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Pädiatrie
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Publiziert am: 10.01.2019

Unfälle und Unfallverhütung im Kindes- und Jugendalter

Verfasst von: Peter Spitzer und Michael E. Höllwarth
„Das Leben ist lebensgefährlich“ – eine Weisheit, die nicht des Pudels Kern trifft. Denn Gefahren, nicht nur die lebensgefährlichen, können vermindert oder gar außer Kraft gesetzt werden. So sind die Unfallzahlen der letzten Jahrzehnte deutlich zurückgegangen. Vor allem die „harte“ Zahl der tödlichen Unfälle ist in den letzten 30 Jahren in Europa um rund 85 % gesunken. Nicht alle Unfälle mit tödlichen oder schweren Verletzungen sind vermeidbar. Viele – spezifisch bis zu 50 % – der Verletzungen können jedoch verhindert oder in der Schwere reduziert werden. In deutschsprachigen Ländern beträgt unter Berücksichtigung aller Bagatellbehandlungen bei Kindern die Injury Rate rund 200/1000. Der Entwicklungsstand eines Kindes und seine psychomotorischen Fähigkeiten sind ausschlaggebend dafür, ob und wie es die Gefahren des täglichen Lebens erkennen, mit ihnen umgehen und präventive Maßnahmen ergreifen kann – der richtige Mix aus Protektion und Edukation ist gefragt. Es ist unmöglich und nicht sinnvoll, Kinder in einem gefahrensterilen Raum aufwachsen zu lassen. Die Maxime in der Präventionsarbeit muss lauten „so viel wie nötig“, und nicht „so viel wie möglich“.

Dimension Unfall

Unfallverhütung ist im Rahmen der prophylaktischen Medizin – ebenso wie Impfungen – nicht nur für die Betroffenen selbst und ihre Familien von Bedeutung, sondern auch von vorrangigem gesundheitspolitischen Interesse. Leider selten als Gesundheitsförderung verstanden, gewinnt Unfallverhütung sowohl durch die wachsende Größe der Unfallfolgekosten wie auch durch Möglichkeiten erfolgreicher Arbeit eine vorrangige gesundheitspolitische Bedeutung, weil Unfälle in industrialisierten Ländern
  • bis zum 45. Lebensjahr mit über 50 % die häufigste Todesursache darstellen,
  • nach den Infektionskrankheiten die zweithäufigste Ursache für eine ambulante oder stationäre Behandlung sind,
  • in vielen Fällen eine vorübergehende oder dauernde Behinderung nach sich ziehen,
  • im Gesundheitssystem einen wesentlichen volkswirtschaftlichen (Gesamtkosten) und volksgesundheitlichen (z. B. verlorene Lebensjahre durch vorzeitigen Tod) Stellenwert einnehmen.
Auf Basis dieser Fakten kann man Unfälle ohne Zweifel als „Volkskrankheit“ bezeichnen, gegen die effizient und effektiv vorgegangen werden kann. Denn Unfälle sind keine schicksalhaften Ereignisse, sie sind nicht durch eine höhere Macht vorherbestimmt und sie ereignen sich nicht zufällig: Sie haben kausale Zusammenhänge.

