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Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern und Jugendlichen

Verfasst von: Luise Poustka und Martin Schulte-Rüther
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind gekennzeichnet durch Beeinträchtigungen sozio-kommunikativer Fähigkeiten sowie restriktiver und stereotyper Verhaltensweisen und Interessen. Die Störungen manifestieren sich in der frühen Kindheit, persistieren über die gesamte Lebenszeit und unterliegen einem starken genetischen Einfluss. ASS sind sehr heterogene Störungen mit einer Spannbreite von intellektuell schwer beeinträchtigten, nichtsprachlichen Personen mit massiven Stereotypien bis hin zu hochintelligenten Menschen mit elaboriertem Wortschatz, aber deutlichen Probleme im sozialen Austausch und exzessiven Sonderinteressen. ASS werden heute als eine Störung der frühen Hirnentwicklung angesehen. Neurowissenschaftliche und genetische Studien haben zu einem deutlich verbesserten Verständnis der komplexen Veränderungen auf der biologischen, kognitiven und Verhaltensebene geführt, konnten jedoch bisher keine eindeutigen diagnostischen oder prognostischen Marker identifizieren. Es existiert eine Vielzahl verschiedener Therapiemöglichkeiten, die Verbesserungen von Symptomatik und Lebensqualität der Betroffenen erreichen können.

Überblick

Leo Kanner beschrieb 1943 in einer Falldarstellung mit dem Titel „Autistische Störungen des affektiven Kontakts“ insgesamt 11 Kinder zwischen 2 und 8 Jahren, die sich alle durch ein bis dahin unbekanntes Verhaltensmuster mit schweren Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation und ritualisiertes und stereotypes Verhalten auszeichneten. Nur 1 Jahr später erschien in deutscher Sprache ein Essay des Wiener Pädiaters Hans Asperger (1944) über insgesamt 4 Kinder mit ähnlichen Auffälligkeiten, jedoch waren die von Asperger beschriebenen Kinder ausschließlich Jungen mit durchschnittlicher kognitiver Begabung und altersadäquatem Sprachniveau und zeigten Auffälligkeiten in der nonverbalen Kommunikation, umschriebene Sonderinteressen und motorische Koordinationsschwächen. Bereits 1908, also lange vor Kanner und Asperger, hatte der Pädagoge Theodor Heller Falldarstellungen zu Kindern veröffentlicht, die nach anfangs unauffälliger frühkindlicher Entwicklung im Alter zwischen 3–4 Jahren einen plötzlichen und massiven Verlust bereits erworbener motorischer und psychischer Fähigkeiten zeigten.
Heute geht man davon aus, dass ca. 30 % der Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) in der frühen Kindheit eine Regression erleben. 1966 beschrieb Andreas Rett eine Gruppe von Mädchen, die nach zunächst unauffälliger Entwicklung eine Regression ihrer sozialen und kognitiven Fähigkeiten und außerdem wringende Bewegungen der Hände und Gangunsicherheiten zeigten. Im Anschluss an diese ersten Beschreibungen wurden allerdings diese Entwicklungsstörungen zunächst kaum untersucht und im DSM-I noch als „Kindliche Schizophrenie“ klassifiziert. Erst 1970, motiviert durch epidemiologische Studien von Rutter und Kolvin, erschienen die tief greifenden Entwicklungsstörungen, unter denen der Autismus aktuell in der ICD-10 eingeordnet wird, als eigenständige Kategorie in im DSM-II und der ICD-9. Die initialen Beschreibungen der Symptomatik durch Leo Kanner sind auch heute noch gültig. Darüber hinaus wurden einige der zentralen Befunde der neueren Forschungsgeschichte von ASS bereits von Leo Kanner beschrieben: Bei 5 der insgesamt 11 Fälle, die er diagnostiziert hatte, fand er „relativ große Köpfe“. Die Eltern seiner Patienten beschrieb er als hochintelligent, zwanghaft, analytisch und kühl. Damit umriss er bereits den sog. erweiterten Phänoptyp des Autismus, d. h. eine vergleichbar subklinische Symptomatik bei erstgradigen Verwandten, die als ein wichtiger Hinweis auf die genetische Beteiligung bei autistischen Störungen gilt. Vergrößerte Gehirnvolumina, die im Laufe des 1. Lebensjahrs beobachtbar werden, gehören heute zu den konsistentesten Befunden in der neurobiologischen Forschung bei ASS. Aspergers Essay, in dem er vor allem autistische Kinder ohne wesentliche Verzögerung der Sprachentwicklung beschrieb, wurde ursprünglich auf Deutsch veröffentlicht und im englischsprachigen Sprachraum erst 1981 durch die Publikation von Lorna Wing („Asperger's Syndrome: a clinical account“) in der wissenschaftlichen Welt wahrgenommen.

Definitionen

Da Validität und Reliabilität verschiedener autistischer Störungskategorien (insbesondere frühkindlicher Autismus nach Leo Kanner und Asperger-Syndrom) inkonsistent geblieben sind, wird in der aktuellen Klassifikation nach DSM-5 die gemeinsame Bezeichnung Autismus-Spektrum-Störungen (Autism Spectrum Disorders, ASS) für alle autistischen Störungen verwendet. Diese beinhaltet verschiedene Subgruppen der tief greifenden Entwicklungsstörungen (TE) in der ICD-10 (WHO 1993) und dem DSM-IV-TR (APA 2000). Die ICD-11 orientiert sich in der Terminologie und Systematisierung am DSM-5 und definiert dabei ASS als neurobiologisch begründete Entwicklungsstörung jeweils mit oder ohne Störungen in der sprachlichen Entwicklung und mit oder ohne kognitive Beeinträchtigung.
Das klinische Erscheinungsbild der ASS ist geprägt durch einen frühen Beginn und ein klassisches Muster aus der Symptomtrias:
  • qualitative Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion,
  • qualitative Beeinträchtigungen der Kommunikation,
  • repetitive, stereotype und ritualisierte Verhaltensweisen.
Entgegen der kategorialen Klassifikation, wie sie sich in der ICD-10 widerspiegelt, nimmt man heute an, dass die Störungen des Autismus-Spektrums ein Kontinuum von qualitativ ähnlichen, kategorial nicht klar abgrenzbaren Einheiten bilden (Lord et al. 2020). Diagnostisch erfolgt nun innerhalb der Gesamtgruppe der ASS eine Differenzierung nach qualitativen und quantitativen Phänomenen, sowie nach Schweregrad, Sprachvermögen und assoziierten Problemen (bekannte genetische Grundlagen, Epilepsie, intellektuelle Beeinträchtigung).
Diagnostische Kriterien zur Autismus-Spektrum-Störung nach DSM-5 (F84.0; Abdruck erfolgt mit Genehmigung vom Hogrefe Verlag Göttingen aus dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition, © 2013 American Psychiatric Association, dt. Version © 2018 Hogrefe Verlag)
A.
Anhaltende Defizite in der sozialen Kommunikation und sozialen Interaktion über verschiedene Kontexte hinweg. Diese manifestieren sich in allen folgenden aktuell oder in der Vergangenheit erfüllten Merkmalen (die Beispiele sind erläuternd, nicht vollständig):
1.
Defizite in der sozial-emotionalen Gegenseitigkeit. Diese reichen z. B. von einer abnormen sozialen Kontaktaufnahme und dem Fehlen von normaler wechselseitiger Konversation sowie einem verminderten Austausch von Interessen, Gefühlen oder Affekten bis hin zum Unvermögen, auf soziale Interaktion zu reagieren bzw. diese zu initiieren.
 
2.
Defizite im nonverbalen Kommunikationsverhalten, das in sozialen Interaktionen eingesetzt wird. Diese reichen z. B. von einer schlecht aufeinander abgestimmten verbalen und nonverbalen Kommunikation bis zu abnormem Blickkontakt und abnormer Körpersprache oder von Defiziten im Verständnis und Gebrauch von Gestik bis hin zu einem vollständigen Fehlen von Mimik und nonverbaler Kommunikation.
 
3.
Defizite in der Aufnahme, Aufrechterhaltung und dem Verständnis von Beziehungen. Diese reichen z. B. von Schwierigkeiten, das eigene Verhalten an verschiedene soziale Kontexte anzupassen, über Schwierigkeiten, sich in Rollenspielen auszutauschen oder Freundschaften zu schließen, bis hin zum vollständigen Fehlen von Interesse an Gleichaltrigen.
 
4.
Bestimme den aktuellen Schweregrad: Der Schweregrad basiert auf Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation und eingeschränkten, repetitiven Verhaltensmustern.
 
 
B.
Eingeschränkte, repetitive Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten, die sich in mindestens zwei der folgenden aktuell oder in der Vergangenheit erfüllten Merkmalen manifestieren (die Beispiele dienen der Erläuterung und sind nicht vollständig):
1.
Stereotype oder repetitive motorische Bewegungsabläufe, stereotyper oder repetitiver Gebrauch von Objekten oder von Sprache (z. B. einfache motorische Stereotypien, Aufreihen von Spielzeug oder das Hin- und Herbewegen von Objekten, Echolalie, idiosynkratrischer Sprachgebrauch).
 
2.
Festhalten an Gleichbleibendem, unflexibles Festhalten an Routinen oder an ritualisierten Mustern verbalen oder nonverbalen Verhaltens (z. B. extremes Unbehagen bei kleinen Veränderungen, Schwierigkeiten bei Übergängen, rigide Denkmuster oder Begrüßungsrituale, Bedürfnis, täglich den gleichen Weg zu gehen oder das gleiche Essen zu sich zu nehmen).
 
3.
Hochgradig begrenzte, fixierte Interessen, die in ihrer Intensität oder ihrem Inhalt abnorm sind (z. B. starke Bindung an oder Beschäftigen mit ungewöhnlichen Objekten, extrem umschriebene oder perseverierende Interessen).
 
4.
Hyper- oder Hyporeaktivität auf sensorische Reize oder ungewöhnliches Interesse an Umweltreizen (z. B. scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber Schmerz/Temperatur, ablehnende Reaktion auf spezifische Geräusche, Strukturen oder Oberflächen, exzessives Beriechen oder Berühren von Objekten, visuelle Faszination für Licht oder Bewegungen).
Bestimme den aktuellen Schweregrad: Der Schweregrad basiert auf Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation und eingeschränkten, repetitiven Verhaltensmustern.
 
 
C.
Die Symptome müssen bereits in der frühen Entwicklungsphase vorliegen (Sie manifestieren sich möglicherweise aber erst dann, wenn die sozialen Anforderungen die begrenzten Möglichkeiten überschreiten. In späteren Lebensphasen können sie auch durch erlernte Strategien überdeckt werden.).
 
E.
Diese Störungen können nicht besser durch eine Intellektuelle Beeinträchtigung (Intellektuelle Entwicklungsstörung) oder eine Allgemeine Entwicklungsverzögerung erklärt werden. Intellektuelle Beeinträchtigungen und Autismus-Spektrum-Störungen treten häufig zusammen auf. Um die Diagnosen Autismus-Spektrum-Störung und Intellektuelle Beeinträchtigung gemeinsam stellen zu können, sollte die soziale Kommunikationsfähigkeit unter dem aufgrund der allgemeinen Entwicklung erwarteten Niveau liegen.
  • Beachte: Bei Personen mit einer gesicherten DSM-IV-Diagnose einer Autistischen Störung, einer Asperger-Störung oder einer Nicht Näher Bezeichneten Tiefgreifenden Entwicklungsstörung sollte die Diagnose der Autismus-Spektrum-Störung gestellt werde. Bei Personen, die deutliche Defizite in der sozialen Kommunikation haben, deren Symptome jedoch ansonsten nicht die Kriterien der Autismus-Spektrum-Störung erfüllen, sollte die Diagnose Soziale (Pragmatische) Kommunikationsstörung erwogen werden.
 
Bestimme, ob:
Mit oder ohne Begleitende Intellektuelle Beeintrðchtigung
Mit oder ohne Begleitende Sprachliche Beeinträchtigung
In Verbindung mit einem Bekannten Medizinischen oder Genetischen Krankheitsfaktor
oder einem Umweltfaktor (Codierhinweis: Verwende eine zusätzliche Codierung, um den dazugehörigen medizinischen oder genetischen Krankheitsfaktor zu kennzeichnen.)
In Verbindung mit einer Anderen Störung der Neuronalen und Mentalen Entwicklung
oder einer Anderen Psychischen oder Verhaltensstörung (Codierhinweis: Verwende zusätzliche Codierung(en), um den (oder die) dazugehörigen medizinischen oder genetischen Krankheitsfaktor(en) zu kennzeichnen.)
Mit Katatonie (für eine Definition siehe die Kriterien für Katatonie in Verbindung mit einer Anderen Psychischen Störung, S. 161) (Codierhinweis: Codiere zusätzlich F06.1 Katatonie in Verbindung mit Autismus-Spektrum-Störung, um das Vorhandensein einer komorbiden Katatonie anzuzeigen.)
In der Übergangszeit bis zur verbindlichen Einführung der ICD-11 ist davon auszugehen, dass vor allem im klinischen Kontext zunächst auch die etablierten Kategorien aus der ICD-10 weiterverwendet werden., parallel zum Begriff der ASS. Daher werden diese im folgenden Abschnitt kurz beschrieben.

