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06.11.2023 | DKK 2024 | Nachrichten

Ausblick auf den Krebskongress

Hautkrebs – von Prävention bis Therapie eine interdisziplinäre Aufgabe

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„Interdisziplinäre Zusammenarbeit beginnt beim Hautkrebs bereits bei der Prävention und ist elementar für das Vorgehen bei der Behandlung“, so Prof. Dr. Ralf Gutzmer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Dynamische Fortschritte sieht er bei prädiktiven Biomarkern und weiteren therapeutischen Zielstrukturen, wie er im Interview erklärt.

„Das Thema Prävention wird in mehreren Sitzungen aufgenommen und die beiden interdisziplinären Tumorboard-Sitzungen beim DKK 2024 geben ein Beispiel dafür, wie das praktisch aussehen kann. Gutzmer freut sich auch auf neueste, molekularbiologische Erkenntnisse in der Dermatologie: „Besonders gespannt bin ich auf die Keynote Lecture ‘Molecular profiling of Melanomas: old and new targets‘ von Boris Bastian von der University of California San Francisco in der Plenarsitzung ‚Fortschritte in der Behandlung von malignen Melanomen‘. Ein weiteres Augenmerk gilt dem Vorgehen bei seltenen Hauttumoren.“ 

Herr Professor Gutzmer, die Molekularbiologie macht sehr dynamische Fortschritte. Was erwarten Sie aus diesem Erkenntnisgewinn für die Hautkrebstherapie?

Prof. Dr. Ralf Gutzmer: Wir erwarten zum einen die Etablierung prädiktiver Biomarker, das sind Parameter, die uns helfen, den Therapieerfolg oder Nebenwirkungen besser vorherzusagen. Es gibt hier verschiedene Studien, die sowohl im Tumorgewebe als auch im peripheren Blut ("liquid biopsy") verschiedene Biomarker untersuchen. Zum anderen erwarten wir uns eine Verbesserung der Therapie, z.B. durch Identifikation weiterer molekularer Zielstrukturen, die wir therapeutisch angehen können (analog zu der BRAF-V600-Mutation) wie auch neuer immunologischer Schlüsselstellen analog zu dem PD1- und CTLA4-Checkpoints, die wir bereits therapeutisch adressieren können.

Wie kann die Versorgung von Hauttumorpatient*innen qualitativ noch verbessert werden – insbesondere in strukturschwachen Regionen? Können unterschiedliche Akteure im Gesundheitswesen besser vernetzt werden?

Die Versorgung von Hauttumorpatient*innen wird immer spezieller und erfordert immer mehr spezialisiertes Fachwissen. Dieser Entwicklung tragen wir zum einen dadurch Rechnung, dass zertifizierte Hautkrebszentren etabliert werden, in denen das jeweilige Fachwissen vorgehalten wird. 

Natürlich gibt es Regionen, die nicht gut von Hauttumorzentren abgedeckt sind. Hier bieten sich Kooperationen zwischen niedergelassenen Ärzten oder Krankenhäusern mit benachbarten Hautkrebszentren an, so wie es ja auch im Rahmen des Zertifizierungsprozesses gefordert wird. Gezielt für die Versorgung der Hautkrebspatient*innen haben wir auch ein aktives ADO-Komitee "regionale dermatoonkologische Versorgungskonzepte", die hier auch neue Versorgungsmodelle und Versorgungsstrukturen, wie z.B. App-Applikationen, erarbeitet und validiert.

Ein Ziel des DKKs besteht darin, den Nachwuchs für eine Tätigkeit in der Onkologie zu motivieren und Berufsperspektiven aufzuzeigen. Wie engagieren Sie sich persönlich, um den Nachwuchs zu fördern?

Als Vorsitzender der ADO ist es mir natürlich ein großes Anliegen, junge Kolleginnen und Kollegen für die Dermatoonkologie zu motivieren. Wir nutzen eine Reihe von Möglichkeiten, junge Menschen anzusprechen. Zum einen über unser bereits seit zehn Jahren, angeflanscht an die Jahrestagung der ADO, durchgeführtes ADO-Nachwuchs-Retreat. Hier haben junge Studierende und Wissenschaftler bereits in der Frühphase ihrer beruflichen Karriere die Möglichkeit, ihre Projekte vorzustellen und Kontakte zu knüpfen. Dann habe junge, aktive Mitglieder der ADO im Jahr 2023 das Komitee "Next Generation ADO" gegründet, das die Vernetzung, den Austausch und die Förderung junger dermatoonkologisch interessierter Kolleg*innen sowohl im klinischen als auch im wissenschaftlichen Sektor fördert und hier eine Plattform bietet. Darüber hinaus versuchen wir mit neuen Lehr- und Lernmethoden das dermatoonkologische Wissen in der nachwachsenden Ärzteschaft zu verbessern, z.B. durch E-Learnings und die "ADO-OncoPulse-App". Alle diese Maßnahmen zeigen auch bereits Wirkung. So hatten wir auf dem letzten Hautkrebskongress im September 2023 eine sehr gut besuchte und sehr interaktive Sitzung des Komitees "Next Generation ADO"; die ADO-OncoPulse-App und die E-Learnings, einschließlich der interaktiven Kasuistiken haben sehr hohe Clickraten und wir sind dabei, diese elektronischen Formate auch weiterzuentwickeln in Richtung einer Austauch-Plattform.