Unfallforschung

Gefahren bestehen bereits vor einem Unfall. Diese Gefahren werden aber erst wirksam, wenn der Mensch zeitlich und räumlich mit ihnen zusammentrifft. Eine Gefahr lässt sich nicht immer beseitigen, jedoch kann sie durch Hilfsmittel – seien es technische, physische oder psychische – vermindert oder gar außer Kraft gesetzt werden.
Bereits Haddon hat mit seinen „10 Countermeasures“ die Möglichkeiten, vor allem auf der technischen und legistischen Ebene aufgezeigt. Seine „Haddon-Matrix“ macht die zeitlichen Phasen und inhaltlichen Interventionsebenen strukturiert sichtbar.
Einen Unfall abwenden können bedeutet, dass das Wissen über Gefahren vorhanden ist bzw. dass man über eine mögliche Gegenreaktion Bescheid weiß, die den Unfall nicht wirksam werden lässt. Somit ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Empfehlung effektiver Unfallverhütung die genaue Analyse der Unfallumstände, um die vorliegenden Einflussfaktoren zu erkennen. Erst daraus lassen sich sinnvolle und zielgerichtete Folgerungen für die Unfallverhütung ableiten.
Eine aktive Strategie in der Unfallverhütung zielt darauf ab, das Ereignis an sich zu verhindern (Verbrühung am Herd, Sturz aus dem Fenster), eine passive Strategie versucht die Verletzung zu verhindern bzw. zu minimieren (Schutzausrüstung wie Helm, Airbag im Auto).
Betrachtet man die Interventionsebenen, so ist die technische eine sehr effektive, aber zumeist eher teure Möglichkeit, einen Unfall zu verhindern. Vor allem in der Sicherheitstechnik der Automobilindustrie zielen die neuesten Entwicklungen nicht nur auf die Verletzungsreduktion ab, sondern auf eine gänzliche Verhinderung eines Unfalls.
Diese Möglichkeiten sind in den Unfallbereichen Zuhause und Freizeit und Sport nur eingeschränkt gegeben. Die Unfallforschung leistet hier einen großen Beitrag, um Gegenstände und Produkte des Alltages sicherer zu machen. Jedoch garantieren Normen und Vorschriften nur bedingt, dass damit jeglicher Unfall ausgeschlossen wird.
Um die Stoßrichtung der Prävention festlegen, aber auch um ihren Erfolg messen zu können, sind Systeme für die Datenerfassung wichtig, die in der Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden letztlich wie Zahnräder ineinander greifen sollten.
Die Europäische Union (EU) hat 1986 eine Statistik über Heim- und Freizeitunfälle eingerichtet – das European Home and Leisure Accident Surveillance System (EHLASS), die für die Mitgliedsländer faktisch verpflichtend ist. EHLASS, das 2005 auf IDB (Injury Database) umbenannt wurde, basiert vor allem auf Interviews mit Unfallopfern in ausgewählten Krankenhäusern, in denen detaillierte Fakten über die betroffene Person, beteiligte Produkte, Unfallursachen und Unfallschwere erhoben werden. Zusammen mit der Unfallbeschreibung ergibt dies eine einzigartige Datengrundlage für die Unfallprävention. Die IDB-Daten haben sich als Informationsquelle für die Bereiche Produktsicherheit und Unfallverhütung bestens bewährt und werden regelmäßig von Behörden, Konsumentenschutz-Organisationen, Produzenten, Händlern oder auch Versicherungen nachgefragt. Die Jahresdaten der IDB-Länder werden in einem einheitlichen Datenformat an die zentrale Datenbank der DG Sanco übermittelt und dort im Public IDB Access für den Vergleich der Unfallsituation zwischen den teilnehmenden Ländern zugänglich gemacht.
Dennoch ist diese quantitative Erfassung mit seinen Ressourcen limitiert und je nach Klinik und Schwerpunktabteilung sind negative und positive Datenspitzen zu erwarten. Ergänzend dazu sind natürlich krankenhausinterne Erfassungssysteme, auf die in weiterer Folge qualitative Studien aufgesetzt werden können, sehr wichtig. Dies ermöglicht einerseits den nummerischen Gesamtüberblick, andererseits auch Tiefenanalysen zu bestimmten Unfallbereichen. Ein Beispiel hierzu ist die Steirische Unfalldatenbank, das sog. Styrian Injury Surveillance System (StISS). Es ist ein integrierter Bestandteil des medizinischen Dokumentationssystems der steirischen KAGes-Spitäler und ermöglicht erstmals eine detaillierte Vollerfassung des Unfallgeschehens in einem österreichischen Bundesland. Es bietet in unterschiedlichen Qualitätsstufen Einblicke in das Unfallgeschehen für alle Altersgruppen Steiermark weit und kann die verschiedenen Unfallarten herausfiltern. Regelmäßige – für Österreich und Mitteleuropa repräsentative – Reports werden auf der Homepage des extramuralen Forschungszentrums für Kinderunfälle an der Universitätslklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz veröffentlicht.

