Erschienen in:
06.09.2021 | Affektive Störungen | Originalien
Einfluss- und Wirkfaktoren auf Stressbewältigung im Medizinstudium – unter besonderer Berücksichtigung der Depressivität
verfasst von:
A. M. Cohen, K. Braun, N. Hübner, P. V. Scherner, PD Dr. biol. hom. H. B. Jurkat, Dipl.-Psych.
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Aufgrund erhöhter Stressbelastung wurde an der JLU Gießen bis 2019 der Praxiskurs Stressbewältigung im Medizinstudium für vorklinische Medizinstudierende angeboten. Neben autogenem Training mit speziellen Vorsatzformeln wurden Inhalte zu Lernstrategien, Prüfungsängsten und Stressbewältigung vermittelt.
Ziel der Arbeit
Es sollen Wirkfaktoren des Praxiskurses sowie prädiktive Faktoren bestimmt werden, die den Erfolg von Präventionsangeboten begünstigen.
Material und Methoden
Es wurden 81 Kursteilnehmende mit dem Durchschnittsalter von 25,4 Jahren befragt; 32,1 % waren männlich. Die Prä-post-Untersuchungen erfolgten anonymisiert mit PSQ, BDI, PHQ‑9, HADS, SF-12 und dem STQL‑S.
Ergebnisse
Bezüglich Zufriedenheit, Angstsymptomen, Stressbelastung sowie Depressivität wurde bei hohen Effektstärken (Cohen’s d > 1) eine hochsignifikante Verbesserung erreicht. Zu Beginn litten 35 % der Studierenden unter einer klinisch relevanten Depression; diese zeigten auch zum Ende des Praxiskurses eine signifikant höhere Stressbelastung wie auch Studierende mit geringer Studien- oder Lebenszufriedenheit. Es zeigten sich signifikante Interaktionen der Mittelwerte in Abhängigkeit des Vorhandenseins von Lerntechniken sowie ängstlichen Symptomen, jedoch weniger nach dem Vorhandensein von Stressbewältigungsstrategien.
Diskussion
Als prädiktive Faktoren gegen Stressbelastung unter Medizinstudierenden konnten eine hohe Studien- und Lebenszufriedenheit sowie niedrige Depressivität bestätigt werden. Relevante Wirkfaktoren des Praxiskurses sind insbesondere Lernstrategien und der Umgang mit Prüfungsängsten. Theoretische Inhalte zur Stressbewältigung zeigten sich am ehesten aufgrund der Individualität und der schwierigen praktischen Vermittlung weniger eindeutig hilfreich.