2,1 Klassifikation der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen nach ICD-10 und DSM-IV und Veränderungen in Bezug auf die neue Konzeption der ASS

Der frühkindliche Autismus (F84.0), das Asperger-Syndrom (F84.5), der atypische Autismus (F84.1) und die sog. nicht näher bezeichnete tief greifende Entwicklungsstörung (F84.9) werden nach ICD-10 als Subgruppen der tief greifenden Entwicklungsstörungen in der klinischen und wissenschaftlichen Praxis der letzten Jahre bereits mit dem Sammelbegriff ASS umschrieben.
Der frühkindliche Autismus (F84.0) bezeichnet sozusagen den „Kern“-Autismus in Anlehnung an die frühen Beschreibungen von Leo Kanner. Diese entsprechen ungefähr den ASS-Kriterien nach DSM-5/IDC-11, jedoch mit zwingender Manifestation vor dem 3. Lebensjahr, sprachlich-kommunikativer Probleme als eigenständigem diagnostischen Bereich und Kriterium neben den Problemen der sozialen Interaktion, inklusive der Betonung des Auftretens einer verzögerten Sprachentwicklung. Im DSM-5 sind die vorher getrennt beurteilten Bereiche soziale Interaktion und Kommunikation zu einem gemeinsamen Symptombereich verschmolzen worden.
Das Asperger-Syndrom (F84.5) unterscheidet sich nach ICD-10 und den früheren DSM-IV-Kriterien vom frühkindlichen Autismus hauptsächlich durch das Fehlen einer Verzögerung der gesprochenen oder rezeptiven Sprache und der nicht beeinträchtigten kognitiven Entwicklung. Betroffene Kinder durchlaufen in der Regel in den ersten 3 Lebensjahren eine weitgehend unauffällige Entwicklung und es besteht eine Intelligenz im Normbereich. Die übrigen Kriterien (Beeinträchtigung der sozialen Interaktion und repetitive, restriktive und stereotype Verhaltensweisen und Interessen) entsprechen denen des frühkindlichen Autismus. Motorische Manierismen sind seltener, dafür sind häufig grob- und feinmotorische Defizite und manchmal auch Inselbegabungen zu beobachten. Aufgrund der fehlenden Entwicklungsdefizite in den ersten Lebensjahren wird die Diagnose bei betroffenen Kindern häufig viel später gestellt.
Die Bezeichnung „high functioning autism“ (HFA) wird im internationalen Sprachgebrauch ebenfalls häufig verwendet, obwohl sie nicht Eingang in die Klassifikation gefunden hat. Diese bezieht sich vor allem auf Kinder, die zwar in der aktuellen Symptomatik eher dem Bild des Asperger-Syndroms entsprechen und kognitive Fähigkeiten im Normbereich zeigen, jedoch in der frühkindlichen Entwicklung stärkere Beeinträchtigungen sowie eine deutliche Entwicklungsverzögerung aufweisen, und daher nach ICD-10 dem frühkindlichen Autismus zugeordnet werden müssen.
Der atypische Autismus (F84.1) unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus entweder durch ein späteres Manifestationsalter oder aber es werden nicht in allen 3 Teilbereichen (Kommunikation, Interaktion, repetitive Verhaltensweisen) die diagnostischen Kriterien erfüllt, d. h. es existieren atypische Symptommuster. Es wurde jedoch schon länger vermutet, dass die Diagnosekategorie atypischer Autismus eher die hohe Variabilität in der Symptomausprägung von ASS reflektiert, als dass sie eine echte diagnostische Kategorie darstellen. Entsprechend wurde im Konzept der ASS nach DSM-5 eine Manifestation der klinischen Symptomatik auch nach dem 3. Lebensjahr zugelassen und die unklare Differenzierung zwischen den Symptombereichen (soziale) Kommunikation und Interaktion zugunsten eines gesamtheitlichen Bereichs soziale Kommunikation und Interaktion aufgegeben. Allerdings ist nun das Auftreten von Symptomen im Bereich repetitive und stereotype Verhaltensweisen zwingend erforderlich für eine ASS-Diagnose. Gleichzeitig führt das DSM-5 für Personen mit deutlichen Defiziten der sozialen Kommunikation, die jedoch nicht die weiteren Kriterien der ASS erfüllen, eine neue Diagnose ein: soziale pragmatische Kommunikationsstörung, die nicht zum Autismus-Spektrum gehört.
Die desintegrative Störung des Kindesalters (ICD10: F84.3), früher bekannt als Hellersche Demenz, wird nach der gängigen Klassifikation im DSM-5, sowie in der ICD-11 nicht mehr als eigenständiges Syndrom geführt. Die nicht näher bezeichneten tief greifenden Entwicklungsstörungen (ICD10: F84.9) fallen ebenfalls weg.
Zusammenfassend differenziert die neue Konzeptualisierung der ASS nicht mehr kategorial in die Subgruppen frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom und atypischer Autismus, sondern macht eher dimensionale Unterscheidungen hinsichtlich Schweregrad, kognitive Einschränkungen und sprachliche Einschränkungen. Unklare „Restkategorien“ der tief greifenden Entwicklungsstörung aus der ICD-10 (F84.3, F84.8, F84.9) werden nicht mehr verwendet bzw. gehen in der ASS auf.
Das Rett-Syndrom (ICD10: F84.2) ist eine progressive Entwicklungsstörung mit genetischer Ursache. Zugrunde liegt in fast allen Fällen eine Mutation auf dem MECP2-Gen, das auf dem langen Arm des X-Chromosoms lokalisiert ist. Auch Patienten mit Mutationen in CDKL5- und FOXG1-Genen mit sehr ähnlichem klinischen Phänotyp werden beschrieben. Da es sich um einen X-chromosomal-dominanten Erbgang handelt, sind fast ausschließlich Mädchen betroffen. Jungen, die das Gen tragen, versterben meist bereits intrauterin. Die Häufigkeit der Störung wird auf etwa 1:9000 geschätzt. Betroffene Kinder zeigen zunächst eine unauffällige Entwicklung, innerhalb des 6.–18. Lebensmonats kommt es jedoch zu einer Regression im motorischen und sozialen Verhalten und Stagnation der kognitiven Entwicklung mit deutlicher intellektueller Behinderung. Man beobachtet den Verlust der zielgerichteten Handmotorik, Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie/Apraxie) und der expressiven und rezeptiven Sprache sowie eine Verlangsamung des Kopfwachstums. Charakteristisch sind stereotype Handbewegungen wie Händewringen oder -kneten und Waschbewegungen, Belutschen der Finger und Hände, Schlafstörungen und Anfallsleiden. Autistisch anmutende Verhaltensweisen treten meist im Kindesalter auf. Im DSM-5 ist das Rett-Syndrom wegen seines klaren Bezugs zu einer spezifischen genetischen Auffälligkeit nicht im Sinne einer „mental disorder“ aufgeführt und gehört damit, ebenso wie in der ICD-11 nicht zu den Autismus-Spektrum-Störungen.

Phänomenologie

Störungen der sozialen Interaktion

Bei den qualitativen Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion liegt die Betonung vor allem auf der eingeschränkten Wechselseitigkeit sozialer Interaktionen, nicht auf einem absoluten Mangel an sozialen Verhaltensweisen. Letztere können individuell erheblich variieren. Man beobachtet sowohl das vollständige Fehlen der Wahrnehmung anderer Personen als auch bisweilen distanzlose soziale Annäherungen, die dem jeweiligen Kontext vollkommen unangemessen sind. Betroffene Personen zeigen bereits im Kindesalter wenig bzw. keinen sozial modulierten Blickkontakt und wenig sozio-emotionale Gegenseitigkeit. Kleinkinder mit ASS strecken den Eltern selten die Arme entgegen, Aufmerksamkeit und Freude werden häufig nicht mit anderen geteilt (fehlende „joint attention“), Mimik und Gestik werden wenig gebraucht, um soziale Interaktionen zu initiieren oder zu regulieren. Die begrenzte Fähigkeit, emotionale Gestimmtheiten anderer Personen erkennen zu können (z. B. an verbalen Äußerungen, Mimik oder Körperhaltung), führt oft dazu, dass Menschen mit ASS Äußerungen und Verhalten anderer nicht oder falsch verstehen und in vielen Situationen konkretistisch reagieren. Bei kleineren Kindern kann das Interesse an Gleichaltrigen komplett fehlen, ältere Kinder haben häufig keine dem Alter angemessenen Freundschaften. Die Kontaktbereitschaft kann individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Viele Kinder und Jugendliche mit ASS artikulieren ein Bedürfnis nach Freunden. Da ihnen jedoch das Prinzip der Wechselseitigkeit im sozialen Umgang und das Teilen von altersadäquaten Interessen fremd sind, sind sie häufig isoliert und werden Opfer von Hänseleien.

Störungen der Kommunikation

Die Sprache ist oft repetitiv und stereotyp. Ein Mangel an Fähigkeit zum abwechslungsreichen, imaginären und imitativen Spielen ist schon im Kleinkindalter deutlich. Es bestehen gravierende Probleme eine Konversation zu beginnen und aufrechtzuerhalten. Der Mangel, die emotionale Gestimmtheit anderer Leute zu erkennen und sich entsprechend verhalten zu können, führt oft dazu, dass Personen mit Autismus bestimmte Situationen nicht verstehen oder auf eine sehr konkretistische Weise darauf reagieren.
Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickelt keine oder eine unverständliche Sprache. Insgesamt sind die Sprachfähigkeiten innerhalb des Spektrums hochvariabel und reichen von kompletter Nichtsprachlichkeit bis zu fließendem Sprechen mit eindrucksvollem Wortschatz und subtilen Abweichungen in der Intonation, Laustärke und Sprachmelodie, die häufig als monoton und wenig moduliert beschrieben werden. Auch gut begabte, „hochfunktionale“ Autisten mit gutem Sprachvermögen und Wortschatz haben oft erhebliche Probleme, eine informelle Konversation (Small Talk) zu beginnen und aufrecht zu erhalten sowie Probleme in der pragmatischen Sprache, d. h. Vokabular, Sprechweise und Inhalt können nicht flexibel an das Gegenüber und den jeweiligen sozialen Kontext angepasst werden. Sprache wird generell weniger im sozialen Kontext eingesetzt, sondern dient eher dem Informationsaustausch oder der Formulierung persönlicher Forderungen. Auch fließendes Sprechen ist häufig mit vielen semantischen und pragmatischen Fehlern behaftet, und es kommt auch bei gutem Sprachvermögen zu Verständnisschwierigkeiten im Zusammenhang mit komplexen Fragen zu abstrakten Inhalten. Auch stereotype Sprachelemente wie Wortneubildungen (Neologismen), Echolalien oder Pronominalumkehr kommen vor. Die nonverbale Kommunikation kann ebenso gestört sein, z. B. kommen zielgerichtetes Zeigen und Deuten, Nicken und Kopfschütteln weniger häufig vor als bei nichtautistischen Kindern. Vor allem Kinder mit frühkindlichem Autismus benutzen oft Körperteile anderer, v. a. die Hand, wie einen Gegenstand, z. B. um eine Tür zu öffnen oder um ein Spielzeug in Gang zu bringen. Darüber hinaus zeigt sich ein Mangel im Bereich des spontanen Imitierens von Handlungen anderer sowie ein herabgesetztes Interesse am fantasievollen (Symbol-)Spiel.

Stereotype, restriktive und repetitive Verhaltensweisen, Aktivitäten und Interessen

Charakteristisch ist außerdem das rigide Festhalten an bestimmten Themen und Details, das Haften an nichtfunktionalen Routinen und Ritualen sowie ein abnorm starkes Interesse an sensorischen Eindrücken aller Qualitäten. Manche Kinder sind so stark absorbiert von dem Bedürfnis nach Einhaltung täglicher Routine und Gleichhaltung der Umgebung, dass Veränderungen kaum möglich sind ohne schwere Unruhezustände oder Wutanfälle zu provozieren. Viele Kinder bestehen z. B. auf der Einhaltung bestimmter Wege und Routen (beispielsweise auf dem Schulweg), auch wenn diese extreme Umwege darstellen, oder sind hoch irritiert, wenn Möbel oder Bilder im häuslichen Umfeld an einen anderen Platz gestellt werden. Ungewöhnliche vorherrschende Beschäftigungen und Sonderinteressen können sich z. B. als intensives Interesse an Dinosauriern, Waschmaschinen, Bus- und Zugfahrplänen oder seriellen Informationen, wie Nummernschildern oder Hausnummern, zeigen und in ihrer Intensität so exzessiv betrieben werden, dass alltägliche Abläufe in der Familie dadurch massiv gestört werden. Sonderinteressen können sich auch (im Vergleich zu den sonstigen kognitiven Fähigkeiten, seien sie durchschnittlich oder unterdurchschnittlich) in erstaunlichen Fähigkeiten und Inselbegabungen äußern (z. B. ausgezeichnetes Gedächtnis, detailgetreue Zeichnungen, mathematische oder musikalische Fähigkeiten). Entgegen der Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit sind diese jedoch eher selten und nicht unbedingt charakteristisch für ASS.
Motorische Manierismen, die häufig v. a. beim frühkindlichen Autismus beobachtet werden, können sich z. B. als Wedeln, Waschbewegungen vor dem Körper, flackernden Bewegungen der Finger oder auch Hüpfen und Jaktieren bemerkbar machen. Auch beim Spielen zeigen sich hochrepetitive Verhaltensweisen. Oft werden Spielzeuge oder Bauklötze nicht funktionell genutzt, sondern nach Form, Farbe oder anderen Kriterien geordnet und aufgestellt. Repetitive und sensorische Interessen, Ritualbildungen und Stereotypien zeichnen sich meist durch einen lustbetonten und dranghaften Charakter aus, was sie differenzialdiagnostisch von Zwangshandlungen unterscheidet. Die Beschäftigung mit nichtfunktionellen Elementen von Gegenständen kann sich auch durch ein ungewöhnliches Interesse an sensorischen Teilaspekten wie dem Anblick, dem Berühren, dem Geschmack oder Geruch von Dingen oder Menschen äußern.