Erfolgreiche Unfallverhütung

Es ist unmöglich, Kinder in einem gefahrensterilen Raum aufwachsen zu lassen. Es ist aber ebenso unverantwortlich, Kindern veränderbare, also entschärfbare Gefahrenbereiche nicht aus dem Weg zu räumen oder sie nicht mit den richtigen Verhaltensmustern auszustatten – der richtige Mix aus Protektion und Edukation ist gefragt. Jordan vergleicht Edukation und Protektion mit einer Waage. Sind beide Seiten in ausgewogenem Maße vorhanden, so befindet sich das Risikopendel zwischen den Bereichen „viele Unfälle mit geringen Verletzungen“ und „wenige Unfälle mit sehr schweren Verletzungen“. Protektion und Edukation ist immer eine Gratwanderung zwischen Verbieten und Zulassen – auf Basis der realistischen Einschätzung, was man dem Kind in seinem Alter zutrauen kann.
Weltweit ragen zwei effektive und effiziente Konzepte zur langfristigen und erfolgreichen Arbeit in der Unfallverhütung hervor: das Konzept der Safe Children Communities und der Safe School Communities.
  • Die Safe Children Communities sind darauf ausgerichtet, die Zahl der Kinderunfälle in partnerschaftlicher Kooperation mit allen Verantwortungsträgern im Bezirk/Kommune, in den Gemeinden und in der Bevölkerung zu reduzieren. Außerdem sollen gefestigte, langfristig funktionierende Strukturen für Kindersicherheitsangelegenheiten etabliert und ein Netzwerk aus engagierten Partnern für Kindersicherheit und Unfallprävention aufgebaut werden. Jede Safe Children community verfügt über einen Lenkungsausschuss mit Experten aus den verschiedensten Bereichen der Kindersicherheit. Den Vorsitz bilden Schlüsselpersonen aus Verwaltung und Gesundheitsdienst.
  • Das Konzept der Safe School Communities ist darauf ausgerichtet, den Lebens-, Lern- und Arbeitsplatz Schule in einer Zusammenarbeit aller am Schulleben beteiligten Personengruppen sicherer und gesundheitsfördernder zu gestalten.
Beide Programme verfolgen dabei eine langfristige Strategie, die gesetzten Ziele werden evaluiert und das Gesamtkonzept wird in Sinne einer Querschnittmaterie wissenschaftlich begleitet.
Eine Evaluierung der weltweit ersten zertifizierten Safe Children Community, nämlich des Bezirkes/der Kommune Deutschlandsberg in Österreich hat nach 10 Jahren gezeigt:
  • Die relativen Unfallzahlen sind innerhalb von 10 Jahren um 10 % zurückgegangen, während sie in Österreich nur um 1,9 % zurückgegangen sind (Abb. 1).
  • Insgesamt wurden in 10 Jahren 1336 Kinderunfälle verhindert (bei einer durchschnittlichen Kinder-Bevölkerungszahl von 8300/Jahr).
  • In der ersten 5-Jahresphase hat 1,00 € an Projektkosten 2,00 € an medizinischen Behandlungskosten erspart, in der zweiten 5-Jahresphase waren es bereits 5,00 €.
Ein anderes Beispiel von effektiver Arbeit in der Unfallverhütung gibt einen sehr guten Einblick in das Wirkungspotenzial von technischen Maßnahmen wie den Kinderrückhaltesystemen, den sog. Autokindersitzen, bei einem Verkehrsunfall. Trotz der hohen Geschwindigkeiten und der daraus resultierenden Kräfte, die bei einem Crash auf den Körper eines Kindes einwirken, kann jedes zweite Kind bei einem Verkehrsunfall als Pkw-Mitfahrer unverletzt geborgen werden (Abb. 2).
Betrachtet man die verfügbaren sog. Hard Facts bei den Kinderunfällen, nämlich die tödlichen Verletzungen, so kann festgestellt werden, dass die Death Rate im Zeitraum von 1983 bis 2015 in Österreich um 85 % zurückgegangen ist, nämlich von 13,1 im Jahr 1983 auf 1,9 im Jahr 2015 (Abb. 3).

Kindliche Entwicklung

Die kindliche Entwicklung braucht ihre Zeit. Die Sinneswahrnehmungen, die Fähigkeit zum Rollentransfer und die Gefahrenerkennung reifen heran und sind erst mit dem Eintritt der Pubertät größtenteils entwickelt.

Kindliche Anatomie

Da Unfälle letztlich ein Einwirken von Kräften auf den menschlichen Körper darstellen, ist die Stabilität des Knochenskeletts und der Muskeln wie auch die Elastizität der Sehnen und Bänder auschlaggebend für eine bzw. für den Schweregrad einer Verletzung. Daneben sind auch die Proportionen des kindlichen Körpers ein großer Einflussfaktor auf Verletzungsmuster und -mechanismen.
Das Größen- und Gewichtsverhältnis Kopf-Körper beeinflusst den gesamten Körper in seiner Stabilität. Deswegen sind Kopfverletzungen signifikant häufiger im Baby- und Kleinkindalter zu verzeichnen, weil der Kopf aufgrund seiner Masse nicht oder nur unzureichend von den Händen abgefangen werden kann (Abb. 4).
Zudem ist auch eine hohe Anzahl von Stürzen bei den Unfallmechanismen zu beobachten, da ja der Körperschwerpunkt am „falschen“ Ende liegt. So weisen die 0- bis 2-Jährigen einen Sturz- und Stolperanteil von rund 68 % auf, der Kinderschnitt liegt bei 42 %. Somit sind gutes Schuhwerk, keine Stolperfallen und Sturzräume für den Entwicklungsabschnitt des Gehenlernens wichtige und auch einfache Maßnahmen in der Unfallverhütung.
Letztlich beeinflusst auch das Körperwachstum das Unfallgeschehen. Untersuchungen über den Zusammenhang von Alter, Körpergröße und durchschnittliche Fahrzeughöhe haben gezeigt, dass Kinder erst mit 8 Jahren so groß sind, dass sie über Autos ragen und für einen Autofahrer nicht mehr unsichtbar zwischen parkenden Autos sind. Zudem machen Kinder mit ihren kurzen Beinen nur halb so große Schritte wie Erwachsene. Sie benötigen also mehr Zeit als ein Erwachsener für die gleiche Strecke und bleiben somit länger im gefährlichen Raum (z. B. Fahrbahnüberquerung).

