, die in dieser Einrichtung durchgeführt wurden (Casiraghi et al. 2017). Die Autoren zeigten ein akzeptables postoperatives Überleben (2- und 3-Jahres-OS 39 % bzw. 33 %) und akzeptable Komplikationsraten (25,7 %). Eine weitere Studie aus den Niederlanden berichtete über 15 Patienten, bei denen wegen eines lokoregionären Rezidivs oder eines persistierenden Tumors nach einer Hoch-Dosis-Radiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenem NSCLC eine Salvage-Operation durchgeführt wurde. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass eine Salvage-Operation bei ausgewählten Patienten mit lokoregionärem Rezidiv oder persistierendem Tumor nach Hoch-Dosis-Radiochemotherapie mit akzeptabler Morbidität und Mortalität durchgeführt werden kann, selbst wenn eine Pneumonektomie erforderlich ist (Dickhoff et al. 2016). Zu den Faktoren, die möglicherweise zu den günstigen Ergebnissen beigetragen haben, gehörten ein adäquates präoperatives Staging, die Möglichkeit, eine R0-Resektion zu erreichen, und ein guter Leistungsstatus. Aufgrund der günstigen Ergebnisse betonten die Autoren, dass bei medizinisch operablen Patienten mit lokoregionärem Rezidiv oder persistierendem Tumor nach definitiver Radiochemotherapie bei NSCLC alle Behandlungsoptionen in einem erfahrenen multidisziplinären Tumorboard überprüft werden sollten.

Stadium IV

Das Lungenkarzinom im Stadium IV stellt in der Regel keine Indikation für ein chirurgisches Vorgehen dar. Bei Tumoreinschmelzung, Retentionspneumonie oder endoskopisch nicht beherrschbaren Hämoptysen, kann mit palliativer Intention – sofern technisch möglich – eine Indikation für einen lungenresezierenden Eingriff bestehen. In Einzelfällen kann bei konservativ nicht beherrschbarer Infektsituation erst durch den chirurgischen Eingriff die Chemotherapiefähigkeit des Patienten hergestellt werden.
Neben den palliativen Resektionen kann ferner bei Patienten im Stadium IV mit sog. Oligometastasierung die Indikation für ein chirurgisches Vorgehen mit potenziell kurativem Ansatz gestellt werden. Hierzu zählen Patienten mit NSCLC und einer solitären Nebennierenmetastase oder bis zu 3 solitären zerebralen Metastasen. Voraussetzung hierzu ist eine kurative Therapieoption sowohl für den Primärtumor als auch für die Metastasen. Als lokal ablative Therapieverfahren können die stereotaktische Bestrahlung, die chirurgische Resektion oder die Radiofrequenzablation eingesetzt werden. In der Praxis wird bei diesen Patienten beispielsweise die solitäre zerebrale Metastase zunächst neurochirurgisch entfernt oder stereotaktisch bestrahlt und anschließend zeitnah der Primärtumor reseziert. Gleiches gilt für isolierte Nebennierenmetastasen, die minimalinvasiv durch Adrenalektomie vor- oder im Anschluss an die Primärtumorresektion entfernt werden können.
Oligometastasiertes Stadium IVA
Beim Begriff Oligometastasierung (OMD) existierte bisher keine allgemein akzeptierte und prospektiv validierte Definition, wobei die Grenze häufig zwischen 3 und 5 Metastasen in der Regel in <2 Organsystemen gezogen wurde. Retrospektive Berichte deuten bei Vorliegen einer isolierten solitären Metastase in der kontralateralen Lunge bzw. Pleura, im Gehirn oder in einer Nebenniere einen möglichen günstigen Verlauf unter Einbeziehung der Metastasenchirurgie oder lokal ablativer Verfahren (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Die beste Evidenz dazu liegt bei Organbefall von Nebennieren oder Hirn vor. Bei Detektion einer isolierten Metastase in der kontralateralen Lunge muss zudem die Möglichkeit eines simultan entstandenen Zweittumors in der Lunge bedacht werden. In der aktuellen 8. TNM-Klassifikation wird das oligometastasierte Stadium M1b für NSCLC – Patienten mit einer extrathorakalen Metastase definiert (Goldstraw et al. 2016). Somit kann in Einzelfällen auch im Stadium IV bei Vorliegen nur sehr weniger hämatogener Metastasen und bei Vorliegen eines ansonsten komplett resektablen Lungentumors ohne Anhalt für mediastinale Lymphknotenmetastasen (cT1–4, cN0–1, cM1) ein kurativer Ansatz mit Resektion aller Tumormanifestationen diskutiert werden (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Patienten mit OMD sollten, wenn im weiteren Verlauf eine multimodale Behandlung in Erwägung gezogen wird, im initialen Staging eine Ganzkörper-PET-CT und MRT-Schädel erhalten und die Befunde sollten interdisziplinär diskutiert werden. Bei PET-positiven Lymphknoten sollte zudem ein gründliches mediastinales Staging durchgeführt werden (z. B. EBUS). Die Metastasenchirurgie kann bei Vorliegen einer Oligometastasierung für alle Histologien empfohlen werden und setzt eine sorgfältige Patientenselektion voraus, z. B. ECOG-PS 0 und keine relevanten schwergradigen Komorbiditäten. In einer retrospektiven US-amerikanischen Registerstudie mit knapp 35.000 Patienten mit bis zu 4 verschiedenen Metastasenlokalisationen profitierten Patienten hinsichtlich des Gesamtüberlebens, bei denen zusätzlich zu einer systemischen Therapie eine lokale Therapie, insbesondere eine operative Resektion, durchgeführt wurde (Uhlig et al. 2019). Alternativ können Metastasen und Primärtumor auch einer (simultanen) Chemostrahlentherapie unterzogen werden. Prospektive Studien hierzu fehlen. Auch der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren, die mittlerweile als Standard für die Erstlinientherapie beim metastasierten NSCLC angesehen werden, ist in klinischen Studien nicht untersucht.