Subklinische Formen

Ähnlich wie bei anderen Störungsbildern sind die einzelnen Symptome autistischer Störungen in der Bevölkerung kontinuierlich verteilt. Daher ist auch bei den autistischen Störungen die Einführung von bestimmten Cut-off-Werten pro Bereich notwendig, um zu einer kategorialen Störungsdefinition zu kommen, die im Alltag zu Funktionsstörungen und erheblichen Adaptationsproblemen führt. Die Abgrenzung einer kategorialen Störung von subklinischen Formen orientiert sich an dem Ausmaß einer ungewöhnlichen Beeinträchtigung des psychosozialen Funktionsniveaus im Alltag (in der Familie, unter Gleichaltrigen, in der Schule und in der Freizeitgestaltung). Dafür dient die Definition nach der Achse VI der multiaxialen Klassifikation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (globale Beurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus – Adaptation/Beeinträchtigung). Da die Symptomausprägungen sehr unterschiedlich sein können, wird z. B. im Beobachtungsinstrument ADOS bzw. ADOS 2 (Rühl et al. 2003; Poustka et al. 2015,) eine Schweregradeinteilung (Schwellenwert) für Autismus (höher) bzw. für Autismus-Spektrum (etwas niedriger) unterschieden, darüber hinaus ist in diesen Instrumenten eine nach Alter kalibrierte Schwergradeinschätzung verfügbar.

Diagnostik

Die Diagnostik autistischer Störungen sollte immer eine ausführliche Exploration des Betroffenen und der Bezugspersonen und Erfassung der individuellen Symptomatik inklusive Komorbidität und Anpassungsvermögen umfassen. Eine Fremdanamnese bezüglich der aktuellen Problematik aber auch der frühkindlichen Entwicklung ist, auch im Erwachsenenalter, obligatorisch. Ebenso obligatorisch ist eine ausführliche körperlich-neurologische Untersuchung zum Ausschluss von organischen Grunderkrankungen und Untersuchung grob- und feinmotorischer Schwierigkeiten. Darüber hinaus kann diese Hinweise auf das Vorliegen spezifischer genetischer Risikofaktoren geben. Auch eine umfassende testpsychologische Untersuchung zur Erfassung der kognitiven und neuropsychologischen Funktionen und des individuellen Leistungsniveaus ist essenziell, ebenso wie EEG- Untersuchungen. Häufig sind die Überprüfung des Hörens und Sehens und evtl. ein molekularbiologischer Test zur weiteren Feststellung bzw. Ausschluss z. B. eines Fragilen-X-Syndroms oder Rett-Syndroms angezeigt. Weitere molekular- und zytogenetische Untersuchungen sind nur bei klinisch begründetem Verdacht notwendig.

Diagnostische Verfahren

Für die autismusspezifische Diagnostik steht inzwischen eine Reihe von standardisierten Instrumenten zur Verfügung. Neben dem FSK (Fragebogen zur Sozialen Kommunikation, Bölte et al. 2000) und der Skala zur Erfassung Sozialer Reaktivität (SRS, Bölte und Poustka 2008) können bei Kleinkindern ab dem 2. Lebensjahr der 2-stufige M-CHAT (Modified Checklist for Autism in Toddlers) eingesetzt werden, um einen Verdacht bezüglich einer Autismus-Spektrum-Störung zu erhärten. Allerdings ist die Spezifität sehr niedrig, weshalb die Ergebnisse sehr vorsichtig interpretiert werden müssen. Bei Personen mit Intelligenzminderung kann die SEAS-M (Skala zur Erfassung von Autismus-Spektrum-Störungen bei Minderbegabten, Kraijer und Melchers 2003) eingesetzt werden (S3-Leitlinien Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, Teil 1: Diagnostik, www.awmf.org).
Als Goldstandard für die klinische Diagnostik von ASS gelten derzeit das Diagnostische Interview für Autismus ADI-R (Autism Diagnostic Interview revised, Lord et al. 1994; Poustka et al. 1996) in Kombination mit der Diagnostischen Beobachtungsskala für Autismus ADOS bzw. ADOS 2 (Autism Diagnostic Observation Schedule) (Lord et al. 2000; Rühl et al. 2003; Poustka et al. 2015). Das ADI-R (Poustka et al. 1996) ist ein untersuchergeleitetes, halbstrukturiertes Interview mit den Eltern/Bezugspersonen des Betroffenen ab einem Entwicklungsalter von 2 Jahren. Es beinhaltet 93 Items zur frühkindlichen und Sprachentwicklung, verbalen und nonverbalen kommunikativen Fähigkeiten, Spiel- und sozialem Interaktionsverhalten, stereotypen Interessen und Aktivitäten sowie komorbiden Symptomen. Die Durchführung dauert 1,5–4 Stunden.
Das ADOS ist ein strukturiertes Verfahren zur Erfassung der Kommunikation, Interaktion und des Spielverhaltens. Anhand von gezielt inszenierten spielerischen Elementen, Aktivitäten und Gesprächen können für die Diagnose Autismus relevante Symptome geprüft werden. Zur Abstimmung des Stimulus- und Interviewmaterials auf das Alter und Sprachniveau des jeweiligen Patienten liegen 4 Module vor, die eine Anwendung vom vorsprachlichen Bereich bis hin zu fließend sprechenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen erlauben. Das ADOS und seine seit 2012 überarbeitete und verbesserte Version, das ADOS 2, sind anwendbar ab einem Entwicklungsalter von 2 Jahren (chronologisches Alter oft höher). Für die Diagnostik von Kindern jünger als 30 Monate wurde neben den bisher 4 Modulen des ADOS ein 5. , das ADOS 2-Toddler-Module (Kleinkind-Modul) entwickelt, das zur standardisierten Diagnostik bei Kindern ab dem 12. Lebensmonat geeignet ist (Luyster et al. 2009). Darüber hinaus sind Modifikationen des ADOS zur Anwendung bei der Diagnostik geistig behinderter Erwachsener mit ASS verfügbar (DiBAS, Sappok et al. 2015).
Sowohl ADI-R als auch ADOS/ADOS 2 erweisen sich auch im Vorschulalter als valide und reliabel, zeigen eine hohe Übereinstimmung (Le Couteur et al. 2008) und können ab einem Entwicklungsalter von ca. 2 Jahren bzw. ab 12 Monaten (Kleinkind-Modul) eingesetzt werden. Die höchste Validität erreicht man mit einer Kombination beider Verfahren ergänzend zum klinischen Eindruck.

Epidemiologie

Prävalenz

Erste epidemiologische Studien zu ASS legten eine Prävalenz von ca. 4 per 10.000 nahe (Lotter 1966). Inzwischen ist eine Vielzahl an epidemiologischen Daten zu ASS verfügbar, die insgesamt weitaus höhere Schätzungen der Prävalenzzahlen autistischer Störungen nahelegen. Eine neue Ära von Prävalenzstudien begann mit dem Jahr 2000. Alle seither veröffentlichten Untersuchungen legen eine deutlich höhere Verbreitung von ASS nahe. Im Median aller Studien seit 2000 aus unterschiedlichen Regionen der Welt lässt sich eine Häufigkeit von ca. 62/10.000 ermitteln, d. h. ca. 0,6 %. Einige methodisch sehr gut kontrollierte Populationsuntersuchungen berichten noch höhere Prävalenzraten (Baird et al. 2006; Kim et al. 2011). Die Studie von Baird et al. berichtet z. B. für Großbritannien eine Rate von 38/10.000 für frühkindlichen Autismus und 116/10.000 für ASS insgesamt. Zusammenfassend wird heute von einer Prävalenz der ASS von 0,9–1 % ausgegangen (Fombonne et al. 2011).
Die Diskrepanz zwischen den alten und neuen Prävalenzdaten ist vor allem dadurch zu erklären, dass in neueren populationsbasierten Studien durch die Anwendung von standardisierten Messinstrumenten und Screeningverfahren weniger Fälle unentdeckt blieben als in früheren Studien mit teilweise vorselektierten Stickproben. Zudem ist eine kontinuierliche Veränderung des diagnostischen Konzepts der ASS und eine wachsende Sensitivität gegenüber dem Störungsbild im Laufe der letzten Jahrzehnte zu beobachten. In zunehmendem Maße wurden auch mildere Verlaufsformen bei Kindern mit durchschnittlicher Intelligenz erkannt. Dafür spricht auch, dass in den älteren Prävalenzstudien Komorbidität von Autismus und geistiger Behinderung mit ca. 75 % angegeben wurde, während neuere Arbeiten nur noch von 30–50 % ausgehen. Ausgehend von den Beschreibungen der Störung nach Kanner (1943) und Asperger (1944) sowie Wing (1981) ist in der ICD-10 und dem DSM-IV eine psychiatrische Klassifikation von ASS entstanden, die genügend diagnostischen Spielraum dafür lässt, leichtere Formen der ASS häufiger zu diagnostizieren. Ein Trend, der sich mit der Veränderung der Klassifikation im DSM-5 fortsetzte. Vor allem die wenig systematisch untersuchten Diagnosen des atypischen Autismus und der nicht näher bezeichneten TE der ICD-10 scheinen einen großen Anteil unter den autistischen Störungen auszumachen (bis zu 2/3 des gesamten Spektrums). Eine solche Anpassung von diagnostischen Routinen ist in der Psychiatrie und gesamten Medizin keine Seltenheit, was nicht zuletzt mit wissenschaftlichem Fortschritt (z. B. sensitivere, zuverlässigere Diagnostik), größerer klinischer und gesellschaftlicher Wahrnehmung und Kenntnis der Störung und der allgemeinen Verbesserung der Krankenversorgung zusammenhängt. Die Früherkennung und Frühförderung von Kindern mit ASS wurde in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert, sodass allein dieser Umstand zur Wahrnehmung eines erhöhten Auftretens der Störung geführt haben kann. Schwankungen der Häufigkeit von Diagnosestellungen waren ferner in den letzten Jahren kein für den Autismus exklusives Phänomen. Darüber hinaus zeigen Statistiken von Gesundheitsbehörden, dass sich nach der Etablierung entsprechender neuer diagnostischer Routinen die Diagnosehäufigkeiten in jüngeren Jahrgängen zunehmend stabilisieren.
Eine darüber hinausgehende, „tatsächliche“ Zunahme der Prävalenz unabhängig von der veränderten Diagnostik erscheint eher unwahrscheinlich. Es konnte bisher kein Faktor identifiziert werden, der mit einer solchen Prävalenzzunahme in Verbindung stehen könnte. Insbesondere gibt es keine Studien, die Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen einer MMR-Kombinationsimpfung und ASS stützen würden. Diese Behauptung hat ihren Ursprung in einer 1998 hochrangig publizierten Studie von Andrew Wakefield, die jedoch aufgrund nachweislicher Falschdarstellungen und eigener finanzieller Interessen des Autors zurückgezogen wurde. Zahlreiche Studien sprechen eindeutig gegen einen kausalen Zusammenhang (DeStefano und Shimabukuro 2019).

Geschlechtsverteilung

Autistische Störungen finden sich deutlich häufiger beim männlichen Geschlecht mit einer Verteilung von 3–4:1 bei Autismus und ca. 9:1 beim Asperger-Syndrom (siehe Fombonne et al. 2011). Diese Geschlechtsunterschiede sind bis heute nicht ausreichend geklärt. Die Arbeitsgruppe um Baron-Cohen et al. (2005) postulierte die Theorie, dass Autismus eine Extremvariante des männlichen Gehirns sei, und untersuchte in einer Reihe von Studien die Zusammenhänge von fetalem Testosteron und autismustypischen Symptomen. Andererseits findet man neben ASS auch eine Reihe anderer Entwicklungsstörungen häufiger bei Jungen, wie z. B. ADHS oder Legasthenie. Gesunde Mädchen zeigen im Vergleich eine frühere Reifung und Myelinisierung kortikaler Schlüsselregionen, was der Grund sein mag, warum Mädchen im Durchschnitt früher sprechen und lesen lernen als Jungen. Aus Volumetrie-Untersuchungen wird berichtet, dass weibliche Probanden mit ASS massivere neuronale Auffälligkeiten aufweisen als männliche Probanden mit vergleichbarer Symptomausprägung (Murphy et al. 2011). Dies kann umgekehrt bedeuten, dass Mädchen ein deutliches Mehr an „devianten“ Entwicklungsvorgängen aufweisen müssen als Jungen, um ähnliche Schwergrade der Störung zu bekommen, und dass das weibliche Geschlecht einen Schutzfaktor gegen autistische Störungen darstellt. Dies entspricht der Theorie des fragilen männlichen Gehirns (Kraemer 2000), wonach das männliche Gehirn sensitiver gegenüber pränatalen Risiken oder Risiken während der frühen Entwicklung ist, und dadurch auch eine höhere Anfälligkeit gegenüber Entwicklungsstörungen zeigt.