Entwicklung der Denkfähigkeit

Die Denkfähigkeit entwickelt sich stufenförmig vom frühen Säuglingsalter bis zum etwa 10-jährigen Kind. Mit dem 1. Lebensjahr werden bewusst ausgeführte Handlungen erkennbar. Ab dem 2. Lebensjahr wird das Denken dazu benutzt, Aufgaben zu lösen. Mit 4 Jahren können einfache Zusammenhänge erkannt und erst mit 6–8 Jahren konkrete Kausalitäten erfasst werden. Danach entwickelt sich ein abstrakt und logisches Denken, das zwischen 10 und 11 Jahren das Endziel „Grund-Folge-Denken“ ermöglicht. Belehrungen im Kleinkindalter sind daher nur sehr beschränkt wirkungsvoll. In diesem Alter können Gefahrensituationen weder richtig wahrgenommen noch beurteilt werden. Ein Kleinkind ist nicht in der Lage, Absichten anderer Menschen vorauszusehen und rechtzeitig darauf zu reagieren. Auch abstrakte Begriffe werden kaum verstanden: das „Rot“ z. B. muss durch konkrete Beispiele, wie „der rote Apfel“, „die rote Ampel“, verdeutlicht werden.
Im „Warum-Frage-Alter“ zwischen 3 und 5 Jahren beginnt das Kind Kausalzusammenhänge zu verstehen. Es versucht hinter Geheimnisse zu kommen. Die Merkfähigkeit ist jedoch begrenzt, Zusammenhänge werden vor allem aufgrund von Ähnlichkeiten, zeitlicher und örtlicher Nähe gesehen.
Erst 5- bis 7-jährige Kinder entwickeln das für die richtige Einschätzung einer Gefahrensituation notwendige Verständnis von Ursache und Wirkung. Da das Denken noch ganz am Konkreten haftet, können Kinder bis zu 10 Jahren keine Hypothesen über die Entwicklung einer Situation bilden.

Bewegungskontrolle und Bewegungsdrang

Im 4. und 5. Lebensjahr sind die Bewegungsabläufe denen eines Erwachsenen schon ziemlich ähnlich, jedoch beträgt der Zeitaufwand für die gleiche Bewegungsausführung beim Kind das Doppelte oder auch mehr. Will das Kind aber mit einem Jugendlichen mithalten, so muss es seine Geschwindigkeit im Bewegungsablauf erhöhen, was wiederum zu einer Einschränkung anderer Wahrnehmungsfähigkeiten führt. So werden etwa das Gesichtsfeld und die Peripheriewahrnehmung beim Laufen über die Straße kleiner, und die Gefahr von der Seite kann nur noch reduziert erkannt werden. Die Steuerung ihrer Bewegungsabläufe ist noch unsicher und begonnene Bewegungen können nicht abrupt unterbrochen werden – der Lauf pendelt aus. Zudem haben Kinder auch eine längere Reaktionszeit als Erwachsene. Laufen und Sehen sind des Weiteren sehr stark aneinander gebunden. Geradeauslaufen und in eine andere Richtung Schauen ist äußerst schwierig. Dazu bleibt das Kind entweder stehen oder ändert seine Laufrichtung.

Sehvermögen

Sehschärfe und räumliches Sehen sind schon beim Säugling voll ausgebildet. Die Augenbewegungen von Kindern sind jedoch nicht so schnell wie bei einem Erwachsenen. Das führt zu einem „langsameren“ Sehen, Kinder brauchen mehr Zeit, um das Gesehene geistig zu erfassen und zu ordnen. Die Tiefenschärfe, die bei der Schätzung von Entfernungen und Geschwindigkeiten von Bedeutung ist, ist erst im 9. Lebensjahr voll ausgebildet. Die Peripheriewahrnehmung ist erst mit 10–12 Jahren mit der eines Erwachsenen vergleichbar. Darüber hinaus betrachtet ein Kind seine Umwelt auch aus einem ganz anderen Horizont. Ein Kind hat vielfach eine frontale Sicht auf Dinge, die uns Erwachsene in einer Draufsicht begegnen und somit eher eine überschaubare Situation bieten. Die Perspektiven von Kind und Erwachsenem im Straßenverkehr lassen sich am ehesten mit einer Fahrt in einem PKW und in einem LKW vergleichen: Jeder Fahrer erlebt den Verkehr aus einer anderen Höhe und kann die vor ihm befindliche Verkehrssituation schlechter oder besser beurteilen.

Hören

Die Hörfähigkeit ist erst mit 6 Jahren voll ausgebildet, bedarf jedoch noch einiger Zeit, bis sie auch für die Geräuschlokalisation ausreichend eingesetzt werden kann. Kinder können nur von vorne und von den Seiten, etwa in der Ausdehnung eines Winkels von 30° lokalisieren. Signale von der Seite werden häufig falsch verarbeitet. Auch die Geräuschkulisse, die vor allem für Fußgänger und Radfahrer besonders wichtig ist, kann dem kindlichen Verkehrsteilnehmer vielfach eine falsche Information übermitteln. Vor allem das Herausfiltern der „wichtigen“ Geräusche bedarf großer Konzentration und eine Überforderung ist bald gegeben.