Medikamentöse Therapie des NSCLC im Stadium IV
Im Stadium IV bei einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom ist das Therapieziel in der Regel rein palliativ ausgerichtet. Aufgrund der Metastasierung und aufgrund des Fehlens einer längeren Erkrankungskontrolle durch alleinige Chemotherapie war das primäre Ziel meist die Verbesserung oder Erhaltung der Lebensqualität und erst sekundär die Verlängerung des Überlebens. In den letzten Jahren ist das biologische Verständnis von NSCLC-Tumoren erheblich gestiegen, was zur Entwicklung weiterer Therapieansätze führte, die eine längere Erkrankungskontrolle erreichen können. Daher ist das Erreichen einer langen Erkrankungskontrolle derzeit das primäre Ziel bei geeigneten Patienten mit NSCLC im Stadium IV. Grundsätzlich können als systemische Therapie drei verschiedene Modalitäten abgegrenzt werden: die zytotoxische Chemotherapie, die zielgerichtete Therapie und die immunmodulatorische Therapie, bei der Checkpoint-Inhibitoren entweder als Monotherapie oder in Kombination eingesetzt werden. Im Gegensatz zur alleinigen Chemotherapie kann bei zielgerichteter und immunmodulatorischer Therapie ein Erreichen einer längeren Krankheitskontrolle und damit das Erreichen eines Langzeitüberlebens (5 Jahre) häufiger beobachtet werden. Die Therapieauswahl richtet sich nach verschiedenen Selektionskriterien wie Histologie, molekularen Gen-Alterationen, Alter, Komorbiditäten, Performance-Status und dem Patientenwunsch nach ausführlicher Aufklärung. Schließlich sollten bei Nachweis einer oligometastatischen Erkrankung neben systemischen Therapien auch lokale Therapie diskutiert werden.
Lungenkarzinome sind im Allgemeinen durch eine hohe Anzahl genomischer Veränderungen (Mutational Load) gekennzeichnet, wobei dies im besonderen Maße für Patienten mit ausgeprägter Raucher-Nikotinanamnese gilt (Leighl et al. 2014). Durch die Entdeckung sog. Treibermutationen insbesondere in NSCLC-Tumoren eröffnet sich die Möglichkeit einer zielgerichteten Therapie, die sich gegen die entdeckte molekulare Alteration richtet. Hierbei sind nicht nur Mutationen sondern auch Amplifikationen und Translokationen sowie Varianten auf RNA-Ebene von Bedeutung. Dies führte zu einer deutlichen Veränderung der diagnostischen Anforderungen, einer Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren durch Identifikation weiterer, therapeutisch bedeutsamer genetischer Veränderungen und die Etablierung neuer, hoch sensitiver diagnostischen Verfahren in der Routinediagnostik (wie z. B. Next Generation Sequencing, NGS) fortsetzen wird (Kerr et al. 2014). Derzeit wird in Leitlinien empfohlen, alle NSCLC-Patienten (zumindest nichtsquamöse NSCLC-Patienten und Nie-/Wenigraucher) im Stadium IV bei Erstdiagnose auf das Vorliegen von therapierbaren molekularen Alterationen zu untersuchen. Klinisch von herausragender Bedeutung sind zurzeit mindestens folgende Gen-Alterationen, für die zugelassene Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Diese sind aktivierende Mutationen im Epidermal-Growth-Factor-Receptor-Gen (EGFR-Gen), konstitutionelle Aktivierungen der anaplastischen Lymphomkinase (ALK) (meist durch Fusion mit Gensequenzen des Echinoderm Microtubule Associated Ligand 4 [EML4] bedingt), aktivierende Translokationen der ROS1(c-ros oncogene 1)-Rezeptortyrosinkinase, die BRAF(v-Raf-Maus-Sarkom-Virus-Onkogen-Homolog B)-Mutation V600E, MET-Exon-4-skipping-Mutationen, RET-Translokationen, kras-G12C-Punktmutationen und NTRK (Neurotrophe-Tyrosin-Rezeptor-Kinase). Die Blockade dieser Moleküle durch spezifische Medikamente führt häufig zu einem signifikant längeren Tumoransprechen im Vergleich zur Chemotherapie.