Natürlicher Verlauf

Longitudinalstudien mit kleinen Geschwistern autistischer Kinder („high risk siblings“) liefern beeindruckende Informationen bezüglich der frühen Entwicklung autistischer Störungen. Insgesamt ergibt sich für Geschwister autistischer Kinder ein Wiederholungsrisiko von ca. 19,5 %, selbst mit einer ASS diagnostiziert zu werden (Ozonoff et al. 2011). 40 % der Risiko-Geschwister, die später selbst eine Diagnose bekommen, zeigen Auffälligkeiten bereits im Alter von 18 Monaten. Die Diagnose hat bei diesen Kindern eine hohe Stabilität bei ca. 93 % (Chawarska et al. 2014; Ozonoff et al. 2015). Daraus kann ein deutlicher Bedarf sowohl für die Behandlung von Kindern ab dem 18. Lebensmonat mit hohem Symptomscore als auch für eine konsequente Überwachung der Auffälligkeiten abgeleitet werden. Typische Frühsymptome sind fehlende Orientierung am eigenen Namen, eingeschränkter oder fehlender Blickkontakt, weniger Zeigen und Deuten und eine Reihe früher motorische Auffälligkeiten. Ferner folgen betroffene Kinder weniger den Blick- und den Zeigebewegungen sozialer Bezugspersonen („joint attention“) und haben Schwierigkeiten, gemeinsame Blickbewegungen mit anderen zu initiieren (für eine aktuelle Übersicht, Szatmari et al. 2016). Des Weiteren zeigen sie deutlich weniger Präferenz für menschliche Stimmen und Bewegungsmuster als andere Kinder (Klin et al. 2009).
Schon ab dem 6. Lebensmonat beobachtet man bei später als autistisch diagnostizierten Kindern eine geringere Blickfixationsdauer (Wass et al. 2015) sowie eine verminderte spontane Aufmerksamkeit für Menschen und soziale Szenen (Chawarska et al. 2014) und ab dem 12. Lebensmonat ein Abnehmen des spontanen Blickkontakts (Jones und Klin 2013). Daneben werden im Kleinkindalter häufig auch eher unspezifische Probleme wie Schlafstörungen, Unruhe oder extreme Passivität, Fütterstörungen und abnorme Reaktionen auf externe Reize berichtet. Bei ca. 30 % der Kinder findet man einen Verlust bereits erworbener, v. a. sprachlicher Fähigkeiten zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat. Pickles et al. (2009) konnten in diesen Zusammenhang zeigen, dass dieses Phänomen bei Kindern mit ASS auftritt, nicht jedoch bei Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerung ohne ASS. Im Kindergarten- bis frühen Grundschulalter tritt die autismustypische Symptomatik häufig am deutlichsten auf, wenn die Kinder zum ersten Mal außerhalb der Familie sozialisiert werden und in fremdstrukturierten Situationen ein hohes Maß an Anpassungs- und Lernleistung vollbringen müssen. Vor allem aggressive Durchbrüche, ritualisiertes und stereotypes Verhalten, Ängste, Hyperaktivität und extremes Beharren auf Gleichförmigkeit treten häufig auf und stellen eine enorme Herausforderung für Familien und Erziehungspersonen dar.
Im weiteren Verlauf bis zur Adoleszenz wird jedoch häufig ein Abklingen der Symptomschwere bemerkbar. Die Adoleszenz stellt allerdings auch bei Jugendlichen mit ASS eine Herausforderung dar. Einige Jugendliche entwickeln ein Empfinden für das eigene „Anderssein“ und beginnen, ihre Isolation als bedrückend zu erleben. Die sexuelle Entwicklung bzw. sexuellen Erfahrungen sind häufig aufgrund eines Mangels an Einfühlungsvermögen und Verständnis für soziale Regeln und der Missinterpretation sozialer Signale erschwert. Manche Jugendliche mit ASS zeigen sexuell unangepasstes Verhalten und geraten dadurch in Konflikte.
Die langfristige Prognose wird maßgeblich durch das individuelle Intelligenz- und Sprachniveau vermittelt. Als bedeutsam für die Langzeitentwicklung und Prognose erweisen sich vor allem ein Intelligenzniveau IQ >70 sowie ein adäquates Sprachvermögen (Howlin et al. 2004). Darüber hinaus sind auch Imitation, gerichtetes Zeigen und Deuten und eine gute „joint attention“ als positiv zu werten. Ob eine Sprachentwicklungsverzögerung bestanden hat oder nicht, scheint dagegen für den langfristigen Verlauf keine Rolle zu spielen (Howlin et al. 2004). Daten der ersten Langzeitstudien bei ASS von Howlin (2004) zeigten bei lediglich 10 % der Betroffenen das Erreichen einer vollkommenen Selbstständigkeit, während der überwiegende Teil in Einrichtungen oder bei den Eltern lebte. Andere Studien dagegen zeigen etwas optimistischere Ergebnisse: Eaves und Ho (2008) fanden bei bereits der Hälfte der von ihnen nachuntersuchten Erwachsenen mit ASS teilweise oder weitgehende Selbstständigkeit. Dies ist sicherlich zum Teil der verbesserten Versorgungslage für Menschen mit ASS geschuldet, andererseits werden nun auch zunehmend mehr Personen mit guter Intelligenz und hochfunktionalem Autismus erfasst, die ein höheres Maß an Selbstständigkeit erreichen können. Im Mittel finden die meisten Arbeiten eine Tendenz zur Verbesserung der autismusspezifischen Symptomatik.

Komorbidität

Kaum eine Störung des Kindes- und Jugendalters ist mit so vielen Begleitstörungen vergesellschaftet wie ASS. Studien zur Häufigkeit komorbider Störungen zeigen relativ einheitlich, dass bei 70–80 % der Betroffenen mindestens eine weitere psychiatrische Störung vorliegt (Lai et al. 2019; Simonoff et al. 2008), die den Entwicklungsverlauf und das Funktionsniveau der Betroffenen erheblich beeinflusst bzw. beeinträchtigt. Ergebnisse einer großen, populationsbasierten und methodisch gut durchgeführten Studie aus England (Simonoff et al. 2008) zeigen besonders häufig soziale Phobien, Aktivitäts-Aufmerksamkeitsstörungen und, entgegen der landläufigen Meinung, auch oppositionelle Störungen mit jeweils ca. 30 %. Darüber hinaus traten aber auch Zwangsstörungen (8 %), Enuresis (11 %) und Enkopresis (6,6 %) sowie chronische Tic-Störungen (9 %) deutlich häufiger auf als bei anderen Kindern im selben Alter. Depressive Störungen waren vergleichsweise selten zu finden (1,4 %), was jedoch daran liegen mag, dass die Population von Simonoff et al. (2008) Kinder im Alter von 11–14 Jahren umfasste, und das Risiko für die Entwicklung depressiver Störungen allgemein und auch bei autistischen Menschen, erst in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter deutlich ansteigt (Pezzimenti et al. 2019). Anfallsleiden treten bei ASS ebenfalls gehäuft auf, besonders bei Menschen mit ASS und geistiger Behinderung (GB) und in Verbindung mit bekannten genetischen oder neurologischen Syndromen. Derzeit legen neue Meta-Analysen eine Häufigkeit von ca. 23 % bei ASS mit GB und 8 % bei ASS mit mindestens durchschnittlicher Intelligenz nahe (Woolfenden et al. 2012). Weitere assoziierte Probleme betreffen grob- und feinmotorische Störungen sowie aggressives und selbstverletzendes Verhalten (Kanne und Mazurek 2011). Eine Komorbidität mit Intelligenzminderung besteht bei ca. 55 % der betroffenen Kinder (Baird et al. 2006). Ein weiteres, ganz erhebliches und oft persistierendes Problem bei ASS in allen Altersgruppen stellen Schlafstörungen dar, die sich sowohl als Einschlafstörungen als auch Durchschlafstörungen, morgendliches Früherwachen und insgesamt verkürzte Schlafdauer zeigen können und mit höheren Schwergraden an Verhaltensstörungen assoziiert sein können (Cortese et al. 2020). Darüber hinaus bestehen zahlreiche Überlappungen von autistischen Störungen mit anderen genetischen Erkrankungen wie Fragiles-X-Syndrom, Williams-Syndrom, Velo-Kardio-Faziales-Syndrom oder Prader-Willi-Syndrom (Moss und Howlin 2009).
Untersuchungen zur Komorbidität im Erwachsenenalter zeigen v. a. erhöhte Raten an Angststörungen und Depressionen (Hutton et al. 2008), aber auch Persönlichkeitsstörungen (Anckarsäter et al. 2006). Suchterkrankungen scheinen v. a. bei komorbidem ADHS vermehrt vorzukommen. Die Lebenserwartung autistischer Menschen ist, vermutlich aufgrund der häufigeren Anfallsleiden, Unfällen, aber auch Suizidalität und Selbstverletzungen gegenüber der Allgemeinbevölkerung vermindert (Hirvikoski et al. 2016). Vor allem im Erwachsenenalter findet man darüber hinaus auch mehr somatische Probleme wie Immunerkrankungen oder Adipositas als in der Allgemeinbevölkerung (Croen et al. 2015). Insgesamt stellen komorbide Störungen bei ASS eine zusätzliche Herausforderung dar, beeinträchtigen das Wohlbefinden wie auch die Fähigkeiten zur späteren Selbstständigkeit und können die effektive Therapie der Kernsymptomatik erschweren bzw. unmöglich machen. Eine gezielte Exploration und Behandlung der begleitenden Störungen und Auffälligkeiten ist daher ein unabdingbarer Baustein bei der Interventionsplanung der ASS.

Ätiologie

Neurobiologie und Genetik

Gehirnentwicklung

ASS sind in der Ausprägung, qualitativem Phänotyp, Verlauf und Auftreten von Begleitstörungen sehr heterogen und daher aus neurobiologischer Sicht eher als eine Gruppe von neurobiologischen Entwicklungsstörungen unterschiedlicher Ätiologie zu betrachten, die sich dennoch in einem konsistent ähnlichen klinischen Phänotyp manifestieren. Die neurowissenschaftliche Forschung ging lange davon aus, dass sich diese Ähnlichkeit auch in einem entsprechenden übergreifenden neurobiologischen Endophänotyp äußert. Derzeit setzt sich verstärkt die Erkenntnis durch, dass viele unterschiedliche Subgruppen innerhalb der ASS identifiziert werden müssen, die durch konsistentere Endophänotypen auf verschiedenen neurobiologischen Ebenen geprägt sind. Nur so können Forschungsergebnisse auch besser klinisch nutzbar gemacht werden (Müller und Fishman 2018).
In vielen Einzelbefunden werden die Involvierung bestimmter Areale und Funktionen des Gehirns in Verbindung mit autistischen Störungen untersucht. Auf hirnfunktioneller Ebene wurden dabei z. B. spezifische Auffälligkeiten bei Arealen zu Emotions- und Gesichterverarbeitung (Amygdala, Gyrus fusiformis), dem frontostriatalen Belohnungssystem (insbesondere Nucleus accumbens, orbitofrontaler Kortex), dem Theory-of-mind-Netzwerk (medialer präfrontaler Kortex, Temporalpol, temporoparietaler Übergangsbereich) sowie dem sog. Spiegelneuronensystem diskutiert. Darunter werden Netzwerke, die oft auch unter dem Sammelbegriff soziales Gehirn betrachtet werden (Adolphs 2009), verstanden. Viele Studien konnten entsprechende Auffälligkeiten in Aktivierungsmustern bei ASS für kognitive und emotionale Aufgaben nachweisen. Unklar ist jedoch bei solchen Befunden, inwiefern dies sozusagen ein Epiphänomen der kognitiven und emotionalen Symptomatik darstellt (z. B. geringere Aktivierung im Netzwerk für Gesichter aufgrund einer geringeren Motivation zur Verarbeitung solcher Reize) oder kausalen Erklärungswert für die Symptomatik hat (z. B. Defizite bei der Gesichterverarbeitung aufgrund struktureller und/oder funktioneller Defizite bei Arealen wie der Amygdala und des Gyrus fusiformis).
Neben der Untersuchung der Funktionen einzelner Areale verschob sich der Schwerpunkt der hirnfunktionellen Untersuchungen in den letzten 15 Jahren eher auf die Untersuchung von Konnektivität innerhalb von Netzwerken verschiedener Gehirnregionen, insbesondere bei sog. Ruhezustand-Untersuchungen (Resting-State-Untersuchungen), bei denen keine konkreten Aufgaben im MRT-Scanner durchgeführt werden. In solchen Untersuchungen finden sich abweichende Konnektivitätsmuster, beispielsweise in Netzwerken, die für soziale Funktionen, Gesichterwahrnehmung, Imitation und Emotionsverarbeitung wichtig sind. Darüber hinaus scheinen solche Netzwerke für sozialemotionale Funktionen bei ASS sowohl schlechter integriert zu sein (verminderte Konnektivität untereinander) als auch unzureichend abgegrenzt gegenüber anderen funktionellen Netzwerken (erhöhte Konnektivität zu anderen Netzwerken und fehlende Segregation, Müller und Fishman 2018). Es finden sich jedoch auch inkonsistente Ergebnisse in Bezug auf Hyper- oder Hypokonnektivität in verschiedenen Netzwerken. Diese lassen sich vermutlich insbesondere durch unterschiedliche Entwicklungsverläufe und Reifungsprozesse der kortikalen Netzwerke über die Zeit erklären und müssen noch genauer untersucht werden.
Die Befundlage für strukturelle Unterschiede in der Hirnanatomie ist uneinheitlich. Die bisher größten Studien zu strukturellen MRT-Scans (1000–1500 Personen mit ASS ab dem Alter von 6 Jahren) zeigen z. B. kleineres Volumen für einige subkortikale Strukturen (Amygdala, Putamen, Nucleus accumbens), erhöhte kortikale Dicke in frontalen Regionen sowie reduzierte kortikale Dicke in temporalen Regionen, vergrößerte Ventrikel, größeres intrakraniales Volumen und ein verdünntes Corpus callosum (van Rooij et al. 2018; Haar et al. 2016). Insgesamt zeigen solche Analysen jedoch sehr kleine Effektstärken und eine große Überlappung zwischen Personen mit und ohne Diagnose sowie auch eine große Abhängigkeit von Parametern wie Alter, Geschlecht und anderen Faktoren (MRC AIMS Consortium et al. 2020).
Konsistentere Befunde finden sich für die sehr frühe Hirnentwicklung: Früh in der perinatalen Entwicklung findet sich z. B. in vielen Studien ein vergrößerter Kopfumfang, was zur Entwicklung der Theorie eines frühen, überschießenden Hirnwachstums bei ASS geführt hat (Courchesne et al. 2003). Insgesamt sprechen viele Befunde (retrospektive Studien zu Kopfumfang, prospektive longitudinale Bildgebungsstudien) für ein verstärktes Hirnwachstum bis zum 2. Lebensjahr, das auch mit dem Auftreten autistischer Symptome verknüpft ist (Piven et al. 2017). Es lässt sich zunächst eine Vergrößerung der kortikalen Oberfläche im 1. Jahr beobachten, gefolgt von einem Zuwachs des Hirnvolumens im 2. Jahr (Hazlett et al. 2017). Zusammen mit anderen Studien im Tiermodell legen die Ergebnisse nahe, dass die Proliferation von neuronalen Vorläuferzellen zu einer überschießenden Expansion der kortikalen Oberfläche führen könnte, assoziiert mit funktionellen Auffälligkeiten in der Verarbeitung sensomotorischer Prozesse und der Aufmerksamkeitslenkung. Dies könnte in der Folge zu Veränderungen in der neuronalen Entwicklung führen (z. B. Störung des Fine-Tunings von neuronalen Verbindungen kortikaler Schaltkreise), die wiederum mit dem Auftreten erster Symptome in Beziehung stehen könnten (Piven et al. 2017).