Unterscheidung rechts-links

Oben-unten, vorne-hinten, rechts-links werden von 7-Jährigen richtig angegeben, wenn sie selber Bezugspunkt sind. Sollen sie diese Begriffe in eine von ihnen als Bezugspunkt gelöste Raumsituation übertragen, haben sie Schwierigkeiten. Kinder unter 8 Jahren können diese Begriffe schwer auf Raumrelationen übertragen, d. h. wer von wem aus gesehen z. B. links steht. Um diesen Komplex zu beherrschen, braucht es bis zum 11. Lebensjahr. Somit ist die Umsetzung der Rechtsregel in den 30er-Zonen für Rad fahrende Kinder – auch wenn sie eine sog. Radfahrprüfung absolviert haben – in der Komplexität des Verkehrsgeschehens großer Unsicherheit unterworfen.

Egozentrisches Denken und Handeln

Das Handeln und Denken bei Kindern ist äußerst ichbezogen. Sie erleben ihre Umwelt im Hinblick auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Sie verstehen auch nicht, dass Dinge, welche für sie interessant sind, nicht auch den anderen interessieren. Deshalb ist es ihnen nahezu unmöglich, sich in die Situation des Mitmenschen hineinzuversetzen und die Dinge aus dessen Sicht zu sehen oder zu erleben. Folglich unterscheiden Kinder auch nicht zwischen Wahrnehmen und Wahrgenommen werden: Sie sehen das Auto, warum sollte sie der Fahrer nicht auch sehen?!

Adoleszenz

Jugendliche haben mit der Adoleszenz ein größeres Bedürfnis nach Abenteuern, können aber gefährliche Situationen bei diesen Abenteuern nicht richtig abwägen. Rational wären Jugendliche sehr wohl fähig, Risiko und Gefahr richtig einzuschätzen, aber in dieser Entwicklungsphase wird die Ratio von der Emotion überlagert. Das eigentliche Nachdenken, das Vernünftige, gerät ins Hintertreffen. Eine bedeutende Ursache für diese adoleszente Risikophase ist ein außerordentlicher Wachstumsschub und Umbau des Gehirns. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung und das Zusammenspiel von schneller und langsamer sich entwickelnden Hirnregionen erklären viele der risikoreichen Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen.
Der Nucleus accumbens, das Vergnügungszentrum des Gehirns, ist für Belohnung sehr empfänglich, da in diesem Hirnareal Dopamin produziert wird, was ein wohliges Gefühl erzeugt. Doch der Nucleus accumbens wird nicht erst von einer Belohnung aktiviert, ihm genügt schon die Möglichkeit oder die Aussicht auf eine Belohnung. Somit wird in der Adoleszenz die rationale Risikoeinschätzung mit ihren – vielleicht warnenden – Ergebnissen vom Jugendlichen nicht primär wahrgenommen und befolgt, da die in Aussicht gestellte Belohnung, der Reiz, der emotionale Kick, mögliche Gefahren und Folgen der Handlung in den Hintergrund drängen. Das Kontrollsystem, das die Reaktion auf diese emotionalen Reize steuert, ist der frontale Kortex. Jedoch ist dieses Gehirnareal im Gegensatz zu den emotionalen Hirnregionen noch nicht ausgereift und kann sich somit nicht behaupten, während die emotionalen Hirnregionen (die Amygdala und der Nucleus accumbens) – unter dem Einfluss zunehmender hormoneller Veränderungen – besonders stark stimuliert werden und überaus sensibel sind. Insgesamt wird der pubertierende Jugendliche schneller auf riskante Verhaltensweisen zusteuern. Nebst diesem Entwicklungsfaktor haben auch weitere Faktoren wie jugendlicher Egozentrismus, das „Personal-fable-Phänomen“, das „Invincibilityfable-Phänomen“ oder das „Imaginary-audience-Phänomen“ genauso Auswirkungen auf die eigene Fähigkeit und Risikowahrnehmung wie die Unfallerfahrung selbst. Hierbei bewirken Unfälle mit leichten bzw. schweren Verletzungen, dass sich die Jugendlichen „unverletzbar“ fühlen bzw. dieselbe erst bewusst wahrnehmen.