Therapierelevante molekulare Alterationen und PD-L1-Expression
EGFR
Aktivierende Mutationen im EGF-Rezeptor sind prädiktiv für das Ansprechen auf eine Therapie mit spezifischen Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) in Hinsicht auf Response-Rate, Überlebensdauer und Lebensqualität. Die Häufigkeit der Mutation liegt bei Kaukasiern bei ca. 10 % beim NSCLC und ca. 15 % bei Adenokarzinomen (Kerr et al. 2014; Lee et al. 2013). Höhere Inzidenzen sind bei Nichtrauchern, Frauen und Asiaten zu finden (Lee et al. 2013). Jüngere Daten deuten auch einen möglichen, adjuvanten Einsatz nach kompletter Resektion im Stadium IB-IIIA an (Wu et al. 2020).
ALK
2007 wurde zuerst über eine erworbene EML4- und ALK-Translokation (Rearrangement) berichtet, die zur Produktion eines ALK-Onkoproteins bei Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom führte (Soda et al. 2007). Entsprechende Alterationen von ALK finden sich in ca. 2–5 % der Adenokarzinome (ADC), vorwiegend bei jungen Nichtrauchern mit EGFR und K-RAS-Wildtyp, teilweise jedoch auch in Plattenepithelkarzinomen und adenosquamösen Karzinomen. Auf Basis der Literaturdaten kommen ALK-Translokationen im Wesentlichen in prädominant azinären oder prädominant soliden Adenokarzinomen vor, wobei auch eine Assoziation zu anderen Tumordifferenzierungen beschrieben ist (Shaw et al. 2014; Soda et al. 2007).
ROS1
ROS1-Translokationen sind etwa in 1–2 % aller NSCLC-Tumoren und hierbei nahezu ausschließlich in Adenokarzinomen nachweisbar (Warth et al. 2015). ROS1, ein Tyrosinkinaserezeptor aus der Untergruppe der Insulinrezeptorproteine, aktiviert verschiedene Signalwege, welche die zelluläre Differenzierung, die Proliferation, das zelluläre Wachstum und das Zellüberleben regulieren. Die Veränderung wird zumeist mittels einer Fluoreszenz-In-situ-Hybridisierung (FISH) nachgewiesen, wobei unterschiedliche Fusionspartner beschrieben wurden. Auch hier ist ein immunhistochemischer Nachweis von ROS1-Protein möglich.
BRAF V600E
Das RAF-Protein ist als Teil der Signalkaskade des EGFR-Rezeptors an der Kontrolle des Zellwachstums beteiligt. Mutationen im BRAF-Onkogen können zu unreguliertem Zellwachstum führen. Die sog. V600E-Mutation ist die häufigste BRAF-Veränderung beim malignen Melanom und wird mit einer schlechten Prognose assoziiert. Auch beim NSCLC (insbesondere Adenokarzinomen) sind bei ca. 1–1,5 % der Patienten BRAF-V600E-Mutationen beschrieben worden.
NRTK
Fusionen des Tropomyosin-Rezeptor-Kinase(TRK)-Gens mit einem anderen, nicht verwandten Gen sind seltene Ereignisse, die bei verschiedensten Tumorarten als onkogene Ereignisse identifiziert werden können. Die Konsequenz ist auch hier eine Hyperaktivierung und Produktion eines anomalen TRK-Fusionsproteins mit Folge einer unkontrollierten zellulären Kommunikation. Dabei scheint das onkogene Potenzial der Mutation unabhängig von dem Gen zu sein, mit dem das NTRK-Gen fusioniert hat.
Weitere molekularer Alterationen
Die therapeutische Bedeutung multipler, weiterer molekularer Alterationen wird zur Zeit in klinischen Studien untersucht, die bei MET-Exon-14-skipping-Mutationen, kras-, RET- und EGFR-Exon-20-Insertionsmutationen bereits ebenfalls zu Zulassungen von zielgerichteten Therapien führten. Es ist davon auszugehen, dass weitere Alterationen schon bald in das diagnostische Routine-Panel aufgenommen werden. Auch werden neue therapeutische Ansätze wie Antikörper-Drug-Konjugate in klinischen Studien evaluiert. Die molekulare Analyse sollte nach Möglichkeit in einem zertifizierten Labor (Ringversuch der Deutschen Gesellschaft für Pathologie) durchgeführt werden.
Nachweis einer PD-L1-Expression
Die immunhistochemische Bestimmung der Expression von PD-L1 (programmed death ligand 1) wurde initial zur Identifizierung von Patienten mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit eines therapeutischen Nutzens für monoklonale Antikörper gegen den PD-1-Rezeptor oder gegen den PD-L1-Liganden untersucht. Verschiedene Antikörpertests wurden entwickelt, die in einer deutschen als auch einer amerikanischen Harmonisierungsstudie verglichen wurden (Hirsch et al. 2016; Scheel et al. 2016). Beide Studien zeigten Unterschiede bezüglich der Tumorzellexpression bei einem der 4 Tests (SP142-Assay) bei ansonsten recht guter Vergleichbarkeit. Zudem zeigte sich eine deutlich höhere Variabilität der PD-L1-Expression von Immunzellen. Die deutsche Studie führte die unterschiedlichen Auswertekriterien in einem Gesamtscore zusammen, der die PD-L1-Expression entsprechend des Anteils der gefärbten Tumorzellen klassifiziert (Scheel et al. 2016). Derzeit wird die Bestimmung der PD-L1-Expression insbesondere zur möglichen Therapieauswahl aufgrund unterschiedlicher Zulassungsindikationen verwendet. Derzeit soll bei allen Patienten im Stadium IB bis Stadium IV eine Bestimmung der PD-L1-Expression erfolgen.