Neurotransmitter und Neuromodulatoren

Neurotransmittersysteme wurden ebenfalls eingehend untersucht. Die konsistentesten Befunde existieren bezüglich des Neurotransmitters Serotonin, dessen Konzentration in den Thrombozyten (Blutplättchen) nachgewiesen werden kann. Serotonin spielt wahrscheinlich eine zentrale Rolle bei der prä- und postnatalen morphologischen und funktionellen Entwicklung des Gehirns. Bei ca. 25 % der autistischen Patienten kann eine erhöhte Konzentration von Serotonin im Blut nachgewiesen werden. Aufgrund dieses Befundes gelten auch Gene, die mit der Steuerung der zentralnervösen Aktivität des Serotonins in Verbindung stehen, z. B. das Serotonintransportergen (5-HTT), als Kandidatengene für die molekularbiologische Autismusforschung. Bislang sind die Befunde jedoch uneinheitlich und die Spezifität einer hyperserotonergen Aktivität für Autismus ist unklar. Darüber hinaus wurden auch andere Neurotransmitter wie Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin, Oxytozin, endogene Opioide, Kortisol, Glutamat oder γ-Aminobuttersäure (GABA) untersucht. Beobachtungen bezüglich einer herabgesetzten Funktionalität des inhibitorischen GABAergen Systems im Hirn autistischer Patienten stellen einen möglichen Erklärungsansatz für die bei autistischen Patienten häufig vorliegende, in Richtung Exzitation verschobene E/I-Balance dar, welche eine gesteigerte Erregbarkeit von Nervenzellen bedingt und daher als mögliche Ursache für die erhöhte Epilepsieneigung angesehen wird (LeBlanc und Fagiolini 2011).

Genetik

Genetische Arbeiten konnten zeigen, dass die Konkordanz einer ASS-Diagnose bei monozygoten Zwillingen um ein Vielfaches größer als bei dizygoten Zwillingen und das Erkrankungsrisiko von Geschwistern bis zu 50-fach höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Auch das gehäufte Auftreten von Merkmalen des Autismus auf einem subklinischen Niveau unter Angehörigen 1. Grades weist auf genetische Mechanismen hin. Frühe Zwillingsstudien geben eine Heritabilität zwischen 37 und 95 % an, neueste Populationsstudien beziffern den genetischen Anteil des ASS-Risikos auf ca. 81 % (Bai et al. 2019). Ein eindeutiger genetischer oder anderer biologischer Marker für Autismus ist bisher nicht verfügbar. Autismus bleibt weiterhin ein ausschließlich über die Verhaltensbeobachtung definiertes Störungsbild. Allerdings konnten durch Koppelungsuntersuchungen verschiedene Regionen auf dem Genom eingegrenzt werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Entwicklung des Autismus beteiligt sind, u. a. eine Reihe von Genen, die einen störenden Einfluss auf die Synaptogenese zu haben scheinen, aber auch weitere molekulare Prozesse, die insbesondere für die neuronale Entwicklung von Bedeutung sind. Insgesamt wurden bisher mehr als 800 Gene identifiziert, die einen Zusammenhang mit ASS aufweisen (Überblicksarbeit: Vorstman et al. 2017, siehe auch https://gene.sfari.org/).
Seltene genetische Varianten sind bei wahrscheinlich ca. 10–30 % aller Betroffenen kausal für das Auftreten von ASS verantwortlich (de la Torre-Ubieta et al. 2016). Es konnten bisher über 100 Gene identifiziert werden, die ursächlich mit ASS in Verbindung zu stehen scheinen. Sog. De-novo-Mutationen (Mutationen, die neu auftreten und nicht familiär vererbt wurden) werden in diesem Zusammenhang häufig untersucht, betreffen aber nur einen sehr kleinen Teil der Patienten und mindestens 50 % dieser Gene sind auch mit anderen Erkrankungen assoziiert. Darüber hinaus gibt es auch seltene vererbte Mutationen, die insgesamt bis zu 10 % der Fälle von Autismus erklären können, meist ist hier auch von einem kumulativen Einfluss mehrerer Gene auszugehen. Für die Fälle von idiopathischem Autismus (Patienten, bei denen keine erkennbaren genetischen Ursachen zugeordnet werden können) ist von komplexen polygenen Mechanismen auszugehen. Verschiedene Genvarianten, die bei einem großen Teil der Bevölkerung vorkommen („common variants“, d. h. Vorkommen in >1 % der Gesamtbevölkerung) spielen eine große Rolle. Durch solche Genvarianten lässt sich kumuliert vermutlich insgesamt ca. 50 % des ASS-Risikos aufklären (Gaugler et al. 2014). In der bisher größten Studie mit 20.000 Personen mit ASS und 30.000 Kontrollen konnten 5 solcher Genvarianten identifiziert werden, die jedoch jeweils maximal nur ein bis zu 20 % erhöhtes, individuelles Risiko für ASS erklärten (Grove et al. 2019). Da die Prävalenz für ASS insgesamt nur bei ca. 1 % liegt, müssen daher für ein Individuum eine Vielzahl solcher Varianten zusammenkommen. Es ist also davon auszugehen, dass eine sehr hohe Zahl von verschiedensten Risikovarianten von bestimmten Genen im Zusammenspiel für das Auftreten einer ASS prädisponieren.
In zunehmendem Maße werden auch Umweltfaktoren untersucht, die zu einem Risiko bei der Entstehung autistischer Störungen und Symptome beitragen. Dazu gehören höheres Alter der Eltern, Infektionen und Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft (vor allem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer [SSRI] und Valproinsäure) oder oxidativer Stress und Immundysregulation (Übersicht in Mandy und Lai 2016).

Neuropsychologische Grundlagen

Trotz intensiver Forschung gibt es keine einheitliche Theorie, die alle Aspekte der Phänomenologie der ASS auf der Ebene neuropsychologischer oder kognitiver Konstrukte erklären kann. Es ist anzunehmen, dass dies aufgrund der Heterogenität des Störungsbildes grundsätzlich nicht möglich ist und monokausale Erklärungsversuche daher ins Leere laufen (Happé et al. 2006). Verschiedene Theorien und Ansätze können jedoch bestimmte Aspekte der Störungsbildes näher beleuchten und haben für den jeweiligen Bereich eine gewisse Erklärungskraft.

Soziale Kognition und Theory of Mind

Der Begriff soziale Kognition schließt alle kognitiven Prozesse ein, die mit zwischenmenschlichem Kontakt in Verbindung stehen, z. B. soziales Bewusstsein, das Erkennen der psychischen Zustände anderer Personen und entsprechend sozial angemessenes Handeln, das Verständnis von sozialen Abläufen, sozioemotionalen Zwischentönen, Bedürfnissen anderer, sozialen Konventionen und zwischenmenschlicher Kommunikation. Die sozialen und kommunikativen Auffälligkeiten bei ASS finden sich daher auch auf der Ebene der sozialkognitiven Verarbeitungsprozesse. Intensiv wurde vor allem das Konzept der Theory of Mind (ToM) erforscht, d. h. die Fähigkeit, mentale Zustände wie Absichten, Vorstellungen, Gedanken und Emotionen anderer Personen in Abgrenzung zur Selbstwahrnehmung zu berücksichtigen (Baron-Cohen et al. 1985). Im Vergleich zur typischen Entwicklung im frühen Kindesalter entwickelt sich diese Fähigkeit bei Personen mit Autismus oft deutlich verzögert und weist auch im späteren Entwicklungsverlauf noch Auffälligkeiten auf. Eine Schwäche in der ToM-Fähigkeit kann zu Schwierigkeiten bei verschiedensten Anforderungen und Aufgaben führen, z. B. beim Perspektivenwechsel (insbesondere False-Belief-Aufgaben oder beim Erkennen von Täuschung), aber auch beim Erkennen von Fauxpas-Situationen, Ironie und komplexen sozialen Situationen, bei denen es hilfreich ist die Perspektive einer anderen Person zu berücksichtigen, um den Kontext zu verstehen und adäquat reagieren zu können. Viele Studien geben Hinweise darauf, dass Personen mit ASS hier persistierende Auffälligkeiten zeigen, z. B. sind Defizite bei der Bewältigung von ToM-Aufgaben, der Zuschreibung mentaler Zustände (Castelli et al. 2002) und bei der Gesichter- bzw. Emotionserkennung (Golan et al. 2006) gut untersucht. Diese spiegeln sich auch wider in der reduzierten Aktivierung entsprechender Strukturen und Funktionen des sog. sozialen Gehirns bzw. des Theory-of-Mind-Netzwerks (ToM-Netzwerk) (Domes et al. 2008).

Exekutivfunktionen

Exekutivfunktionen stellen ein multidimensionales, uneinheitlich definiertes Konstrukt dar und schließen viele unterschiedliche Funktionen wie kognitive Flexibilität, Reaktions- und Antworthemmung, Arbeitsgedächtnis, Problemlösen und Planen, zeitliche Organisation und Interferenzanfälligkeit ein. Zahlreiche Studien zeigen, dass ASS mit exekutiven Dysfunktionen einhergehen und es wurde insbesondere vermutet, dass diese mit stereotypem, repetitivem und ritualisiertem Verhalten assoziiert sein könnten. Andere Studien zeigen jedoch auch Zusammenhänge mit ToM-Fähigkeiten und sozialer Kommunikation, sodass bestimmte Auffälligkeiten in Exekutivfunktionen insgesamt einen kognitiven Phänotyp darstellen könnten, der mit ASS verknüpft ist (Demetriou et al. 2019). Insbesondere die kognitive Flexibilität (z. B. durch Aufgaben wie „set shifting“ und „task switching“) scheint bei ASS reduziert zu sein, Dieser Befund bestätigt sich auch in aktuellen Meta-Analysen (Demetriou et al. 2018), die jedoch teilweise auch breitere Defizite in weiteren Bereichen, wie z. B. Inhibition und vorausschauende Planung zeigen. Erschwert wird die Forschung zu Exekutivfunktionen bei ASS durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren, wie z. B. die hohe Komorbidität mit ADHS, eine Störung, die ebenfalls mit charakteristischen Defiziten in exekutiven Funktionen einhergeht. Darüber hinaus sind die konkret verwendeten theoretischen Konzepte und Aufgaben zwischen Studien oft nicht vergleichbar, und allgemeine kognitive Fähigkeiten, Geschlechterunterschiede, das kognitive Entwicklungsalter, sowie affektive Aspekte (z. B. Ängstlichkeit oder Stress) beeinflussen die Leistung in neuropsychologischen Tests zu Exekutivfunktionen (Demetriou et al. 2019). Neuere Studien bilden neuropsychologische Profile über diagnostische Gruppen hinweg und schlagen vor, Auffälligkeiten in Exekutivfunktionen als einen dimensionalen Einflussfaktor für den ASS-Phänotyp zu betrachten (Vaidya et al. 2020).