Entwicklung des Gefahren- und Sicherheitsbewusstseins

Die oben beschriebene psychische, physische und motorische Entwicklung sind der Raster, in dem sich ein Verständnis für Gefahr und Sicherheit herausbildet.
Statisches Gefahrenbewusstsein
Bei jüngeren Kindern bis ca. 5 Jahren wird Gefahr als umgebungs- und nicht als situationsspezifisch begriffen. Bei der „gefährlichen“ Straße ist das Kind auch vorsichtig, wenn kein Fahrzeug kommt, bei der „ruhigen“ Straße ist es nicht vorsichtig, auch wenn ein Fahrzeug kommt. In dieser Altersgruppe werden Kinder durch negative Erfahrungen zwar grundsätzlich vorsichtiger, aber dieses Gefahrenbewusstsein trifft nur in der spezifischen Unfallsituation zu (wer sich am Herd verbrennt, wird dort in Zukunft vorsichtiger sein, das Bügeleisen bleibt weiterhin attraktiv) und wird nur dann begriffen, wenn Ursache und Wirkung unmittelbar aufeinander folgen.
Ab dem 5. Lebensjahr kann man schließlich von der Entwicklung eines Gefahrenbewusstseins sprechen, das sich wie folgt strukturieren lässt.
Akutes Gefahrenbewusstsein
Gefährliche Situationen werden ab ca. 6 Jahren identifiziert. Das Kind kann die Situationen „Jetzt bin ich in Gefahr“ bzw. „Jetzt bin ich in Sicherheit“ wahrnehmen. (Beispiel: Ein Kind fährt mit dem Fahrrad einen Abhang hinunter und wird immer schneller. Es empfindet diese Situation als gefährlich.)
Antizipierendes Gefahrenbewusstsein
Ungefähr ab 8 Jahren entwickelt sich das antizipierende Gefahrenbewusstsein. Nun können Kinder in einer Vorausschau erkennen, dass sie sich bei einer bestimmten Tätigkeit in Gefahr begeben. Gefahren werden vorausgesehen, und das Kind lernt, durch welche Verhaltensweisen es in Gefahr gerät. (Beispiel: Das Kind kann erkennen, dass das Fahren auf steil abschüssigen Wegen gefährlich ist, weil das Tempo sehr hoch werden kann.)
Präventionsbewusstsein
Das Verständnis für Präventionsmaßnahmen tritt erst im Alter von 9–10 Jahren auf. Der Gedankengang „Wie kann ich eine Gefahr vermeiden?“ ist ab 12 Jahren vollständig möglich. Es kommt zur Entwicklung von vorbeugenden (präventiven, prophylaktischen) Verhaltensweisen und zu deren Anwendung (Tragen eines Radhelms).