Therapie bei definierter molekularer Alteration
Bei Nachweis einer therapierbaren Mutation stellt die zielgerichtete Therapie beispielsweise mit einem Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) die Therapie der Wahl dar. Klinische Studien zeigen eine deutlich bessere Wirksamkeit spezifischer TKIs im Vergleich zu zytotoxischer Chemotherapie mit längerer Krankheitskontrolle und besserer Verträglichkeit. Vereinzelt konnte auch ein längeres Gesamtüberleben gezeigt werden, wobei diese Analysen durch hohe Cross-over-Effekte beeinträchtigt werden. Die medianen Überlebenszeiten sind deutlich länger als bei Patienten ohne therapierbare Treibermutation. Aufgrund der Heterogenität der Tumoren geht man jedoch davon aus, dass sich immer auch einige Zellen aus unterschiedlichen Gründen dieser Abhängigkeit zumindest teilweise entziehen können. Daher muss trotz initialen Erfolges im Laufe der Therapie mit einer Resistenzentwicklung gerechnet werden, wobei sich nach erneuter Testung auf bestimmte Resistenzmechanismen auch wieder neue, zielgerichtete Therapieansätze ergeben können.
Zunehmend existieren auch spezielle Therapiemöglichkeiten für Patienten mit seltenen molekularen Alterationen. Daher sollte idealerweise eine breite Testung genetischer Veränderungen durchgeführt werden, beispielsweise mittels Next Generation Sequencing (NGS). Diese Testung kann sowohl am Tumorgewebe als auch an zirkulierender Tumor-DNA im peripheren Blut durchgeführt werden. Zudem sollten Patienten – wenn möglich – klinischen Therapiestudien zugeführt werden, die das therapeutische Spektrum daher zusätzlich erweitern. Die aktuelle Zulassungssituation wird in verschiedenen Therapieempfehlungen und Leitlinien zusammengefasst (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022).
Bei manchen Alterationen sind sogar mehrere TKIs zugelassen, sodass sich die Frage nach der besten Therapiewahl stellt. Am Beispiel für die Therapie von aktivierenden EGFR-Mutationen sind derzeit verschiedene TKI-Inhibitoren der 1. Generation (Erlotinib, Gefitinib), der 2. Generation (Afatinib, Dacomitinib) und der 3. Generation (Osimertinib) zugelassen. Verschiedene Studien haben TKIs der 2. und 3. Generation mit TKIs der 1. Generation verglichen und jeweils eine Überlegenheit bezüglich PFS und teilweise auch OS gezeigt. In der Flaura-Studie führte der TKI Osimertinib gegenüber Erlotinib oder Gefitinib als Erstlinientherapie zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (Hazard Ratio [HR] 0,43; Median 10,4 Monate) sowie erstmals in einer Phase-III-Studie überhaupt auch zu einer signifikanten Verbesserung des Gesamtüberlebens in dieser Patientenpopulation (HR 0,799; 95,05 %-Konfidenzintervall [KI] 0,641, 0,997; p = 0,0462) (Ramalingam et al. 2019). Subgruppeanalysen verschiedener Studien deuten darauf hin, dass innerhalb der Patienten mit aktivierender EGFR-Mutation weitere Populationen abgegrenzt werden können, die durch differenzierte Therapieansätze möglicherweise profitieren könnten.
Zudem konnte in anderen Studien eine Verbesserung des PFS durch Kombination von TKI der 1. Generation mit antiangiogenen Antikörpern oder Chemotherapie gezeigt werden. Das Gesamtüberleben wurde bisher nur in einzelnen Studien bei Kombination mit Chemotherapie verbessert. Beispielsweise verlängerte die Kombination von Gefitinib mit Carboplatin und Pemetrexed gegenüber der alleinigen Chemotherapie in der japanischen Studie NEJ009 die Gesamtüberlebenszeit (Median nicht erreicht vs. 17 Monate; HR 0,45; 95 %-KI 0,31–0,65; p <0,001) bei allerdings auch verstärkter Toxizität (Grad ≥3 51 % vs. 25 %; p <0,001) (Noronha et al. 2019). Ob diese Daten auch auf TKIs der neueren Generation übertragbar sind, wird aktuell geprüft. Zudem muss der potenzielle zusätzliche Überlebensgewinn in Verhältnis mit zusätzlicher Toxizität gesetzt werden.