Welche Präventionsmaßnahmen halten Sie für sinnvoll, um Hautkrebs gar nicht erst entstehen zu lassen? Und haben Sie zu diesem Thema Forderungen an die Politik?

Hier gibt es in der Tat eine Reihe von strategischen Initiativen über die Forderungen an die Politik herangetragen werden und die sinnvolle Präventionsmaßnahmen zusammenfassen. Dazu gehören die S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs, dazu gehört die nationale Versorgungskonferenz Hautkrebs (NVKH) und dazu gehört auch das "UV-Bündnis" unter Federführung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Allerdings ist es noch ein weiter Weg, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern wie Australien. Bei uns ist der präventive Gedanke in der Bevölkerung noch nicht so verankert und eine gewisse Bräunung wird immer noch als gesund angesehen, obwohl der UV-Schaden, der die Bräunung erzielt, sicherlich größer ist als der Nutzen.

Sitzungsauswahl Dermatologische Onkologie

Prävention und Früherkennung von Hautkrebs
21. Februar 2024, 09:45 - 10:45 Uhr

Multidisziplinäre Entwicklung von Gesundheitsinformationen in leichter Sprache für bestmögliche Vorsorge und Früherkennung 
21. Februar 2024, 09:45 - 10:45 Uhr

Konsequenzen des Klimawandels für die Krebsprävention 
21. Februar 2024, 11:00 - 12:00 Uhr

Interdisziplinäre Tumorboard-Sitzung: Vorgehen bei fortgeschrittenen epithelialen Hauttumoren
21. Februar 2024, 11:00 - 12:00 Uhr

Prävention gemeinsam gestalten ‒ Präventionsprojekte der Landeskrebsgesellschaften 
21. Februar 2024, 15:00 - 16:30 Uhr

Interdisziplinäre Tumorboard-Sitzung: Vorgehen beim fortgeschrittenen Aderhautmelanom 
21. Februar 2024, 16:45 - 17:45 Uhr

Fortbildungssitzung: Vorgehen bei seltenen Hauttumoren
21. Februar 2024, 18:00 - 19:00 Uhr

Interdisziplinäre Behandlungsoptionen und supportive Aspekte beim Melanom
22. Februar 2024, 15:00 - 16:30 Uhr

Whole Exome Sequencing und Liquid Biopsy als prädiktive Marker und Disease Monitoring in der klinischen Onkologie
22. Februar 2024, 16:45 - 17:45 Uhr

Plenarsitzung: Fortschritte in der Behandlung von malignen Melanomen
22. Februar 2024, 17:15 - 19:15 Uhr

Viele weitere Sitzungen finden Sie auf der Kongresswebseite: https://www.deutscher-krebskongress.de/

Fortschritt gemeinsam gestalten – so lautet das Motto des nächsten Deutschen Krebskongresses

Auf dem größten und wichtigsten onkologischen Fachkongress im deutschsprachigen Raum – 2024 mit mehr als 300 Sitzungen verschiedener Formate – treffen sich alle an der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen beteiligten Fachrichtungen zum interdisziplinären Austausch. 

„Mein zentrales Anliegen ist es, mit dem DKK 2024 den Wissenszuwachs für alle in der Onkologie engagierten Menschen voranzubringen und den interdisziplinären Austausch zwischen den Expert*innen aller Fachrichtungen weiter zu fördern“, sagt Professor Dr. Reinhard Büttner, Kongresspräsident des DKK 2024 und Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Uniklinik Köln. „Außerdem möchten wir gezielt den Nachwuchs für die Onkologie begeistern und fit für die Herausforderungen der Zukunft machen.“

Empfehlung der Redaktion

Kongressdossier zum Deutschen Krebskongress 2024

21. - 24. Februar 2024 | Berlin

Erfahren Sie auf dieser Seite, was auf dem DKK 2024 diskutiert wurde. Es ging um den Stellenwert der Künstlichen Intelligenz in der Onkologie, um Innovationen bei Ovarial- und Glioblastom oder die teils gravierenden Nebenwirkungen von Checkpoint-Inhibitoren. Außerdem lesen Sie zu den Dos und Don’ts des molekularpathologischen Befundberichts.

Der DKK wird gemeinsam von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe veranstaltet. Er bildet die Vielfalt onkologischer Themen in verschiedenen Sitzungsformaten, wie etwa Plenarsitzungen und Highlight-Sitzungen, ab. Zudem können sich die Teilnehmer*innen auch in interaktiven Tumorkonferenzen und Fortbildungsveranstaltungen weiterbilden. Dabei wird der onkologische Nachwuchs gezielt eingebunden und Studierenden werden berufliche Perspektiven aufgezeigt. Aktuelle Fragestellungen, wie beispielsweise zur Krankenhausreform, werden in gesundheitspolitischen Foren diskutiert.

Dieser Bericht ist Teil der Medienkooperation zwischen Springer Medizin und der Deutschen Krebsgesellschaft / der Deutschen Krebshilfe zum DKK 2024.

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