Schwache zentrale Kohärenz und lokale Informationsverarbeitung

Menschen mit Störungen aus dem Autismus-Spektrum weisen aus der Alltagserfahrung heraus eine Tendenz auf, Reize in der Umwelt eher einzelheitlich, isoliert und detailliert statt gestalthaft, geschlossen und ganzheitlich wahrzunehmen. Eine Theorie über diesbezügliche Besonderheiten bei ASS wurde erstmals von Frith (1989) mit dem Konzept der schwachen zentralen Kohärenz formuliert und betonte eine Schwäche in der Verarbeitung globaler, ganzheitlicher Informationen im Vergleich zu einer besseren Verarbeitung von einzelheitlichen Informationen aufgrund einer grundlegenden Präferenz für Detailinformation (Happe und Frith 2006). Es wurde auch vorgeschlagen, dass dies sog. Savant-Fertigkeiten erklären könnte, d. h. spezifische überdurchschnittliche Leistungen in eng umgrenzten Bereichen. Die Befundlage ist jedoch heterogen. Einige Studien stützen die These einer überlegenen einzelheitlichen Informationsverarbeitung bei ASS, insbesondere bei der visuellen Informationsverarbeitung (Simmons et al. 2009). Andere Autoren betonen jedoch, dass solche Ergebnisse vor allem bei einem bestimmten speziellen Aufgabentyp (Reaktionszeitunterschiede bei einer Navon-Aufgabe) auftreten (umfangreiche Meta-Analyse von van der Hallen et al. 2015) wobei stärkere Evidenz für eine grundsätzlich verlangsamte globale Verarbeitung spricht. Insgesamt deuten diese und weitere Befunde darauf hin, dass die globale Verarbeitung bei ASS verlangsamt zu sein scheint (van Eylen et al. 2018), sich eine verbesserte einzelheitliche Verarbeitung jedoch nicht konsistent bestätigen lässt (z. B.: Booth und Happé 2018).

Behandlungsmöglichkeiten

Aus den beschriebenen Kernsymptomen und Komorbiditäten ergibt sich ein heterogenes Krankheitsbild, das eine individualisierte Psychotherapie und Medikation erfordert. Wichtig ist dabei das koordinierte und kooperative Vorgehen aller am Entwicklungs-, Erziehungs- und Bildungsprozess Beteiligten (Eltern, Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen, Ergo- oder Sprachtherapeuten, Erzieher, Lehrer, Schulbegleiter, Autismusbeauftragte der Schulen, Kostenträger u. a.). Insbesondere die Eltern sind als wichtiger Bestandteil der Therapie zu sehen (Dawson und Bernier 2013) und sind oft besonderem Stress und gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, auch im Vergleich zu Eltern von Kindern mit anderen Störungsbildern (Karst und Van Hecke 2012).
Trotz der Definition als neurobiologische Entwicklungsstörung sind es derzeit vor allem pädagogische und psychologische Interventionskonzepte (gegebenenfalls mit medikamentöser Begleitung), die die Grundlage der Therapie bei ASS bilden, sowohl in Bezug auf die Kernsymptomatik als auch die Komorbiditäten betreffend.
Eine komplette „Heilung“ der autistischen Kernsymptomatik ist nicht zu erwarten. Jedoch können über die Zeit deutliche Steigerungen der Lebensqualität und des allgemeinen Funktionsniveaus erreicht und die gesellschaftliche Integration und Selbstständigkeit signifikant verbessert werden (Poustka et al. 2012), insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und Intervention.

Frühintervention

Eine möglichst frühzeitige Intervention ist wichtig, da die betroffenen Kinder eine verzögerte Entwicklung in Bezug auf Spielverhalten, soziale Kontakte und Kommunikation aufweisen, sowie zumeist auch sprachliche und kognitive Verzögerungen der Entwicklung zu beobachten sind. Insbesondere das Lernen in der Interaktion mit anderen Menschen und damit der Erwerb sprachlicher und sozialer Kompetenzen ist dadurch deutlich beeinträchtigt. Frühintervention zielt darauf ab, solche Lernprozesse spezifisch zu unterstützen. Manche Autoren gehen auch davon aus, dass frühzeitige Interventionen kortikale Reifungsprozesse anregen und die Entfaltung der Symptomatik vermindern können (Dawson et al. 2012). Die heute gebräuchlichen Verfahren zur Frühintervention bauen auf Prinzipien der Verhaltenstherapie und des edukativen Lernens auf.

Früh beginnende, intensive verhaltenstherapeutische Interventionen und ABA

Viele der heute gängigen Verfahren basieren auf den grundlegenden Prinzipien des operanten Lernens, die zuerst im Rahmen der sog. Applied Behavior Analysis (ABA) bei ASS angewendet wurden. Ivar Lovaas erbrachte in den 1960er-Jahren die ersten Nachweise dafür, dass autistische Kinder von einem hochstrukturierten, operanten Lernparadigma profitieren können (z. B. Lovaas 1987). Über ein schrittweises Vorgehen erfolgt bei der klassischen ABA der systematische Aufbau von sprachlichen, kognitiven und Alltagsfertigkeiten, sowie der Abbau von unerwünschten Verhaltensweisen. Die wichtigste ABA-Methode ist das diskrete Lernformat (Discrete-Trial-Training, DTT). Komplexe Handlungen werden in Teilhandlungen aufgeteilt und graduell mit Hilfe von gezielten Instruktionen ausgelöst und mit positiver Verstärkung systematisch aufgebaut. Die im ursprünglichen Lovaas-Programm ebenso enthaltene negative Verstärkung mit Hilfe von Bestrafungen kommt heute nicht mehr zum Einsatz (Poustka et al. 2012; Vismara und Rogers 2010).
Früh beginnende, intensive verhaltenstherapeutische Programme (Early Intensive Behavioral Interventions, EIBI) variieren in Bezug auf Inhalte und das Vorgehen im Einzelnen, basieren jedoch meist auf den Prinzipien der ABA. Sie visieren ein breites Spektrum an Zielverhaltensweisen an, beginnen früh (18 Monate bis 3 Jahre) und werden längerfristig hochfrequent (15–40 Stunden/Woche für 2–3 Jahre) angewendet. Die Interventionen zielen auf die Verbesserung von sprachlichen, kommunikativen, interaktiven, sozialen, spielerischen, kognitiven, motorischen und Alltags-Fähigkeiten und den Abbau problematischer Verhaltensweisen der Betroffenen ab (Dawson und Burner 2011; Vismara und Rogers 2010).
Viele Studien zeigen Verbesserungen von sozialkommunikativen und adaptiven Verhaltensweisen für EIBI (Dawson und Bernier 2013; Reichow 2012; Virues-Ortega 2010), allerdings profitieren manche Kinder nur in geringem Umfang, während andere deutliche Verbesserungen zeigen (Howlin et al. 2009). Ein wichtiger Prädiktor sind hierbei bereits vorhandene sprachliche, kognitive und adaptive Fähigkeiten bei Interventionsbeginn. (Ben-Itzchak et al. 2014; Virues-Ortega 2010). Auch scheint die Intervention effektiver zu sein, je früher sie beginnt. Die größten Fortschritte sind innerhalb der ersten beiden Jahre der Intervention zu verzeichnen (Dawson et al. 2010; Smith et al. 2015). Einige Studien zeigen bessere Effekte mit höherer Frequenz (Virues-Ortega et al. 2013a), jedoch ist bisher unklar, in welcher Frequenz die Interventionen mindestens stattfinden müssen, um wirksam zu sein (Magiati et al. 2007).
Die primäre Intensivbehandlung wird in der Regel von einem Therapeuten gemeinsam mit Eltern und Erziehern im Alltag (zu Hause, Kindergarten) durchgeführt (Dawson und Burner 2011; Vismara und Rogers 2010). Der Einbezug der Eltern scheint besonders wichtig zu sein, damit die Intervention erfolgreich ist (Oono et al. 2013). Die Expertise der Durchführenden und die Umsetzungstreue ist ebenfalls ein wichtiger Prädiktor für den Therapieerfolg (Dawson et al. 2010; Smith et al. 2015), daher ist die kompetente Schulung der Therapeuten von großer Bedeutung.

Naturalistische, entwicklungsangepasste Verhaltensinterventionen (NDBI)

Naturalistische, entwicklungsangepasste Verhaltensinterventionen (Naturalistic Developmental Behavioral Intervantion, NDBI) verwenden modifizierte Instruktionstechniken in natürlicher Lernumgebung, die an das Entwicklungsalter des Kindes angepasst werden und stärkeren Wert auf die spontanen Verhaltensweisen des Kindes legen. Dies beruht auf der Erkenntnis, dass die strikte Stimuluskontrolle beim diskreten Lernformat unnatürliche Lernbedingungen erzeugen können, die den Transfer in das spontane Alltagsverhalten erschweren (Vismara und Rogers 2010). Bei solchen Programmen gibt es große Unterschiede in Bezug auf die Interventionsintensität (wenige Stunden/Woche bis zu 15 Stunden/Woche), die konkreten Inhalte, die Art der Intervention (z. B. durch Therapeuten oder Eltern, im häuslichen Umfeld oder außerhalb) und die Dauer der Intervention (12 Wochen bis zu 2 Jahre).
Einen intensiven Ansatz verfolgt z. B. das Early Start Denver Model (ESDM, Dawson et al. 2010; Dawson und Burner 2011), welches die ABA-Lernprinzipien mit entwicklungs- und beziehungsbasierten Bausteinen in der natürlichen Umgebung des Kindes verwendet. Hier werden etwa 15 Stunden Therapie/Woche direkt mit dem Kind (Alter 18–30 Monate) für 2 Jahre durchgeführt, parallel werden die Eltern geschult. Eine erste Studie zeigte positive Effekte in Bezug auf sprachliche Entwicklung, Kommunikation und adaptives Verhalten (Dawson et al. 2010). Eine aktuelle Studie konnte dies nur teilweise replizieren. Es zeigten sich in Bezug auf die sprachliche Entwicklung moderate Effekte (Rogers et al. 2019).
Andere Ansätze konzentrieren sich auf ein fokussiertes Kurzzeittraining, bei dem meist die Eltern intensiv trainiert werden. Hier zeigen sich je nach Programm teilweise positive Effekte für bestimmte Fähigkeiten des Kindes (z. B. geteilte Aufmerksamkeit; Kasari et al. 2014) oder das Elternverhalten (z. B. verbesserte Responsivität; z. B. Rogers et al. 2012). Weitere Programme (z. B. Preschool Autism Communication Trial, PACT) verwenden eine adaptive Frequenz und reines Elterntraining (14-tägig bis monatlich). Erste Studien zeigen nach einem Jahr verbessertes dyadisches Verhalten sowie eine Symptomreduktion im Langezeitverlauf nach 6 Jahren (Pickles et al. 2016). Das Training von Schlüsselverhaltensweisen (Pivotal Response Training, PRT) zielt insbesondere auf die Motivation, Initiierung von sozialen Interaktionen durch das Kind und Selbstregulation. Besonderen Wert wird dabei auf natürliche Verstärkung von Verhalten sowie die Möglichkeit der Steuerung der Interaktion durch das Kind mit Hilfe zahlreicher Interaktionsangebote des Therapeuten gelegt. Möglicherweise verbessern sich dadurch kommunikatives Verhalten und Sprachentwicklung, es fehlen jedoch qualitativ hochwertige, randomisiert-kontrollierte Studien.

Symptomzentrierte Interventionen

Symptomzentrierte Interventionen basieren auf verhaltenstherapeutischen Grundlagen, definieren ein genaues Zielverhalten, empfehlen eine sorgfältige funktionale Verhaltensanalyse und die Übung und Übertragung des erlernten Verhaltens unter natürlichen Umgebungs- und Verstärkerbedingungen (Vismara und Rogers 2010). Ein prominenter Vertreter dieser symptomzentrierten Interventionsprogramme ist das Picture Exchange Communication System (PECS, Bondy und Frost 1998). Aufbauend auf den Prinzipien der ABA ist PECS, ein System zur systematischen Anbahnung nonverbaler symbolischer Kommunikation mit Hilfe von Bildkarten. Die Kinder lernen, die Symbole auf den Karten mit Bedürfnissen oder Gegenständen zu assoziieren und damit ihre Wünsche zu äußern. PECS kann in den Schulalltag der Patienten integriert werden. PECS wird vor allem für nonverbale Kinder eingesetzt, um strukturierte Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen, kann aber auch hilfreich sein zum Aufbau spontaner und funktionaler Sprache. Insbesondere für nichtsprachliche Kinder lässt sich kommunikatives Verhalten deutlich verbessern, jedoch ist die Stabilität der erreichten Erfolge nach dem Ende der Therapie fraglich (Howlin et al. 2007).
Ob sich nicht nur kommunikative, sondern auch konkret sprachliche Fähigkeiten durch PECS verbessern lassen, ist fraglich, zumindest scheint dies individuell sehr variabel zu sein (Gordon et al. 2011).

Interventionen in pädagogischen Settings

In der Schule ist die Psychoedukation von Lehrern und Mitschülern hilfreich, um Verständnis für die Betroffenen, ihre Probleme und Bedürfnisse im Schulalltag aufzubauen sowie wichtige Informationen für die Gestaltung des Umfelds zu vermitteln. Das TEACCH-Programm (Treatment and Education of Autistic and related Communication-handicapped Children; Keel et al. 1997) ist ein Konzept zur Abstimmung von Instruktionen und Lernumgebung auf typische Probleme bei ASS im Bereich von Wahrnehmung, Verständnis, Kommunikation und Interaktion. Dabei werden viele strukturierende Elemente angewendet, z. B. wird die Organisation der physischen Umgebung an die kognitiven Bedürfnisse und Lernstile angepasst (z. B. Minimierung von Störeinflüssen, Verwendung von visuellen Instruktionen durch Zeichnungen oder Fotos), Aktivitäten und Materialien werden vorhersagbar gestaltet. Dabei wird großen Wert auf die Förderung der Unabhängigkeit gelegt (mit Hilfe von hoher Strukturierung von Material und Aufgaben). Der TEACCH-Ansatz zeigt in empirischen Studien moderate bis große Wirksamkeit für soziale Fähigkeiten und die Reduktion von problematischen Verhaltensweisen, nur kleine Effekte jedoch für Kommunikation, lebenspraktische Fertigkeiten sowie kognitive und verbale Fähigkeiten (Meta-Analyse von 13 Studien, Virues-Ortega et al. 2013b).