Manche Studien deuten an, dass eine Re-Testung auf die initiale detektierte molekulare Veränderung prognostisch bedeutsam sein kann. So war in der Flaura-Studie in beiden Studienarmen der fehlende Nachweis der zugrunde liegenden EGFR-Mutation nach 3 oder 6 Wochen nach Beginn der TKI-Therapie indikativ für verbessertes progressionsfreies Überleben im Vergleich zu Patienten mit weiterhin nachweisbarer Plasma-EGFR-Mutation (Zhou et al. 2019). Inwieweit die prognostische Aussage Einfluss auf die Therapiesteuerung nehmen kann, ist derzeit unklar. Zudem gibt es auch bei Tumorprogress bei einigen Veränderungen bereits heute die Möglichkeit eines erneuten zielgerichteten Ansatzes.
Therapie bei Fehlen definierter molekularer Alterationen
Für Patienten ohne therapierbare Treibermutation galt lange eine alleinige zytotoxische Chemotherapie als Standardtherapie im metastasierten Stadium, die in einzelnen Fällen über mehrere Linien durchgeführt wurde. Mit der Integration von immunmodulatorischen Checkpoint-Inhibitoren hat sich die Standardtherapie grundlegend gewandelt.
Der PD-1-/PD-L1-Checkpoint verkörpert einen Signalweg, der die Immunantwort unterdrückt (Boussiotis 2016). Tumorzellen nutzen die Checkpoints, um die gegen sie gerichtete Immunabwehr durch T-Lymphozyten außer Kraft zu setzen. Dies geschieht unter anderem über die Hochregulierung der Expression des programmierten Zelltod-Liganden 1 (PD-L1). Die therapeutische Blockade an der PD-1-/PD-L1-Immuncheckpoint-Achse kann durch monoklonale Antikörper erfolgen, die sich gegen PD-1 oder PD-L1 richten. Mit der gezielten Inhibition von Checkpoint-Signalen soll eine gesteigerte, zytotoxische T-Zell-Antwort erreicht werden. Verschiedene PD-1- und PD-L1-Antikörper wurden bereits zugelassen. Hierdurch kann bei einem Teil der Patienten eine lange Krankheitskontrolle erreicht werden, was zu einer Veränderung des Therapieziels geführt hat (Reck et al. 2022). Die therapeutischen Optionen werden durch Entwicklungen weiterer Therapieansätze und Identifikation neuer prädiktiver Marker wahrscheinlich in naher Zukunft zusätzlich breiter.
Aktuell kann als Erstlinientherapie – abhängig insbesondere vom histologischen Subtyp, Performance-Status, Komorbiditäten und der Höhe der PD-L1-Expression – zwischen einer Monotherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor, einer Kombinationschemotherapie, einer Kombinationschemotherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor oder einer Kombinationschemotherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor und einem Anti-VEGF-Antikörper ausgewählt werden (Reck et al. 2022).
In der CheckMate-9LA-Studie wurde durch die Kombination von Nivolumab und Ipilimumab plus 2 gleichzeitige Chemotherapiezyklen vs. alleinige Chemotherapie über 4 Zyklen sowohl das mediane Gesamtüberleben (HR = 0,66) als auch das PFS (HR = 0,68) verbessert. Der klinische Vorteil zeigte sich unabhängig von der PD-L1-Expressionsrate oder der Tumorhistologie (Plattenepithelkarzinom oder Nicht-Plattenepithelkarzinom). Eine längere Nachbeobachtungszeit wird jedoch notwendig sein, um den Einfluss dieses Therapieansatzes auf eine längere Erkrankungskontrolle beurteilen zu können.
Mit der Entwicklung der zunehmenden Therapieauswahl sind auch verschiedene prädiktive Marker evaluiert werden. Für die Wahl der Erstlinientherapie ist aktuell neben klinischen Parametern (Allgemeinzustand, Komorbiditäten etc.) allein die Bestimmung der PD-L1-Expression von Tumorzellen und/oder Immunzellen klinisch relevant. Der prädiktive Nutzen der Bestimmung der Tumormutationslast als Surrogatmarker der Neoantigenlast ist aktuell unklar und hat sich hinsichtlich des Gesamtüberlebens in der CheckMate-227-Studie nicht bestätigt. Auch andere molekulare Marker wie Mutationen in STK11 und KEAP1 zeigten in verschiedenen Studien unterschiedliche Signale hinsichtlich prädiktiven Werts. Möglicherweise könnte die Analyse des gastrointestinalen Mikrobioms bedeutsam werden, welches in präklinischen frühen Studien mit der Effektivität von Checkpoint-Inhibitoren korrelierte (Elkrief et al. 2019). Bei Patienten mit NSCLC, Nierenzellkarzinom oder Urothelkarzinom war eine Antibiotikagabe (b-Lactam-Inhibitoren, Fluoroquinolonen oder Macroliden) mit einem geringeren progressionsfreien und Gesamtüberleben bei Checkpoint-Inhibitor-Therapie assoziiert (Elkrief et al. 2019). Auch Kortikosteroide, insbesondere wenn kombiniert mit Protonenpumpeninhibitoren, können das Mikrobiom verändern.
