Ist ein niedriger HbA1c-Wert tatsächlich niedrig genug?

Gerade bei Kindern mit Typ-1-Diabetes ist eine gute Einstellung des Glukosestoffwechsels entscheidend, um auf lange Sicht mikrovaskulären Komplikationen vorzubeugen. Therapeutisch werden daher bestimmte HbA1c-Zielwerte angestrebt. Ob auch Werte darunter langfristig einen Gefäßvorteil bringen, haben Pädiater aus Schweden untersucht. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Erhöhte HbA1c-Spiegel gelten als wesentlicher Risikofaktor für mikrovaskuläre Komplikationen wie diabetische Retinopathie und Nephropathie. In den wichtigsten Leitlinien werden bei den therapeutisch anzustrebenden Werten dieses Markers meist Spiegel zwischen 6,5% und 7,5 % genannt. In Deutschland wird ein Zielbereich von < 7,5% empfohlen. Wie entscheidend die Einhaltung dieses Zielwertes bei Kindern in Bezug auf die langfristige Gefäßgesundheit ist, haben Pädiater aus Schweden anhand von Registerdaten kürzlich erneut bestätigt und über die Folgen von noch niedrigeren Werten berichtet. Gute HbA1c-Werte als Kind, gute Werte als Erwachsener Die Pädiater hatten die Daten von 5116 Typ-1-Diabetikern, die vom Swedish Paediatric Diabetes Quality-Register (SWEDIABKIDS) ins Swedish National Diabetes Register (NDR) wechselten, analysiert. Basierend auf den durchschnittlichen im Kinderregister dokumentierten HbA1c-Werten unterteilten die Pädiater die Patienten in sechs Gruppen (HbA1c ≤ 6,5%, > 6,5%–6,9%,> 6,9%–7,4%, > 7,4%–8,1%, > 8,1%–8,7% und > 8,7%) und verglichen diese Werte mit denen aus den Jahren 2013 und 2014. Außerdem untersuchten sie die Häufigkeit mikrovaskulärer Komplikationen. Diabetiker, die im Kindesalter die niedrigsten durchschnittlichen HbA1c-Werte hatten, hatten auch im Erwachsenenalter die niedrigsten Spiegel. Eine lange Diabetesdauer wiederum war mit höheren HbAc1-Werten verbunden, umgekehrt sanken die Spiegel mit zunehmendem Alter bei der Erstdiagnose. Der Anteil an Rauchern und sportlich Aktiven variierte zwischen den Gruppen. Erstaunlich hoch war der Raucheranteil in der Gruppe mit den niedrigsten HbA1c-Spiegeln. HbA1c als Risikomarker für Retinopathie bestätigt Als häufigste mikrovaskuläre Komplikation wurde bei den jungen Erwachsenen mit einem Anteil von 55% die Retinopathie diagnostiziert, wobei das Risiko zu erkranken kontinuierlich mit dem HbA1c-Spiegel in der Kindheit stieg. Diabetiker mit Werten > 8,7% erkrankten 15-mal häufiger als Diabetiker mit Werten < 6,5%. Das galt für Männer und Frauen gleichermaßen und auch die Berücksichtigung anderer Risikofaktoren änderte nichts an dem HbA1c-assoziierten Risikoanstieg. Mikro- und Makroalbuminurie traten insgesamt deutlich seltener auf (7,3% und 2,2%). Und speziell bei der Makroalbuminurie fehlte der HbA1c-Wert assoziierte Risikoanstieg. Der Anteil der erkrankten Diabetiker war mit 3% in der Gruppe mit den niedrigsten HbA1c-Werten und 3,9% in der Gruppe mit den höchsten HbA1c-Spiegeln in etwa vergleichbar. Überraschenderweise lag der Anteil der Diabetiker mit Makroalbuminurie in den Gruppen dazwischen mit HbA1c-Werten von 1,9%, 0,4%, 1,3 und 1,0% deutlich niedriger. Auch für die Mikroalbuminurie fand sich kein linearer Zusammenhang zwischen HbA1c-Spiegel und Erkrankungsrisiko. Im Vergleich zu den Diabetikern mit Werten 8,7% (3,3% vs. 8,0%). HbAc1 – mit guten Werten vorsorgen Wer im Kindesalter gute HbA1c-Werte erreichte, hielt sie meist bis ins Erwachsenenalter, so das Resümee der schwedischen Kinderärzte. In den Gruppen mit einem durchschnittlichen HbA1c-Wert zwischen 6,5% und 7,4% war der Anteil der Raucher am geringsten und der Anteil der sportlich Aktiven am höchsten. Makroalbuminurien wurden in diesen Gruppen am seltensten diagnostiziert. Die Retinopathie als mikrovaskuläre Komplikation hatte sich am häufigsten bei Diabetikern mit hohen HbcA1-Werten im Kindesalter manifestiert, wobei das Risiko linear mit dem Spiegeln anstieg. Aber auch Kinder mit sehr niedrigen HbA1c-Werten (< 6,5%) scheinen vor dieser Komplikation nicht gefeit, wie die Kinderärzte feststellen. Zudem sei der Anteil der Patienten mit Mikro- und Makroalbuminurie in der Gruppe mit den niedrigsten HbA1c-Werten überraschend hoch gewesen. Auch wenn die Ursachen dafür aus der Analyse nicht hervorgehen, empfehlen die Studienautoren, bei diesen Patienten ein besonderes Augenmerk auf die Glukosevariabilität zu legen sowie den diagnostizierten Diabetes-Typ zu überprüfen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Haben diabeteskranke Kinder mit sehr niedrigen HbA1c-Spiegeln (< 6,5%) langfristig ein geringeres Gefäßrisiko als Kinder mit höheren Werten? Antwort: Kinder mit den niedrigsten HbA1c-Spiegeln hatten auch als Erwachsene die niedrigsten Werte. Die Wahrscheinlichkeit, in späteren Jahren an einer Retinopathie zu erkranken, stieg mit den HbA1c-Werten. Werte unter 6,5% schlossen eine Retinopathie im späteren Leben jedoch nicht aus. Für die Albuminurie ließ sich kein eindeutiger Zusammenhang nachweisen. Bedeutung: Der HbA1c-Wert ist ein wichtiger Risikofaktor für mikrovaskuläre Komplikation, aber nicht der einzige. Einschränkung: Die Daten stammten aus einer Zeit, in der die Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung noch nicht etabliert waren. Infolge waren damals niedrige HbA1c-Werte mit mehr Hypoglykämie-Episoden verbunden.

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