Elterntrainings

Eltern sind von zentraler Bedeutung für die Behandlung von Kindern mit ASS. Sie sind oft sehr darum bemüht, ihrem Kind das Leben zu erleichtern und ihm die bestmöglichen Förder- und Entwicklungsbedingungen zu bieten, gleichzeitig aber hoch belastet (Hayes und Watson 2013). Die Auswahl geeigneter Hilfsmaßnahmen ist aufgrund des unüberschaubaren Angebots eine große Herausforderung. Die permanente Besorgnis von Eltern führt häufig zu überfürsorglichem Verhalten, das sich negativ auf die Selbstständigkeitsentwicklung des Kindes auswirkt und zur Entstehung von Ängsten beitragen kann. Darüber hinaus kann hoher Elternstress eine bidirektionale Wechselwirkung mit problematischen Verhaltensweisen entfalten. Ausgeprägter Elternstress konnte in Längsschnittuntersuchungen Verhaltensprobleme im Verlauf besser erklären als umgekehrt, sodass Maßnahmen zur Reduktion von Elternstress, z. B. durch Vermittlung erzieherischer Kompetenzen als wichtiges therapeutisches Ziel angesehen werden kann. (Zaidman-Zait et al. 2014). Fundierte Elterntrainings können bei beiden Aspekten ansetzen: Sie sind ausgerichtet auf die Vermittlung von umfassendem Störungswissen, Verbesserung der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung, Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen und die Förderung von sozialer Interaktion und anderer Schlüsselkompetenzen der Kinder. Die Eltern lernen z. B. über Rollenspiele, Video-Feedback oder Hausaufgaben mit In-vivo-Übungen verhaltenstherapeutische Methoden zur Verhaltensmodifikation und erleben einen Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Eltern, der meist als sehr hilfreich empfunden wird.
Aktuelle Übersichtsarbeiten zeigen gemischte Befunde zur Wirksamkeit von Elterntrainings. Nevill et al. (2018) berichten in einer Meta-Analyse (19 randomisiert-kontrollierte Studien) von kleinen Effekten auf die autistische Kernsymptomatik, die soziale Integration und allgemeine kognitive Fähigkeiten.
Begleitende Verhaltensstörungen wie disruptives oder ängstliches Verhalten sind durch Elterntrainings ebenfalls positiv beeinflussbar. Das für Kinder mit Entwicklungsstörungen konzipierte Elterntraining Stepping Stones Triple P (Positive Parenting Program, d. h. positives Erziehungsprogramm) zeigt bei Kindern mit ASS eine Verminderung expansiven Verhaltens sowie eine Zunahme elterlicher Kompetenz (Sprenger et al. 2015; Tellegen und Sanders 2013).

Psychotherapeutische Optionen für ältere, hochfunktionale Kinder und Jugendliche

Grundvoraussetzungen für Psychotherapie sind die kognitive Kapazität und die Motivation der Patienten, am eigenen Denken und Verhalten zu arbeiten. Meist werden Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie angewandt. Zielgruppe sind daher vor allem Patienten mit zumindest durchschnittlicher kognitiver Begabung und basalen Fähigkeiten der sozialen Wahrnehmung und Selbstreflexion ab dem mittleren Grundschulalter. Die Stärkung von sozialen Kompetenzen und Selbstvertrauen, die Verminderung komorbider Angst, Zwangs- und depressiver Symptome sind häufige Zielsymptome und Therapieinhalte.
Die Auseinandersetzung mit diesen Patienten ist für den Therapeuten aufgrund der Diskrepanz zwischen guten kognitiven und geringen sozialen Fähigkeiten eine Herausforderung. Hierbei bietet sich ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Vorgehen mit der Arbeit an konkreten Verhaltensweisen und Gedanken sowie logischen Argumenten an (Vismara und Rogers 2010). Ziel der Psychotherapie ist die Verbesserung sozialer und kommunikativer Kompetenzen. Hierzu gehören die Interpretation von Gesichtsausdrücken, Emotionen und sozialen Situationen, Perspektivenübernahme, flüssige verbale und nonverbale Kommunikation und der Aufbau von Selfmonitoring, also der Beobachtung, wie das eigene Handeln auf andere wirkt sowie entsprechende Verhaltensmodifikationen. Wichtige Instruktionsmethoden sind Psychoedukation, Verhaltensanalysen und die Erarbeitung von adäquaten Zielverhaltensweisen, deren Übung in Rollenspielen und der Transfer in den Alltag (Vismara und Rogers 2010).
Neben der Einzeltherapie werden häufig Gruppentherapien angeboten. Die Gruppenmitglieder dienen einander als authentische Modelle und können zu erlernende Zielverhaltensweisen jeweils unmittelbar im realen Kontakt miteinander üben. Es existieren verschiedene Gruppentherapieprogramme für hochfunktionale Patienten. Erste Wirksamkeitsstudien weisen auf den Erfolg dieser Trainings hin. Verbesserungen zeigen sich im Verhältnis zu Gleichaltrigen, der Theory of Mind, dem Wissen über soziale Zusammenhänge, der sozialen Kompetenz, dem Erkennen von Gesichtsausdrücken und Problemlösekompetenzen sowie der autistischen Symptomatik aus Sicht der Eltern (für einen Überblick vgl. Dawson und Burner 2011; Freitag et al. 2016), teilweise sind die Effekte in Bezug auf Emotionserkennung oder komplexere soziale Fähigkeiten nur gering (Reichow et al. 2012). Integriert werden dabei auch Einheiten, die ganz bestimmte Fertigkeiten trainieren sollen, z. B. das Erkennen von emotionalen Gesichtsausdrücken oder Theory-of-Mind-Fähigkeiten. Ein Beispiel hierfür ist FEFA (Frankfurter Test und Training des Erkennens fazialen Affekts, Bölte et al. 2006).
Zur Behandlung komorbider Ängste, Depressionen, Zwänge und expansiven Verhaltens sind auch Anpassungen bereits bewährter Therapieprogramme für den ASS-Kontext vorgenommen worden. Empirische Studien zeigen gute Erfolge für die Reduzierung von Aggressionen (Fitzpatrick et al. 2016) und Ängsten (Sukhodolsky et al. 2013; Ung et al. 2015) mit Hilfe von kognitiver Verhaltenstherapie. Auch für die Reduktion der Kernsymptomatik gibt es erste Studien, die eine Wirksamkeit belegen (Wass und Porayska-Pomsta 2014). Auch bei hochfunktionalen Kindern und Jugendlichen können komplementärtherapeutische Angebote wie Logopädie, Ergo- und Physiotherapie individuell sinnvoll sein. Die Installierung einer Schulbegleitung zur Erleichterung der schulischen Integration erweist sich häufig als notwendig. Zur Erarbeitung eines effektiven Behandlungsansatzes sind therapeutische Kreativität und Kenntnisse der verfügbaren Hilfsmöglichkeiten wichtig.

Neuere Entwicklungen

Computergestützte Intervention bei ASS

Computer und digitale Tools stellen für Personen mit ASS ein beliebtes Lern- und Kommunikationsmedium dar. Sie können unabhängig von sozialen Signalen benutzt werden, reagieren vorhersagbar und erlauben die Simulation sozialer Situationen zur Übung kommunikativer, sozialer Fertigkeiten im geschützten virtuellen Raum.
Erste Studien zum computergestützten Lernen bei ASS fanden ein höheres Motivations- und Aufmerksamkeitsniveau, eine größere Anzahl sozialer Interaktionen und einer Verbesserung von Instruktionsverständnis und Trainingsergebnissen. In einer Meta-Analyse berichten Ramdoss et al. (2012) eher schwache Effekte auf die sozialen und emotionalen Fähigkeiten, was auf Probleme beim Transfer in den Alltag und fehlende Generalisierung der Trainingseffekte in ökologisch valideren Kontexten zurückgeht (Wass und Porayska-Pomsta 2014).
Es wurden verschiedene computerbasierte Programme zum Training der Affekterkennung entwickelt, z. B. FEFA (Frankfurter Test und Training des Erkennens von Fazialem Affekt, Bölte et al. 2006), The Cambridge Mindreading Face-Voice-Battery (CAM, Golan et al. 2006), The Transporters (Golan et al. 2010), Let’s face it (Tanaka et al. 2010) oder The Social Cognition Training Tool (SCOTT, Rosenblau et al. 2020).
In den letzten 10 Jahren wurde darüber hinaus eine Vielzahl von Touchscreen-basierten, gut zugänglichen Apps zu Unterstützung von Personen mit ASS entwickelt. Obwohl diese von Familien häufig intensiv genutzt werden, gibt es bisher nur wenige systematische und qualitativ hochwertige Studien zur Effektivität. Eine systematische Übersichtsarbeit (Grynszpan et al. 2014) konnte nur 10 qualitativ hochwertige randomisiert-kontrollierte Studien (von 379) identifizierten, um die Effektivität von digitaler Unterstützung bei ASS zu evaluieren. Diese Studien zeigen kleine bis moderate Effektstärken. Apps für Personen mit ASS haben also durchaus Potenzial, der konkrete Einsatz muss jedoch gut abgewogen werden (Zervogianni et al. 2020) und sollte optimalerweise auf empirische Evidenz gestützt sein. In keinem Fall sind solche Apps ein Ersatz für die sonstige Unterstützung und Therapie oder reale Kontakte im Alltag. Ein Beispiel für eine gut empirisch untersuchte App ist „Zirkus Empathico“, ein Tablet-gestütztes Training zur Verbesserung sozioemotionaler Kompetenzen bei 5- bis 10-Jährigen, hochfunktionalen Kindern mit ASS. Eine erste Evaluation in einer randomisiert-kontrollierten Studie mit 82 Kindern zeigt eine nur kurzfriste Verbesserung der Emotionserkennung. Mittelfristig persistierten aber eine verbesserte Emotionsregulation sowie ein leichte Abschwächung der autistischen Symptome (Kirst et al. 2022). Solche und ähnliche moderne Apps benutzen Prinzipien sog. Serious Games, um die Motivation zu steigern (Einbettung in eine Erzählung/Geschichte, Rückmeldungs- und Belohnungssysteme, klare Zielsetzungen, individualisierte Steigerung des Schwierigkeitslevel). Eine Meta-Analyse konnte zeigen, dass die Umsetzung dieser Prinzipien die Generalisierung der Trainingsinhalte in den Alltag erhöhen kann (Tang et al. 2019).
In den letzten Jahren wurden für ältere Kinder und Jugendliche zunehmend auch Szenarien der virtuellen Realität (VR) oder erweiterten Realität (augmented Reality, AR) erprobt. Bei VR-Ansätzen kann z. B. das Training sozialer Fertigkeiten in einem geschützten, aber systematisch veränderbaren Rahmen stattfinden, als Zwischenschritt zur Erprobung in der Realität. AR-Ansätze sind z. B. durch direkt am Körper tragbare digitale Assistenten, wie z. B. AR-Brillen, noch näher an der Unterstützung in realen Situationen und zeigen auch vielversprechende erste Effekte der Wirksamkeit, wenn sie ergänzend zu verhaltenstherapeutischen Interventionen angewendet werden (Voss et al. 2019). Insbesondere für jüngere und stärker beeinträchtigte Kinder, für die VR- oder AR-Anwendungen weniger gut geeignet sind, gibt es auch erste Studien zur Verwendung von Robotern zur Therapieunterstützung. Obwohl Kinder mit ASS solche „sozialen Roboter“ meist gut annehmen, gibt es jedoch bisher kaum systematische Studien zur Wirksamkeit und Generalisierbarkeit (Grossard et al. 2018).