Diese neuen Therapieoptionen bieten trotz der weiterhin grundsätzlich palliativen Situation Raum für sehr individuelle Therapieentscheidungen, die mit dem Patienten intensiv besprochen und interdisziplinär diskutiert werden sollten. Bei zerebralen Metastasen oder drohenden Komplikationen (z. B. drohender Fraktur durch ossäre Metastase oder Bronchusverschluss durch obstruierenden Tumor) können strahlentherapeutische, chirurgische oder bronchoskopische Verfahren eingesetzt werden.

Kleinzelliges Lungenkarzinom

Das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) stellt eine besonders aggressive Tumorentität dar und ist durch schnellen Progress, sehr frühe Metastasierung und schlechte Prognose charakterisiert. Es ist morphologisch definiert durch kleine Zellen mit wenig Zytoplasma, schlecht erkennbaren Zellgrenzen, fein verteiltem granulärem Kernchromatin und fehlenden oder unscheinbaren Nukleolen (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF), 2022). Typisch ist eine hohe Mitosenanzahl (beispielsweise durch Ki-67-Färbung darstellbar) und damit einhergehend häufig Nekrosenbildung. Nicht selten kann eine Kombination einer kleinzelligen und einer nichtkleinzelligen Komponente beobachtet werden. Die Prognose dieser Kombinationstumoren wird dabei in der Regel durch die kleinzellige Komponente bestimmt. Als Karzinom exprimiert das SCLC epitheliale Marker, die zumeist mit Pankeratin angefärbt werden können. Zudem können neuroendokrine Marker (CD56, Chromogranin A, Synaptophysin) nachgewiesen werden. In der überwiegenden Zahl der Fälle zeigt sich zudem eine Expression von thyroidalem Transkriptionsfaktor 1 (TTF-1).
Nur wenige Patienten werden in einem frühen Erkrankungsstadium (Stadien I und II) diagnostiziert, bei dem in ausgewählten Fällen eine chirurgische Resektion diskutiert werden kann (Combs et al. 2015; Weksler et al. 2012; Wakeam et al. 2017a). Die Mehrzahl der Patienten (70 %) zeigt bereits bei Diagnose hämatogene Metastasen, die sich bevorzugt in Lunge, Gehirn, Leber, Nebenniere und Knochen finden. Die Prognose ist allgemein schlecht, das mediane Überleben beträgt im Stadium III 11–16 Monate und im Stadium IV 7,3 Monate (Nicholson et al. 2016). Chemotherapie und Strahlentherapie sind häufig effektiv. Allerdings erleiden die meisten Patienten im metastasierten Stadium nach zunächst gutem Ansprechen auf eine platinhaltige Chemotherapie einen Progress im weiteren Verlauf mit dann nur limitierten Therapieoptionen.

Chirurgische Therapie

Eine alleinige Operation ist für ein kleinzelliges Lungenkarzinom eine unzureichende Therapiemaßnahme. Allerdings können Patienten mit einem kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC) im frühen Stadium und ohne fortgeschrittenen (N2/N3) Lymphknotenbefall (Stadium I oder II nach TNM) von einer Operation integriert in ein multimodales Therapiekonzept durchaus profitieren. Die Überlebenschancen dieser Patienten sind dann nicht schlechter als die von Patienten mit einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom in vergleichbaren Stadien (Weksler et al. 2012). Dass dennoch die Operation bei der Behandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms so gut wie keine Rolle spielt, liegt daran, dass weniger als 5 % der Kleinzeller im Stadium I oder II diagnostiziert werden. In der Mehrzahl der Fälle ist bei Diagnosestellung zumindest die lymphogene Metastasierung bereits so weit fortgeschritten, dass mit einer (zusätzlichen) Operation kein Überlebensvorteil erreicht werden kann. Größere, insbesondere aktuelle randomisierte Studien bezüglich der Integration einer kompletten Resektion in das therapeutische Konzept bei der Behandlung von SCLC-Tumoren im frühen Stadium sind jedoch nicht verfügbar. In retrospektiven Analysen konnte jedoch wiederholt ein deutlicher Überlebensvorteil in den Stadien I, II und ausgewählten IIIA nachgewiesen werden, wenn eine komplette Resektion erreicht werden kann (Combs et al. 2015; Wakeam et al. 2017b; Weksler et al. 2012).