Kinderunfälle

Je nach Struktur der medizinischen Versorgung und der Erfassungsmethodik der Unfalldatenbanken variiert die Höhe der Unfallrate. Aufgrund der flächendeckenden Erfassung aller Unfälle mit dem Styrian Injury Surveillance System (StISS) kann man unter Berücksichtigung aller Bagatellbehandlungen in den deutschsprachigen Ländern von einer Verletzungsrate von rund 200/1000 ausgehen. Dies heißt, dass jedes 5. Kind einmal im Jahr nach einem Unfall eine medizinische Behandlung aufsucht; oder umgekehrt, dass man als Kind bis zum 14. Lebensjahr im Schnitt dreimal einen Unfall erleidet, der bedingt, dass ein Arzt bzw. Krankenhaus aufgesucht wird.
Die Aufnahmestunde im Krankenhaus entspricht dem Aktivitätenzyklus am Tag mit einem Höhepunkt in den Nachmittags- und Abendstunden (Abb. 5). Eine Analyse der Unfalltage zeigt am Wochenende den Tiefpunkt und die Betrachtung der Unfallmonate lässt einen kleineren Anteil in den Winter- und Sommermonaten erkennen.
Im Durchschnitt ist das verletzte Kind 8,3 Jahre alt. Die Mädchen sind etwas jünger als die Burschen, die ambulanten Behandlungen sind etwas älter als die stationären Aufnahmen. Interessant ist auch, dass das verunfallte Kind in der Großstadt jünger ist als auf dem Land.
Bei der Altersverteilung kann man mit der ersten Bewegungsphase ab dem 1. Geburtstag einen beginnenden Anstieg im Unfallgeschehen beobachten. Nach einem kleinen Rückgang Ende Kindergarten- bzw. Anfang Grundschulalter gibt es mit der Pubertät ab dem 10. Lebensjahr einen deutlichen Anstieg.
Eine differenzierte Betrachtung nach Altersgruppen zeigt deutlich, wo in welchem Alter die Unfallschwerpunkte liegen. In der Altersgruppe der 0- bis 5-Jährigen findet sich das „Wohnen“ an erster Stelle. Im Grundschulalter ist die Kategorie „Freizeit/Spiel/Sport“ an vorderster Stelle und findet sich zusätzlich der höchste Prozentanteil beim „Verkehr“. Bei den Älteren sind die Kategorien „Schule“ und „Freizeit/Spiel/Sport“ ganz vorne zu finden (Abb. 6a, b).
Je jünger die Kinder sind, umso leichter ist Unfallverhütung. Denn sie verunfallen im eigenen Zuhause – ein Ort, der dem direkten Gestaltungseinfluss der Erwachsenen unterworfen ist. Gesamt betrachtet, passiert jeder zweite Unfall in den eigenen vier Wänden bzw. im Garten.
Je älter die Kinder sind, umso mehr verlagert sich der Unfall in Bereiche, die nur mehr mittelbar von Eltern beeinflussbar sind. Vor allem durch die Verwendung von diversen Schutzausrüstungen im Freizeit- und Sportbereich können viele Verletzungen verhindert werden. Die Bereitstellung obliegt den Eltern, der Einfluss zur (Nicht-)Verwendung wird aber viel stärker von der Peergroup ausgeübt.
Differenziert man die Geschlechter, so kann eine durchschnittliche Verteilung von 43 % Mädchen und 57 % Buben festgestellt werden. Je nach Unfallbereich schwanken die anteiligen Werte der beiden Geschlechter sehr stark: So findet sich z. B. die Verletzung beim Fußballspielen hauptsächlich bei den Burschen, jene beim Reiten bei den Mädchen.
Die Analyse der Versorgungsart zeigt, dass rund zwei Drittel der Patienten und Patientinnen nur einmal in der Ambulanz der Klinik vorstellig werden. Dieser große Anteil der Verletzungen kann somit unter die Gruppe der Bagatellverletzungen eingeordnet werden. Ein Drittel der Verletzungen bedingt jedoch, dass die Kinder wiederbestellt oder stationär versorgt werden müssen. Im Gesamten handelt es sich bei mehr als einem Viertel der Verletzungen um Bandrupturen, Frakturen, Verletzungen innerer Organe oder auch um operative Versorgungen, was sich letztlich unter der medizinischen Kategorie einer schweren Verletzung subsumieren lässt.
Bei den leichten Verletzungen weist der Kopf mit 41 % den größten Anteil auf, bei den schweren die oberen Extremitäten mit einem Anteil von 59 %. Innerhalb der Körperregionen findet sich der größte Anteil der schweren Verletzungen bei den oberen Extremitäten, der geringste beim Kopf (Abb. 7).
Eine Betrachtung der Verletzungsregion nach Altersgruppen zeigt einen deutlichen Zusammenhang mit der körperlichen Entwicklung auf. Je jünger ein Kind ist, desto häufiger ist der Kopf betroffen. Die Veränderung der Körperproportionen, die Ausbildung der Abwehrreflexe beim Stürzen (Abstützen mit den Händen) und die veränderte Bewegungssituation führen zu einer Verlagerung der verletzen Körperregionen vom Kopf bei den Jüngsten zu den Extremitäten bei den Ältesten (Abb. 4).
Rund 6 % aller verletzten Kinder werden stationär aufgenommen. Mit dem Lebensalter sinkt der Anteil der stationären Aufnahme. So ist der Anteil bei den 10- bis 14-Jährigen mit 4,5 % nur halb so groß wie bei den 0- bis 4-Jährigen mit 9,3 %. In den Nachtstunden, also zwischen 19 Uhr abends und 6 Uhr früh, ist der prozentuelle Anteil der stationären Aufnahmen mit 11 % im Vergleich zu den Tagesstunden doppelt so hoch.
Leider ist nach einem Unfallgeschehen in wenigen Fällen auch mit einer bleibenden Behinderung zu rechnen. Die Analyse des Verhältnisses von schwerer zu leichter Behinderung im Sinne des Unterschiedes von >/<50 % Minderung der Erwerbstätigkeit (MdE) zeigt, dass man von einem Verhältnis von 1 zu 3 ausgehen muss: Auf 1 Kind mit schwerer Behinderung (>50 % MdE) kommen 3 Kinder mit einer leichten (<50 % MdE); dies bedeutet nun, dass auf 1 getötetes Kind mindestens 1 Kind und maximal 2 Kinder mit schwerer und 3 Kinder mit leichter Invalidität kommen.