Medikamentöse Behandlungsansätze

Die pharmakologische Behandlung von ASS ist fast ohne Ausnahme an die komorbiden Störungen und Auffälligkeiten gerichtet. Zur Behandlung der Kernsymptomatik existiert derzeit kein wirksames Medikament.
Bezogen auf v. a. die oft als hochproblematisch geschilderten expansiven Verhaltensweisen bei ASS, haben pharmakologische Interventionen nicht nur das Potenzial unerwünschtes und gefährdendes Verhalten zu reduzieren. Sie können möglicherweise auch die Ansprechrate auf psychosoziale Interventionen, die auf die Kernsymptomatik gerichtet sind, verbessern (für eine aktuelle Übersicht Howes et al. 2018) und dabei helfen, dass Menschen mit ASS auch außerhalb von Institutionen leben können. Trotz des weitverbreiteten Einsatzes von Psychopharmaka bei Menschen mit ASS ist das Wissen bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Medikamenten bei dieser Personengruppe gering, besonders für Erwachsene fehlen Placebo-kontrollierten Studien.
Zur Evaluation der Wirksamkeit pharmakologischer Maßnahmen ist ebenso wie bei anderen Interventionen wichtig, die hohe Heterogenität der ASS im Hinblick auf kognitives Leistungsvermögen, Sprache und Verhalten sowie Schwerpunkt der Kernsymptome einzubeziehen. Die Einstellung auf ein Medikament sollte bei Patienten mit ASS besonders vorsichtig und langsam erfolgen, da es aufgrund neurologischer Auffälligkeiten häufiger zu Nebenwirkungen kommt, bevor die erwünschte Wirkung eintritt, was zu verfrühtem Absetzen des Medikaments führen kann.
Als besonders belastend werden meist externale Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität und Impulsivität, Reizbarkeit, Wutanfälle und selbstverletzendes Verhalten wahrgenommen, die vor allem mit atypischen Neuroleptika behandelt werden. Die Monotherapie mit Risperidon (d = 0,86) und Aripiprazol (d = 0,78) (siehe aktuelle Meta-Analyse von Fung et al. 2016) ist wirksam gegen diese Zielsymptomatik mit jeweils hohen Effektstärken. Beide Medikamente sind, wie alle atypischen Neuroleptika, mit unerwünschten extrapyramidalen, kardialen und endokrinen Nebenwirkungen verbunden, einschließlich der besonders im jugendlichen Alter problematischen Gewichtszunahme. Unter Risperidon nehmen viele Patienten etwa 2,8 kg über 8 Wochen und 5 kg oder mehr bei einer Behandlung über 6 Monate zu. Leider beobachtet man ähnliches auch unter langfristiger Aripirazolgabe. Wink et al. (2014) stellten in einer naturalistischen Studie fest, dass die Effekte von Risperidon und Aripiprazol auf Körpergewicht und Blutfettwerte sich langfristig nicht voneinander unterscheiden. Die Gabe des Antidiabetikums Metformin kann diese Gewichtszunahme nachweislich drosseln und dadurch auch die Sicherheit dieser hochwirksamen Pharmakotherapie verbessern (Anagnostou et al. 2016). Andere atypische Neuroleptika, wie z. B. Olanzapin oder Quetiapn, zeigen deutlich geringere Effekte auf externale Verhaltensauffälligkeiten und werden in den S3-Leitlinien zur Therapie von Autismus-Spektrum-Störungen nicht zum Einsatz gegen externale Verhaltensauffälligkeiten empfohlen.
Bei komorbiden Aufmerksamkeitsdefiziten und Hyperaktivität haben sich auch bei ASS Stimulanzien (v. a. Methylphenidat) bewährt. Simonoff et al. (2008) betonten, dass bei Vorliegen eines ADHS auch andere komorbide Störungen bei ASS stärker ausgeprägt sind, was den Behandlungsbedarf einer zusätzlichen Aufmerksamkeitsstörung verdeutlicht. Mehrere kontrollierte Untersuchungen belegen eine moderate bis gute Wirksamkeit auf Unaufmerksamkeit, Hypermotorik und Impulsivität bei ASS sowie auch auf begleitend auftretendes oppositionelles und aggressives Verhalten und Wutausbrüche. Bezüglich Nebenwirkungen werden vor allem Appetitstörungen, erhöhte Irritabilität, Zunahme von Stereotypien oder Tics, sozialer Rückzug und Dysphorie beobachtet, vor allem im mittleren Dosisbereich (RUPP 2005). In der klinischen Praxis kommen hier sowohl kurz- als auch langwirksame Methylphenidatpräparate, Lisdexamfetamin, Atomoxetin und Guanfacin zum Einsatz. Die mit autistischen Störungen häufig kombinierten Intelligenzminderungen stellen keine Kontraindikation für Stimulanziengabe dar. Simonoff und Mitarbeiter (2013) konnten in einer randomisierten doppelblinden Studie mit 122 Kindern mit geistiger Behinderung und ADHS mit und ohne ASS zeigen, dass 40 % der Kinder ein sehr gutes Ansprechen auf MPH mit Effektstärken von 0,39–0,59 zeigten, die Nebenwirkungen waren moderat und nicht schwerwiegender als bei Kindern ohne geistige Behinderung.
Zur Behandlung von Schlafstörungen empfiehlt sich der Einsatz von Melatoninpräparaten (seit 2019 zur Behandlung von Schlafstörungen bei ASS ab dem 2. Lebensjahr zugelassen). Unter retardiertem Melatonin soll die Gesamtschlafdauer um 57,5 Minuten/Nacht erhöht, die Einschlaflatenz um 39,6 Minuten verkürzt sein (Gringras et al. 2017) Eine aktuelle Meta-Synthese (Cuomo et al. 2017) kommt zu dem Schluss, dass Melatonin, verhaltensbezogene Interventionen und Elternschulung/elternbasierte Interventionen am effektivsten zur Verbesserung verschiedener schlafbezogener Probleme bei Kindern mit ASS beitragen.
Antidepressiva, vor allem SSRI und Stimmungsstabilisatoren können bei Patienten mit ASS und internalisierenden Störungen (Depressionen, Ängste, Zwänge), genau wie bei Patienten ohne ASS hilfreich sein. Eine große Studie von King et al. zeigte 2009 eine erhöhte Anfälligkeit für unerwünschte Wirkungen auf Escitalopram, bei autistischen Kindern, was in jedem Fall für erhöhte Vorsicht und ein langsames Auftitrieren der SSRI bei der Behandlung autistischer Kinder spricht.

Kernsymptomatik

Eine Reihe neurochemischer Prozesse werden bei der zugrunde liegenden Pathophysiologie des Autismus diskutiert. Besondere Bedeutung erlangen gegenwärtig die beiden Neuropeptide Oxytozin und Vasopressin. Beide Peptide werden im Hypothalamus synthetisiert, durch die Hypophyse sezerniert und spielen u. a. eine zentrale Rolle beim menschlichen Bindungsverhalten und dem sozialen Gedächtnis. Vor allem Oxytozin wird sowohl im Zusammenhang mit sozialen Ängsten und sozialer Kognition und Motivation verstärkt untersucht (für eine aktuelle Übersicht siehe Yamasue und Domes 2018). Bei Untersuchungen von Patienten im autistischen Spektrum zeigten sich zwar Verbesserungen der Fixationsdauer auf die Augenregion und der Emotionserkennung, jedoch kein Effekt auf die tatsächliche Kernsymptomatik im Alltag, auch wenn Oxytozin über mehrere Wochen täglich appliziert wird (Guastella et al. 2015). Fraglich ist, ob Oxytozin eventuell im Kombination mit verhaltenstherapeutischen Methoden eine bessere Wirksamkeit entfaltet als alleine, Untersuchungen hierzu sind gegenwärtig auf dem Weg (siehe z. B. https://www.uni-marburg.de/de/fb20/bereiche/zpg/asd-net/therapie/verbessert-oxytocin-soziale-kompetenzen). Die größte EU-finanzierte Studie zu Autismus-Spektrum-Störungen (https://www.aims-2-trials.eu) widmet sich vor allem der Frage nach wirksamen Medikamenten zur Verbesserung der Kernsymptomatik bei autistischen Menschen mit ASS.

Ansätze ohne Wirksamkeitsnachweis und umstrittene Behandlungsformen

Es existieren auch zahlreiche Interventionen, deren Wirksamkeit nicht wissenschaftlich überprüfbar oder auch kontraindiziert sein kann. Allgemeine Entwicklungsförderungen wie Ergo-, Physio- oder Musiktherapie werden zur Verringerung grob- und feinmotorischer Defizite häufig in Anspruch genommen. Ihre Wirksamkeit auf die autistische Symptomatik ist nicht erwiesen, aber sie können Verbesserung motorischer Funktionen bewirken und zum Wohlbefinden der Patienten beitragen.
Bei den Angeboten Tomatis-Therapie, Gestützte Kommunikation und Delfintherapie handelt es sich um häufig recht medienwirksame oder pseudowissenschaftliche Verfahren, für die es keine rationale Erklärung und Wirksamkeitsnachweise gibt (Übersicht in Poustka 2017). Solche Methoden sind zeit- und kostenintensiv und können zu falschen Hoffnungen und Frustration der Betroffenen führen. Eine Reihe von Wirkstoffen hat sich – nach anfänglich spektakulären Medienberichten und entsprechender Verbreitung – als relativ wirkungslos herausgestellt. Dazu gehören das Peptidhormon Sekretin (17 Studien ohne Nachweis der Wirksamkeit), die Gabe von Vitaminen in Kombination mit Folsäure und Schilddrüsenhormonen oder Salizylaten. Ebenso ist der tatsächliche Nutzen von kasein- und glutenfreien Diäten bisher fraglich. Die Theorie dahinter bezieht sich auf die Bildung körpereigener Opiate aus unzureichend abgebautem Kasein und Gluten, die im zentralen Nervensystem zur autistischen Symptomatik beitragen sollen. Etwa die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung werden mit Methoden der Komplementär- und Alternativmedizin behandelt, wenngleich keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit vorliegt (Salomone et al. 2015). Für manche Verfahren können sogar möglicherweise erhebliche unerwünschte Nebenwirkungen auftreten (Levy und Hyman 2015).

Rechtliche Aspekte

Bei Kindern und Jugendlichen mit ASS kann eine geistige, seelische und/oder körperliche Behinderung vorliegen. Sind Kinder und Jugendliche seelisch behindert oder von seelischer Behinderung bedroht, sind Eingliederungshilfen nach dem Kinder- und Jugendhilferecht, § 10 Abs. 4 Satz 1, 35a SGB VIII möglich. Bei körperlicher oder geistiger Behinderung gilt nach § 10 Abs. 4 Satz 2 SGB VIII das Recht der Sozialhilfe nach dem SGB XII. Für beide Arten der Eingliederungshilfe gilt die Eingliederungshilfe-Verordnung nach § 60 SGB XII. Wenn Jugendhilfeleistungen mit gleichartigen Leistungen der Eingliederungshilfe für körperlich oder geistig behinderte Kinder konkurrieren, dann gilt nach § 10 Abs. 4 Satz 2 SGB VIII ein Vorrang der Sozialhilfe. Die gesetzlichen Krankenkassen sind zuständig für Leistungen im Rahmen der Diagnostik, für Verlaufsuntersuchungen, medizinische Rehabilitation (z. B. Logopädie, Ergotherapie, Frühförderung), eine medikamentöse Behandlung sowie auch Behandlung von komorbiden Störungen. Da jedoch durch eine psychotherapeutische Behandlung der Kernsymptomatik der ASS keine dauerhafte „Heilung“ erwartet wird, besteht für diesen Bereich keine Leistungsverpflichtung der gesetzlichen Krankenkassen. Autismusspezifische Therapie wird daher in der Regel über Leistungen im Rahmen der Eingliederungshilfe finanziert. Die psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung komorbider Erkrankungen (z. B. Angst- oder emotionale Störungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Depressionen, Suizidalität, Krisen) werden jedoch durch die Krankenkasse finanziert.

Fazit

Trotz erheblicher Fortschritte bezüglich des Verständnisses der Ätiologie und Psychopathologie autistischer Störungen in den letzten Jahrzenten, ist die Charakterisierung der spezifischen Abweichungen bei ASS, die während der frühen Hirnentwicklung wirksam sind, noch nicht zufriedenstellend gelungen. Daher ist auch die Identifikation klarer genetischer oder neurobiologischer Marker für diese persistierende und schwerwiegende Störung bisher nicht möglich, obgleich aktuell einige Arbeitsgruppen und internationale Kollaborationen (z. B. https://www.aims-2-trials.eu) sich diesem Thema intensiv widmen. Aufgrund der erheblichen Heterogenität der ASS besteht bezüglich der Klassifikation in dimensionaler und kategorialer Hinsicht sowie bezüglich Subtypisierungen auf neurobiologischer und neuropsychologischer Ebene weiterhin Klärungsbedarf. Dies kann helfen, die oft erheblichen individuellen Unterschiede in der Symptomausprägung, im Ansprechen auf Interventionen und im Verlauf besser zu verstehen. Zum jetzigen Zeitpunkt existieren noch keine therapeutischen Programme und kein Medikament zur vollständigen Heilung der autistischen Symptomatik. Einige aktuelle Longitudinal- und Therapiestudien berichten allerdings von der Normalisierung biologischer Parameter nach intensiver Frühförderung und weitreichender Remission der autismustypischen Symptomatik. Insgesamt haben sich die Aussichten von Kindern und Jugendlichen mit ASS auf Regelbeschulung, Selbstständigkeit und Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dennoch benötigt die überwiegende Mehrzahl der Betroffenen lebenslang medizinische, pädagogische und psychosoziale Unterstützung. Die Befunde zur Wirksamkeit von Therapien sind teilweise widersprüchlich, der Einfluss zahlreicher moderierender Faktoren für den Therapieerfolg (Alter, Schwere der Störung, kognitives Niveau, Profession und Professionalität der am therapeutischen Geschehen Beteiligten etc.) muss durch weitere Studien untersucht werden.
Die Störung wird nach wie vor oft zu spät diagnostiziert und der Zugang zur zeitgerechten und bestmöglichen Förderung ist nicht immer gewährleistet. Gründe dafür sind eine oft unzureichende Frühdiagnostik, teilweise zögerliche Übernahme der hohen Kosten durch die entsprechenden Träger und leider auch die immer noch geringe Verfügbarkeit spezifischer, evidenzbasierter Therapieprogramme im deutschsprachigen Raum.
Die Investition in eine frühe Diagnostik und Förderung scheint nicht nur aus ethischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht notwendig. Zwar sind die Vorabkosten entsprechender Förderprogramme relativ hoch, ökonomische Analysen deuten jedoch darauf hin, dass langfristig Kosten und Belastungen des Gesundheitssystems dadurch effektiv gesenkt werden können (für eine umfassende Übersicht siehe Rogge und Janssen 2019). Gleiches gilt auch für eine frühzeitig einsetzende Unterstützung bei Ausbildung, Berufsberatung und Betriebseingliederung für spätere Arbeitnehmer mit ASS, was die langfristigen Kosten, die durch Erwerbslosigkeit und daraus erwachsende Probleme entstehen, langfristig senken hilft.
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