Takenaka und Kollegen haben die Ergebnisse der eigenen Institution über einen Zeitraum von 37 Jahren ausgewertet (Takenaka et al. 2015). Unter 605 diagnostizierten Fällen mit einem kleinzelligen Lungenkarzinom waren 277 in einem frühen Stadium, von diesen wurden 88 Patienten operiert, überwiegend Patienten im Stadium I und II, aber auch 10 % der Patienten im Stadium IIIa wurden reseziert. Es zeigte sich ein deutlicher Überlebensvorteil für operierte Patienten im Stadium I mit einem 5-Jahresüberleben von 62 % gegenüber lediglich 25 % für Patienten ohne Resektion. Für Patienten im Stadium II und III – ohne Berücksichtigung des individuellen Risikoprofils – konnte kein Überlebensvorteil nachgewiesen werden. B ei der Betrachtung von Patienten mit vergleichbarem Risikoprofil („propensity matching“) zeigte sich jedoch auch im Stadium II oder III ein längeres Langzeitüberleben (28 % vs. 11 %) für die operierten Patienten (Takenaka et al. 2015). Eine retrospektive Analyse der Daten der National Cancer Data Base der USA ergab, dass bei 18 % der über einen 8-Jahreszeitraum dokumentierten 203.000 Patienten mit einem histologisch gesicherten kleinzelligen Lungenkarzinom der Tumor potenziell resektabel war. Für 80 % dieser Patienten lagen auswertbare Therapiedaten vor. Insgesamt wurden 2.476 Patienten primär mit kurativer Zielsetzung operiert, was ca. 9 % der potenziell resektablen Patienten und ca. 1 % des Gesamtkollektivs entspricht. Die 5-Jahresüberlebensraten nach Operation lagen bei 51 % für Patienten im Stadium I, bei 25 % für Patienten im Stadium II und bei 18 % für Patienten im Stadium III. Operation zusätzlich zur Chemotherapie senkte das Sterberisiko signifikant (HR: 0,57, 95 %-KI: 0,47–0,68) unabhängig von Alter, Tumorstadium und Komorbidität. Der Überlebensvorteil war nach Lobektomie signifikant größer als nach sublobarer Resektion (HR für Tod nach sublobarer Resektion im Vergleich zur Lobektomie: 1,38; 95 %-KI: 1,12–1,71) (Combs et al. 2015).
Vor einer geplanten Operation ist der bestmögliche Ausschluss eine Fernmetastasierung und eine sorgfältige Untersuchung der mediastinalen Lymphknoten erforderlich. Der sichere Ausschluss eines mediastinalen Lymphknotenbefalls sollte mittels PET-CT, EUS/EBUS und gegebenenfalls Mediastinoskopie erfolgen. Patienten mit prätherapeutisch nachgewiesenem N2- oder N3-Befall sollten primär nicht operiert werden. Bei Patienten mit N1-Lymphknotenbefall wird der Stellenwert der Operation kontrovers diskutiert, abhängig vom Ausmaß der N1-Metastasierung. Ist die N1-Metastasierung so ausgeprägt, dass für eine komplette, radikale Resektion eine Pneumonektomie erforderlich wäre, sollte von einer Operation abgesehen werden (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Eine Analyse der Daten der US-amerikanischen National Cancer Data Base zeigte einen deutlichen Überlebensvorteil nach chirurgischer Resektion mit adjuvanter Chemotherapie für Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom und klinischen Tumorstadien T1–3 N1 M0 im Vergleich zu simultaner Radiochemotherapie mit einer 5-Jahresüberlebensrate von 31,4 % bzw. 26,3 % (HR 0,74, 95 %-KI: 0,56–0,97) (Yang et al. 2017).
Wird die Operation primär in Unkenntnis der Histologie zur Entfernung eines peripheren Rundherdes durchgeführt und die Diagnose SCLC ergibt sich intraoperativ als Überraschungsbefund in der Schnellschnitt-Diagnostik, so sollte die Resektion nach dem gleichen Standard erfolgen, wie bei nichtkleinzelligen Karzinomen, d. h. es sollte eine anatomische Lungenresektion, in der Regel eine Lobektomie in Kombination mit einer systematischen interlobären, hilären und mediastinalen Lymphknotendissektion durchgeführt werden. Nach Lobektomie im Stadium pT1/2 pN0 werden bei SCLC 5-Jahresüberlebensraten von 52,6 % und ein medianes Überleben von 65 Monaten erreicht (Schreiber et al. 2010).
Postoperativ sollten operierte Patienten prinzipiell eine adjuvante Chemotherapie und eine PCI (Prophylactic Cranial Irradiation; prophylaktische Ganzhirnbestrahlung) erhalten. Bei Stadium I SCLC stellen allerdings mehrere retrospektive Analysen den Nutzen einer PCI in Frage. Auf eine postoperative mediastinale Bestrahlung sollte hingegen verzichtet werden. Retrospektive Untersuchungen zeigen einen negativen Effekt auf das Langzeitüberleben bei einem pN0-Status (Wong et al. 2016).