Präventionsansätze

Die Datenanalysen zeigen sehr klar auf, wo und wie die Schwerpunkte in der Unfallverhütung zu gestalten sind.
Eltern sind um den Zeitpunkt der Geburt natürlich sehr daran interessiert, alle wichtigen Information für ihr Kind zu bekommen. Daher ist es sehr wichtig, dass Gynäkologen und Kinderärzte dieses Zeitfenster nutzen und die (werdenden) Eltern mit relevanter Information im Rahmen ihrer Gespräche versorgen.
Bei den Jüngsten kann nur der Erwachsene das Umfeld entwicklungsadäquat gestalten. Hier ist es sehr wichtig, dass die Produktsicherheit Tücken eines Objektes am besten schon im Vorfeld im Sinne eines Risk Assessment entschärft. Vor allem die Produkte, die zuhause in Verwendung sind, benötigen ein unfallverzeihendes Design. Denn nur so kann ein Sturz gegen einen Tisch nur mit einer Beule und nicht zwingend mit einer Platzwunde enden.
Wichtig ist für diese Altersgruppe der kontrollierte Zugang und auch Umgang mit Gefahren – jedoch alters- und entwicklungsadäquat. Diese richtige Einschätzung stellt aber für Eltern eine große Herausforderung dar und ist sehr oft mit Unsicherheit verbunden. Verbote erwecken erst recht den Entdecker- und Forschungsdrang der Kleinkinder. Hier ist es besser, mit aktivem Experimentieren (z. B. Kerzen anzünden und wieder ausblasen) die Neugierde zu nehmen. So wird ein Verbot wie „Greif es ja nicht an, das ist gefährlich“ zumeist ein Verhalten in die falsche Richtung auslösen. Auch Erklärungen auf der abstrakten Ebene sind für Kleinkinder keine Unterstützung: Was bedeutet gefährlich? Was meint heiß?
Das Alter bis zum Schuleintritt ist für Kinder geprägt vom Experimentieren, Erforschen der Umwelt und auch vom Versuch-Irrtum-Lernen. Dieses Lernen darf freilich nur im geschützten Rahmen ablaufen, ein völliger Laisser-faire-Stil ist hier genau so wenig hilfreich wie eine Protektion mit Watteanzug.
Das Grundschulalter ist grundsätzlich ein für die Unfallverhütung günstiges Alter. Vor allem, weil die Experimentierphase mit vollkommener Unbekümmertheit bereits abgeschlossen ist und weil die Kinder hier noch gewillt sind, Ratschläge und Verbote der Erwachsenen anzunehmen und zu befolgen. Als Verkehrsteilnehmer jedoch neigen Eltern sehr stark dazu, ihre Kinder zu überschätzen, weshalb die Verkehrssicherheitsarbeit eine große Herausforderung darstellt.
Ab dem Grundschulalter und vor allem in der Pubertät ist Bewegung, Spiel und Sport eine bestimmende und auch wichtige Beschäftigung der Kinder. Grundsätzlich sind hier die adäquate Schutzausrüstung, ein sicheres Sportgerät an sich, die persönliche Fitness und das Erlernen der Sportart wichtige Faktoren der Unfallverhütung und Verletzungsminimierung. Bestimmte Sportarten werden zudem gendertypisch betrieben und bedürfen somit einer entsprechenden Präventionsstrategie. So ist ein Pferd nicht unbedingt ein „Kuschelwesen“, wie es in den beliebten Pferdebüchern dargestellt wird, oder im Fußball bedeutet „taff“ nicht unbedingt immer jeden Zweikampf gewinnen zu müssen.
Eine wichtige Aufgabe der Präventionsarbeit ist nicht nur das Assessment des einzelnen Produktes, sondern auch die Arbeit an der Ausbildung einer Safety Awareness bei Anbietern von Produkten, vor allem im Sportbereich, sodass z. B. zum Sportgerät auch die passende Schutzausrüstung mit angeboten wird. So gab es mit dem Aufkommen der Gartentrampoline ab 2005 zuerst kaum Geräte im Kombipack von Netz und Gerät. Das Netz war oftmals gleich teuer wie das Trampolin selbst. Heutzutage findet man kaum mehr ein Angebot ohne Netz. Aber auch der Kontakt zum Sportmarketing und in den Gesundheitsbereich (Stichwort: Adipositas und Bewegung) ist wichtig, damit das Image einer sportlichen Aktivität nur mit Schutzausrüstung „cool“ ist. Dafür ist der Skihelm das beste Beispiel – ein Skihelm gehört heutzutage ganz einfach dazu. Aber auch im Alltag ist die Produktsicherheit als Motivator wichtig, dass nämlich durch Normen nicht nur das einzelne Produkt sicher wird bzw. ist, sondern auch eine Umgebungssicherheit mit einbezieht. So ist z. B. eine Schultasche das eine, eine mit Reflektoren das andere. Und welcher Teenager würde Sportschuhe oder eine Jacke kaufen und dann selbst Reflektoren aufkleben? Diese müssen natürlich schon Teil des Gesamtproduktes sein.
Es werden nicht alle Unfälle mit tödlichen oder schweren Verletzungen zu verhindern sein. Spezielle Einzelsituationen wird es immer geben, bei denen alles Negative zusammengekommen ist. Dennoch sind viele, je nach Unfallkategorie bis zu 50 %, der Verletzungen verhinderbar oder zumindest in der Schwere reduzierbar. Aus diesem Grund ist das Zusammenspiel der Produkte sicher machenden, der Umfeld gestaltenden und das Verhalten verändernden Interventionstrategien das Um und Auf für eine erfolgsversprechende Arbeit in der Unfallverhütung.
Die Maxime in der Präventionsarbeit muss letztendlich lauten: effektiv und effizient in einer sinnvollen Balance von „so viel wie nötig“ und nicht „so viel wie möglich“.
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