Strahlentherapie

Die simultane Radiochemotherapie ist das Standardverfahren der Behandlung des SCLC im Stadium „limited disease“, welches zumeist dem nichthämatogen metastasierten Stadium entspricht. Ein Vergleich in größeren, randomisierten, klinischen Studien mit einem multimodalen Konzept, welches eine Resektion des Tumors einschließt, ist jedoch nicht verfügbar. Üblich sind Kombinationschemotherapien (z. B. Cisplatin und Etoposid) zumindest über 4 Zyklen in 3-wöchigen Intervallen. Die Strahlentherapie sollte nach Möglichkeit simultan zur Chemotherapie erfolgen (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Die Strahlentherapie wird zumeist in konventioneller Fraktionierung mit täglichen Einzeldosen von 1,8–2,0 Gy und einer Gesamtdosis der Strahlentherapie von 60–66 Gy durchgeführt. Eine klinische Studie zeigte beim Vergleich einer hyperfraktionierten Strahlentherapie mit 2-mal täglich 1,5 Gy bis zu einer Gesamtherddosis von 45 Gy vs. eine konventionelle fraktionierte Strahlentherapie mit täglichen Einzeldosen von 1,8 Gy bis zu einer Gesamtherddosis von 66 Gy keinen statistisch signifikanten Unterschied (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022). Die 5-Jahresüberlebensraten liegen in Studien zwischen 10 und 20 %. Die Bestrahlung des Mediastinums führt häufig zu Schluckbeschwerden im Rahmen einer radiogenen Ösophagitis, zu einer ausgeprägteren Fatigue sowie zu einer Verstärkung der Chemotherapie-bedingten Anämie, Thrombopenie und Neutropenie. Zudem kann die Radiotherapie von Lungenanteilen eine radiogene Pneumonitis bedingen, die typischerweise 6–8 Wochen nach Abschluss der Radiotherapie auftritt und sich klinisch durch Husten, Fieber und Atemnot manifestiert. Eine prophylaktische Bestrahlung des Schädels reduziert das Risiko für das Auftreten von Hirnmetastasen von 40 % bei nichtbestrahlten Patienten auf unter 10 % bei schädelbestrahlten Patienten und verbessert die 5-Jahresüberlebensrate um absolut 5 % (D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022).

Systemische Therapie

Im Stadium IV besteht nach heutigen Maßstäben keine Aussicht auf einen kurativen Therapieansatz. Allerdings kann eine systemische Therapie die mittlere Überlebenszeit deutlich verbessern, die unbehandelt nur wenige Monate betragen würde (Souhami und Law 1990). Die Durchführung einer systemischen Therapie sollte aufgrund des aggressiven Verlaufs der Erkrankung unverzüglich nach Diagnosestellung eingeleitet werden. Ein Ansprechen auf die Behandlung kann häufig bereits nach dem 1. Zyklus beurteilt werden. Bei Nichtansprechen ist die Prognose äußerst schlecht und ein sofortiges Umstellen der Therapie ist indiziert. Aufgrund von 2 Phase-III-Studien, die jeweils eine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens durch die Kombination Platin und Etoposid mit einem PD-L1-Checkpoint-Inhibitor (Atezolizumab oder Durvalumab) gezeigt haben (Paz-Ares et al. 2019; D. K. Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF, 2022) gilt nun diese Kombination aus Chemotherapie und Immuntherapie als neuer Therapiestandard. Eine PD-L1-Expression ist bei SCLC-Tumoren nur selten vorhanden und scheint keine prädiktive Bedeutung zu besitzen.
Bei Kontraindikation gegenüber dem Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren sollte eine platinhaltige Kombinationstherapie durchgeführt werden, wobei als Kombinationspartner zum Platin Etoposid, Irinotecan und Topotecan äquieffektiv scheinen. Zumeist wird Etoposid verwendet. Durch Weiterentwicklungen der supportiven Therapie konnte die Durchführung der Chemotherapie deutlich verbessert werden, sodass gerade Übelkeit und Erbrechen heutzutage deutlich seltener auftreten als früher. Dennoch gibt es verschiedene allgemeine und besondere Nebenwirkungen der jeweiligen Therapieprotokolle.
Auch eine konsolidierende thorakale Bestrahlung kann im hämatogen metastasierten Stadium eine therapeutische Option darstellen. In einer Phase-III-Studie führte eine zusätzliche thorakale Strahlentherapie mit einer Dosis von 30 Gy bei Patienten mit SCLC im Stadium „extensive disease“ und einem Ansprechen auf eine vorher durchgeführte Chemotherapie mit Platin und Etoposid über 4–6 Zyklen zu einer Steigerung des 2-Jahresüberlebens um 10 % (HR 0,73) (Slotman et al. 2015). Checkpoint-Inhibitoren wurden hier nicht eingesetzt.

Prophylaktische Ganzhinradiatio (PCI)

Analog zum Stadium „limited disease“ wurde auch für hämatogen metastasierte SCLC-Patienten ein Überlebensvorteil einer prophylaktischen Ganzhirnbestrahlung nach Ansprechen der Erkrankung auf die systemische Therapie beschrieben (Slotman et al. 2007). In einer japanischen Studien, bei der (anders als in der vorher erwähnten Studie) ein Ausschluss von Hirnmetastasen vor Ganzhirnbestrahlung mittels MRT Voraussetzung war, konnte der Überlebensgewinn der prophylaktischen Hirnbestrahlung allerdings nicht bestätigt werden (Takahashi et al. 2017). Daher kann derzeit keine klare Empfehlung für eine prophylaktische Ganzhirnbestrahlung im Stadium IV ausgesprochen werden. Zudem können mögliche Nebenwirkungen der PCI auf Beeinträchtigung der kognitiven Funktion, Schwindel und Kopfschmerzen die Lebensqualität des Patienten negativ beeinflussen.
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